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Weltfahrradtag
Radverkehr sicherer und komfortabler machen

Publikation zur nachhaltigen Stadtentwicklung
Fahrradfahrer in Kopenhagen
Fahrradfahrer in Kopenhagen. 97 Prozent der Radfahrer in der dänischen Hauptstadt sind mit der vorhandenen Radinfrastruktur zufrieden.

Bei verschiedenen Rankings zu den fahrradfreundlichsten Städten der Welt landet immer wieder eine Stadt auf dem ersten Platz oder zumindest auf den vordersten Plätzen: die dänische Hauptstadt Kopenhagen. Diese Fahrradfreundlichkeit macht sich bezahlt. In Kopenhagen nutzen mittlerweile 49 Prozent der Bürgerinnen und Bürger das Rad, um zur Arbeit oder zu Schule zu gelangen. Der Anteil des Radverkehrs am gesamten Verkehrsaufkommen beträgt inzwischen 28 Prozent. Zum Vergleich: Deutschlandweit liegt dieser Anteil bei lediglich 11 Prozent. Pro Wochentag werden in Kopenhagen durchschnittlich 1,44 Millionen Kilometer mit dem Rad zurückgelegt. Dabei sind 97 Prozent der Fahrradfahrerinnen und -fahrer mit der angebotenen Fahrradinfrastruktur zufrieden, 77 Prozent fühlen sich sicher. 

Um diese Werte zu erreichen, wurden in den vergangenen zehn Jahren etwa 50 Millionen Euro in die Verbesserung der Fahrradinfrastruktur investiert. Radwege wurden verbreitert und von den Hautverkehrswegen abgetrennt, Kreuzungen und Kreisverkehre wurden fahrradfreundlich und vor allem sicher gestaltet, an den Ampeln wurden längere Grünphasen für Fahrradfahrerinnen und -fahrer eingerichtet, der bereitgestellte Parkraum für Fahrräder im öffentlichen Raum wurde deutlich erhöht, und es wurden Brücken errichtet, die exklusiv für den Rad- und Fußverkehr zur Verfügung stehen. 

Natürlich ist Kopenhagen nicht die einzige fahrradfreundliche Stadt, die man als Beispiel heranziehen könnte. Insbesondere niederländische Städte wie Utrecht oder Amsterdam tauchen bei entsprechenden Rankings immer wieder auf den vorderen Plätzen auf. All diese Städte haben eines gemein: Die getätigten Infrastrukturmaßnahmen waren nicht darauf ausgerichtet, das Autofahren möglichst unattraktiv zu machen, sondern das Radfahren möglichst komfortabel zu gestalten. Hiervon profitieren auch die Autofahrenden, die dann weniger im Stau stehen müssen. Eine Umfrage zeigt: Die Menschen in Kopenhagen nutzen ihr Fahrrad nicht, weil sie besonders umweltbewusst sind, sondern einfach weil damit die Fortbewegung innerhalb der Stadt so komfortabel ist.

Die Lehren für Deutschland: Die Menschen können und sollen frei entscheiden, wie sie sich fortbewegen wollen. Mit moralischen Appellen bringt man die Menschen nicht dazu, das Rad zu nutzen. Zuallererst muss die Fortbewegung mit dem Rad so sicher wie möglich sein. Hierzu braucht es möglichst unfallsichere Radwege, die von den Hauptverkehrsstraßen getrennt sind. Mit stadtübergreifenden Wegekonzepten und Fahrradschnellstraßen können Unfälle vermieden und eine schnelle Fortbewegung garantiert werden. Auch Kreuzungen müssen durch vorgezogene Haltelinien, wie sie in Kopenhagen und den Niederlanden üblich sind, sicherer gemacht werden. Radfahren muss jedoch nicht nur sicher, sondern auch komfortabel werden. Durch intelligente Ampelschaltungen können Fahrradfahrerinnen und -fahrer von der „Grünen Welle“ profitieren. Gleichzeitig braucht es ausreichend Stellplätze für Fahrräder im öffentlichen Raum, insbesondere in der Nähe von Haltestellen des ÖPNV. Wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, braucht es keine moralischen Appelle mehr, um die Menschen zum Fahrradfahren zu bewegen.