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Liberale Stichtage
11.11.2010 - Liberale Stichtage: Bauernbefreiung in Preußen vor 200 Jahren

Bauern im 19. Jahrhundert
Bauern im 19. Jahrhundert

„Mit dem Martinitage 1810 hört alle Gutsuntertänigkeit in Unseren sämtlichen Staaten auf. Nach dem Martinitage 1810 gibt es nur noch freie Leute“. Diese lapidaren Sätze stammen aus einem Edikt des preußischen Ministers Freiherr vom Stein (vgl. Liberaler Stichtag 19.11.2008), erlassen vom preußischen König bereits im Oktober 1807.

Mit ihnen wurden die liberalen Reformen, die nach der preußischen Niederlage von 1806 eingesetzt hatte, auch auf die Bevölkerungsgruppen ausgedehnt, die den bei weitem größten Teil der Einwohner stellten, die Bauern.

Diese wurden aus Leibeigenen, Hofhörigen und Hintersassen zu freien Staatsbürgern, indem quasi nach dem französischen Vorbild von 1789 mit einem Schlag das aus dem Mittelalter rührende Feudalsystem aufgelöst wurde. Die Maßnahme war ähnlich folgenreich wie die Gewerbefreiheit (vgl. Liberaler Stichtag 2.11.2010): Einerseits konnte man erst jetzt daran gehen, ein alle Bürger einschließendes politisches System zu schaffen. Andererseits wurde nun auch die Agrarwirtschaft marktwirtschaftlichen Bedingungen unterworfen.

Zwar mussten viele Bauern zunächst ihre neue Freizügigkeit mit der Ablösung alter Rechte regelrecht erkaufen, mittelfristig erlebte aber die Landwirtschaft einen ungeheuren Aufschwung, der u. a. dazu führte, dass bald Hungersnöte – außer in Kriegszeiten – der Vergangenheit angehörten. Mit dem Martinstag 1810 begann auch in der bäuerlichen Welt die Moderne

Liberale Stichtage - mit dieser Serie erinnert das Archiv des Liberalismus in unregelmäßigen Abständen an Ereignisse und Personen aus der Geschichte des deutschen Liberalismus.