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Wohnungsbau
Die Wirtschaftskraft hinter dem Wohnungsbau

Die Wirtschaftskraft hinter dem Wohnungsbau

Eine neue Studie zeigt: Jeder siebte erwirtschaftete Euro und jeder siebte Arbeitsplätz hängt hierzulande direkt oder indirekt mit dem Wohnungsbau zusammen.

© picture alliance / SvenSimon | Frank Hoermann/SVEN SIMON

Der Wohnungsmarkt steckt in der Krise. Baukosten und Baulandpreise steigen immer weiter, gleichzeitig bewegen sich die Zinsen auf einem konstant hohen Niveau. Insbesondere diese drei Faktoren sorgen dafür, dass die aktuellen Rahmenbedingungen für den Wohnungsbau denkbar schlecht sind. Eine Umkehr des Trends ist bisher nicht in Sicht. Die Zahl der Baugenehmigungen ist weiter rückläufig, genauso wie die Prognosen zu zukünftigen Fertigstellungen. Kein Wunder also, dass sich die Stimmung in der Baubranche auf einem Allzeittief befindet.

Wohnungsbau und Wirtschaftswachstum hängen eng zusammen

Die Situation auf dem Wohnungsmarkt lässt niemanden kalt. Wenn der Wohnungsmarkt in Schieflage gerät, betrifft das die Menschen unmittelbar und ganz direkt. Denn wir alle müssen irgendwo wohnen, Miete zahlen oder einen Kredit finanzieren. Die aktuelle Lage belastet jedoch nicht nur die Lebenssituation der Menschen, sondern hat auch ganz konkrete Konsequenzen für die deutsche Wirtschaft. Wie wichtig der Wohnungsbau für den Wirtschaftsstandort Deutschland ist, zeigt nun eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW).

Die Studie analysiert die konkreten Auswirkungen des Wohnungsbaus auf Wertschöpfung und Beschäftigung in Deutschland. Untersucht werden dabei die direkten, indirekten sowie induzierten Effekte. Die direkten Effekte erfassen Wertschöpfung und Beschäftigung der im Wohnungsbau tätigen Unternehmen. Natürlich ist der Wohnungsbau auch ganz zentral auf Vorleistungen (z.B. Baustoffe) angewiesen – die Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte, die hierdurch entstehen, werden als indirekte Effekte bezeichnet. Die induzierten Effekte erfassen die Tatsache, dass durch den Wohnungsbau generierte Einkommen weitere Nachfrage – und damit Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte – erzeugen.

Jeder siebte Arbeitsplatz hängt mit dem Wohnungsbau zusammen

Nach den Berechnungen des DIW generierte die Wohnungsbaubranche im Jahr 2023 eine Bruttowertschöpfung in Höhe von insgesamt 536,8 Mrd. Euro. Davon wurden 198,3 Mrd. Euro direkt durch den Wohnungsbau erwirtschaftet. Zusätzlich hat der Wohnungsbau indirekte Wertschöpfungseffekte von 166,4 Mrd. Euro sowie induzierte Wertschöpfungseffekte von 172,2 Mrd. Euro erzeugt. Gleichzeitig ergeben die Berechnungen, dass der Wohnungsbau Auswirkungen auf etwa 6,6 Millionen Arbeitskräfte in Deutschland hat. Damit hängt jeder siebte erwirtschaftete Euro sowie jeder siebte Arbeitsplatz direkt oder indirekt mit dem Wohnungsbau zusammen. Zur Einordnung: Damit sind die Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte des Wohnungsbaus in etwa genauso groß wie die der Automobilindustrie. 

Die wirtschaftlichen Auswirkungen eines funktionierenden Wohnungsmarktes sind laut der Studie des DIW sogar noch weitreichender. So sind insbesondere Unternehmen in deutschen Großstädten darauf angewiesen, dass ihre Arbeitskräfte bezahlbaren Wohnraum vorfinden können. Ein funktionierender Wohnungsmarkt ist also auch die Voraussetzung für einen effizienten Arbeitsmarkt. Und auch ein Vermögensaufbau durch den Erwerb von Immobilien ist in Deutschland nur dann möglich, wenn diese bezahlbar sind.

Fazit: Gebäudeklasse E könnte Trendwende bringen

Der Wohnungsbau ist also gleich aus mehreren Gründen ein Weichensteller für Wirtschaftswachstum in Deutschland. Jeder siebte erwirtschaftete Euro und jeder siebte Arbeitsplatz hängen hierzulande direkt oder indirekt mit dem Wohnungsbau zusammen. Gleichzeitig trägt ein funktionierender Wohnungsmarkt entscheidend zu Vermögensaufbau und Arbeitsmarkteffizienz bei.

Der Wohnungsmarkt braucht einen echten Schub – um die Situation der Menschen zu verbessern, und um für neues Wirtschaftswachstum zu sorgen. Das von Marco Buschmann (FDP) geführte Bundesjustizministerium arbeitet derzeit an einem Gesetzentwurf, der den Weg für einen neuen Gebäudetyp E freimachen soll. Mit dieser Gebäudeklasse wäre es deutlich einfacher, von geltenden Normen abzuweichen und mehr (Bau-)Experimente zu wagen. Ein enormer Fortschritt und eine echte Chance, einfacher und vor allem günstiger zu bauen. Allein mit dieser Art von Entbürokratisierung lässt sich die Krise auf dem Wohnungsmarkt beheben und dringend benötigtes Wirtschaftswachstum erzeugen.