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Truman-Villa in Potsdam
„Es ist nicht another House, es ist internationale, globale, deutsche Geschichte“

Aus Anlass des 75. Jahrestages der Währungsreform in den westdeutschen Besatzungszonen stellte die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit die Neuauflage des Buches „Little White House“ von Robert S. Mackay im Truman-Villa in Potsdam vor.
Robert S. Mackay war Executive Vice-President der American Chamber of Commerce in Germany.

Robert S. Mackay, Autor des Buches „Little White House“ vor der Truman-Villa in Potsdam-Babelsberg. Er war Executive Vice-President der American Chamber of Commerce in Germany.

© Frank Nürnberger

Im Sommer 1945 wohnte US-Präsident Harry S. Truman im „Haus Erlenkamp“ – wie das Gebäude ursprünglich hieß – einer Villa am Griebnitzsee. Heute ist sie Sitz der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit. Der Autor Robert S. Mackay, Executive-Vice-President des American Chamber of Commerce in Germany, hat sich mit der ereignisreichen Geschichte der Villa im Wechsel der Zeit beschäftigt.

Das 1892 vom Verleger Carl Müller-Grote erbaute Haus ist Schauplatz vieler historischer Ereignisse der Nachkriegszeit, des Kalten Krieges bis hin zur SED-Diktatur. Hier wurde der Grundstein für den Marshallplan gelegt, der am 3. April 1948 in Kraft trat. US-Präsident Harry S. Truman unterstützte die Währungsreform in den drei westlichen Besatzungszonen Deutschlands. Bereits ein Jahr zuvor forderte der Präsident in seiner Truman-Doktrin 1947, dass sich jede Nation zwischen „Lebensformen“ und Systemen in Ost und West frei entscheiden solle. Am 17. März 1948 hielt Truman eine Rede vor dem US-Kongress: „Angesichts dieser wachsenden Bedrohung gibt es ermutigende Anzeichen dafür, dass die freien Nationen Europas für ihr wirtschaftliches Wohlergehen und für die gemeinsame Verteidigung ihrer Freiheiten enger zusammenrücken... Ich bin sicher, dass die Entschlossenheit der freien Länder Europas, sich selbst zu schützen, von unserer Seite mit der gleichen Entschlossenheit unterstützt wird, ihnen zu helfen, sich selbst zu schützen."

„Die Truman-Doktrin war eine bahnbrechende Weichenstellung, die Integration Europas aktiv zu betreiben. Die Doktrin war ein dramatischer Wechsel.“

Karl-Heinz Paqué
Karl-Heinz Paqué, Vorsitzender des Vorstands der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Die Währungsreform

Mit der Währungsreform am 20. Juni 1948 wurde in der Trizone die D-Mark eingeführt, die langfristig einen wirtschaftlichen Aufschwung bewirkte. Die Währungsreform wurde maßgeblich durch die US-Amerikaner vorangetrieben, geplant und im Alliierten Kontrollrat eingebracht. Ziel der Reform war es, ein Klima zu schaffen, das der Demokratie und einem freien Unternehmertum förderlich war. Durch die neue Währung wurde die Grundlage für die Umsetzung des US-amerikanischen Marshallplans geschaffen. Die Folge war in den 1950er Jahren das „Wirtschaftswunder”.

Annett Witte, Hauptgeschäftsführerin der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit begrüßte die Gäste im historischen Kaminzimmer. Im anschließenden Impuls analysierte Herr Prof. Dr. Karl-Heinz Paqué, Vorstandsvorsitzender der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, den ökonomisch-historischen Kontext der Währungsreform von 1948 als Wendepunkt der deutschen Geschichte. „Die Truman-Doktrin war eine bahnbrechende Weichenstellung, die Integration Europas aktiv zu betreiben. Die Doktrin war ein dramatischer Wechsel.“ Sehr schnell hätten sich entwickelten die Spannungen zwischen West und Ost entwickelt, die auf der Potsdamer Konferenz in Potsdam spürbar gewesen seien. Truman bewohnte im Sommer 1948 die Villa Erlenkamp des Verlegers Carl Müller-Grote, die heutige Truman-Villa. „Es ist nicht another House, es ist internationale, globale, deutsche Geschichte“, wie Paqué betonte. Von wichtiger Bedeutung war ebenso der Marshall-Plan, ein Bekenntnis zur Unterstützung der europäischen Länder in Freiheit und zur Öffnung der Kapitalmärkte. Auf diesen Grundlagen sei es erst möglich gewesen, einen vernünftigen Weg zu einer Wirtschafts- und Währungsunion zu gehen, bedingt durch eine Kombination aus Makrostabilität und Mikroreform.

„Trumans politische Botschaft war bedeutend“

Robert Mackay sprach in seinem Vortrag über die wechselhafte Geschichte der Truman-Villa als Spiegel der deutschen Geschichte und zeigte Bilder aus der Neuauflage der vor 22 Jahren geschriebenen Denkmalschutzpublikation – von der Kaiserzeit bis zur Gegenwart. Darunter auch Foto von Truman in der Villa. „Erst Jahre später gab Truman zu, dass er naiv gewesen war. Er beschrieb sich als unschuldigen Idealisten und Stalin als gewissenlosen, russischen Diktator.“

Im folgenden Impuls von Prof. em. Dr. Manfred Görtemaker, emeritierter Professor des Lehrstuhls für Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts der Universität Potsdam, erläuterte dieser die Rolle Harry S. Trumans für die deutsche Nachkriegspolitik. „Truman ist ein Präsident geworden, ohne vorbereitet zu sein. Seine Präsidentschaft wurde erst als unbedeutend eingeschätzt.“ Das änderte sich Anfang 1945, als die Stalinisierung Ost-Europas deutlich zu spüren war. Stalin war nicht bereit, sich an die Zusagen von Jalta zu halten. Auf der Potsdamer Konferenz, deren Vorsitz Truman einnahm, ging es unter anderem darum, die Wirtschaftseinheit in Deutschland zu erhalten. „Truman setzte Grenzen.“ so Görtemaker. „Trumans politische Botschaft war bedeutend und davon haben die Europäer und Deutschen profitiert.“

Die Nachkriegsära bis heute

Anschließend diskutierten Robert S. Mackay und Prof. em. Dr. Manfred Görtemaker die besondere Rolle des konsensliberalen Harry S. Truman in der Nachkriegsära. Moderiert wurde das Gespräch von Dr. Wolther von Kieseritzky Referent für historische Forschung / Public History, Archiv des Liberalismus. Robert Mackay hob die Bedeutung Trumans hervor: „Truman hat Amerika aus der Isolation geführt. Das Engangement der USA im Ausland begann mit Truman.“ Görtemaker betonte den Pragmatismus Trumans, der mit der Truman-Doktrin „das machte, was gerade notwendig war.“ Der Ost-Westkonflikt sei noch vorhanden, wie der Ukraine-Krieg zeige. „Wir befinden uns wieder in der Truman-Ära“, so Görtemaker.

Die nach dem US-Präsidenten benannte Truman-Villa in Potsdam ist heute ein Ort der Demokratie und Freiheit. Als Hauptsitz der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit erfüllt diese als Politische Stiftung und Bildungsstätte den Auftrag für Freiheit, Demokratie, Soziale Marktwirtschaft und Menschenrechte.

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