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Publikation

Forschung und Innovation: Ideen für Ideen

Ideen für die Innovationskulturpflege

Forschung und Innovation sind die Voraussetzung für wirtschaftlichen Wohlstand – und das Thema einer neuen Broschüre des Liberalen Instituts. In ihr werden „Ideen für Ideen“ vorgestellt und Ansatzpunkte skizziert, mit denen die Rahmenbedingungen für eine bessere Innovationskultur geschaffen werden können. Und Rahmenbedingungen sind das Stichwort, denn Ideen lassen sich nicht forcieren. Auch der Weg von der Forschung zum Markt ist weit, unabhängig davon, ob die ersten Geistesblitze im wissenschaftlichen Labor, der Entwicklungsabteilung eines Unternehmens oder aus der Duschkabine stammen. Bereits Max Weber hat 1922 darauf hingewiesen, dass genau solche Einfälle und Eingebungen keineswegs vorhersehen und noch weniger erzwingen lassen. „Nur auf dem Boden ganz harter Arbeit bereitet sich normalerweise der Einfall vor“ betonte er 1922, und schränkte gleich ein: „Gewiß: nicht immer. Der Einfall eines Dilettanten kann wissenschaftlich genau die gleiche oder größere Tragweite haben wie der des Fachmanns.“ Eine moderne Innovationskultur ist zudem eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die sich nicht allein an einzelne Wissenschaftlerinnen oder Wissenschaftler delegieren lässt. „Ein Kaufmann oder Großindustrieller ohne ‚kaufmännische Phantasie‘, d.h. ohne Einfälle, geniale Einfälle“ betonte Weber, „der ist sein Leben lang nur ein Mann, der am besten Kommis oder technischer Beamter bliebe: nie wird er organisatorische Neuschöpfungen gestalten.“

Die neue Broschüre setzt genau da an und versucht Impulse zu setzen, wie derartige Neuschöpfungen erleichtert werden können. An erster Stelle steht „eine offene Kultur, die Wissen wertschätzt, Chancen schafft und kluge Anreize für Forschungsausgaben setzt.“ Auch ein leistungsfähiges Bildungssystem, dass es jedem Menschen ermöglicht, sein eigenes Potenzial zu entfalten, ist eine wichtige Voraussetzung. Vor allem die frühkindliche Bildung – einschließlich der frühkindlichen MINT-Bildung, verdient dabei mehr Aufmerksamkeit. Auch wenn sich noch nicht absehen lässt, in welchen Berufen die Kinder von heute einmal arbeiten werden, so steht dennoch fest, dass der Umgang mit Innovationen eine entscheidende Kompetenz sein wird. Ein Blick in die Zahlen der World Intellectual Property Organization macht dabei übrigens Mut: egal ob man das Wachstum wissenschaftlicher Publikationen oder das Wachstum der Transistoren auf Microchips betrachtet, es besteht kein Zweifel, dass wir in einem Fortschrittszeitalter leben, das große Chancen bietet – auch, was beispielsweise die Vermeidung von Ressourcenverschwendung angeht.

Die besten Köpfe brauchen die besten Bedingungen. Damit Deutschland als Innovationsstandort attraktiv bleibt, braucht es eine attraktive Einwanderungspolitik. Auch hier sollten die Chancen im Vordergrund stehen: Der „Migrant Founders Monitor 2021“, den die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit gemeinsam mit dem Bundesverband Deutsche Startups e.V. veröffentlicht hat, hat beispielsweise festgestellt: „Mit einem Anteil von gut 20 % nehmen Gründerinnen und Gründer mit Migrationshintergrund eine wichtige Rolle im Startup-Ökosystem ein und sind damit eine treibende Kraft wirtschaftlicher Innovation in Deutschland.“ Ohne eine gute Infrastruktur geht freilich wenig – auch auf diesen Aspekt geht die Broschüre daher ein. Ein Thema, das das Liberale Institut bereits mit einem umfangreichen Gutachten hat untersuchen lassen, gehört ebenfalls zu einer modernen Innovationskultur dazu. Soziale Innovationen bieten viel Potenzial, um die sozialen Fragen des 21. Jahrhunderts zu lösen – auch hier braucht es freilich klug gesetzte Rahmenbedingungen.

Wer das Thema vertiefen möchte, dem sei das spannende Buch von Matt Ridley „How Innovation Works“ empfohlen, dessen Kernthesen die Broschüre in einem Schaubild aufgreift (eine gelungene Rezension des Buchs, verfasst von Justus Enninga, findet sich hier). Ebenso wie Weber betont auch Ridley die Bedeutung von Zufällen und Wagemut und folgert daraus, dass gesunde Fehler- und Führungskulturen sowie „ein gewisses Maß an Verspieltheit“ wichtige Faktoren für eine moderne Innovationskultur sind. Innovationen gedeihen am besten in Freiheit, fasst Ridley seine Thesen zusammen und lobt dabei die „fragmented governance“. Mit anderen Worten: schwere Tanker sind selten gut darin, frischen Wind zu nutzen. Auch deshalb gilt aus liberaler Sicht: das Ziel muss ein agiles Innovationsökosystem sein, dass jeder Einzelnen und jedem Einzelnen die Möglichkeit gibt, neue Wege zu gehen. Bildung ist dazu ein Schlüssel.