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Klimawandel
Land Unter – Wie kommen wir besser mit Wetterextremen zurecht?

Zwei Autos stehen auf einer von dem über die Ufer getretenen Fluss Leine überfluteten Straße zwischen Hannover und Hemmingen in der Region Hannover.
© picture alliance/dpa | Sarah Knorr

Ob die aktuelle Flutkatastrophe in Deutschland auf den Klimawandel zurückzuführen ist, lässt sich unmöglich beantworten. Doch Zahl und Ausmaß von Wetterextremen wird aufgrund des Klimawandels sehr wahrscheinlich zunehmen. Eine Studie der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit zeigt, mit welchen Maßnahmen sich Kommunen zukünftig am besten darauf vorbereiten können.

Fest steht: Die Weihnachtszeit und der Jahreswechsel waren in weiten Teilen Niedersachsens und Sachsen-Anhalts alles andere als besinnlich. Anhaltender Starkregen ließ in ganz Deutschland Flüsse über die Ufer treten und Flächen überschwemmen. Besonders betroffen war der Nordwesten. Die Pegelstände von Weser, Elbe und Ems waren in den vergangenen 130 Jahren (so lange gibt es die ersten Messstellen in Niedersachsen) nur selten höher als in den vergangenen zwei Wochen. Besonders betroffen waren Städte wie Meppen und Oldenburg, deren Bewohnerinnen und Bewohner noch immer unter den Folgen des Hochwassers leiden.

Auch wenn zusätzliche Katastrophen wie Deich- und Dammbrüche dank des professionellen Einsatzes der vielen Helferinnen und Helfer bislang ausgeblieben sind, stehen vielerorts Keller unter Wasser. Zudem rechnen Landwirtschaftsverbände in den betroffenen Gebieten mit Ernteausfällen von bis zu 20 Prozent. Noch ist es zu früh, verlässliche Zahlen über die entstandenen Schäden zu nennen. Sicher ist jedoch, dass es noch lange dauern wird, bis sich die betroffenen Regionen von der Flut erholt haben.

Die nun häufig geführte Diskussion, ob dieses Wetterextrem eine direkte Folge des menschlichen Beitrags zum Klimawandel ist oder nicht, erscheint in diesem Zusammenhang eher nebensächlich. Viel wichtiger ist die Erkenntnis, dass solche Ereignisse in Zukunft wahrscheinlich viel häufiger auftreten werden. Denn mit dem sich verändernden Weltklima nehmen sowohl die Häufigkeit als auch das Ausmaß von Extremwetterereignissen wie Starkregen, Dürre oder langanhaltende Hitzeperioden zu – so die Einschätzungen des größten und renommiertesten Teils der Klimaforschung in der internationalen Gemeinschaft. Damit stellt sich zwangsläufig die Frage, wie in Zukunft mit der wachsenden Bedrohung durch Wetterextreme umgegangen werden soll. Natürlich hat Klimaschutz weiter Priorität – ohne eine umfassende Reduktion der Treibhausgasemissionen sind die Folgen des Klimawandels nicht zu kontrollieren. Aber trotz aller Anstrengungen müssen wir eben auch lernen, mit den Folgen des Klimawandels zu leben und uns auf häufigere Extremwetterereignisse vorbereiten.

Die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit hat bereits im vergangenen Jahr eine Studie veröffentlicht, die aufzeigt, wie Kommunen mit den Herausforderungen des Klimawandels am besten umgehen können. Die Studie wurde vom Beratungsunternehmen adelphi durchgeführt. Darin werden verschiedene Ansätze zum Krisenmanagement einerseits, aber auch zur grundsätzlichen Resilienzförderung andererseits aus aller Welt aufgegriffen und analysiert. Die Autorinnen und Autoren der Studie zeigen beispielsweise die Vorteile von tiny forests in Amman, die Auswirkungen grüner Korridore in Medellin sowie die positiven Effekte einer innovativen Parkgestaltung wie in Bangkok.

Im Rahmen der Studie wird deutlich, dass all diese Maßnahmen auch erhebliche Opportunitätskosten aufweisen. Gerade in wachsenden Städten besteht eine hohe Konkurrenz hinsichtlich der Nutzung knapper Flächen. Wenn Wohnraum knapp und teuer ist, fällt es nicht leicht, Kaltluftschneisen unbebaut zu lassen. Genauso stehen Flächen für den zunehmenden Auto-, ÖPNV- und Fahrradverkehr in Konkurrenz zur Entsiegelung, die für den Umgang mit Starkregen und Trockenheit wichtig ist. Daher wird es ganz zentral auf innovative Ansätze – wie multifunktionale Flächennutzungen – ankommen, damit ökonomische, ökologische und soziale Ziele gleichermaßen berücksichtigt werden können und die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands nicht von Wetterextremen beeinflusst wird.

Kernziel der Studie ist es, Kommunen und regionalen Entscheidungsträgern eine Sammlung von Best-Practice-Beispielen aus aller Welt zur Verfügung zu stellen. Auf dieser Basis können sie versuchen, die bestmögliche Krisenprävention angesichts steigender Wahrscheinlichkeiten von Überschwemmungen, Dürren und anderen Wetterextremen zu finden und vorausschauend umzusetzen. Ein wichtiger Schritt! Denn neben den wichtigen Zielen der Emissionsvermeidung sind auch Anpassungsmaßnahmen dringend erforderlich, um mit den Veränderungen umzugehen. Mangelnde Investitionen in Krisenresilienz in den letzten Jahrzehnten kommen der Gesellschaft immer häufiger teuer zu stehen. Umso wichtiger ist es, dass in Zukunft solche Maßnahmen durchgeführt werden, die die größtmögliche Wirkung und das beste Kosten-Nutzen-Verhältnis aufweisen.