EN

Publikation

Jahresbericht 2022 – Krieg in Europa

Schon seit mehr als einem Jahr tobt der russische Angriffskrieg in der Ukraine: Kein anderes Ereignis hat das Jahr 2022 mehr geprägt, hat mehr Einfluss auf Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gehabt als dieser Krieg. Dieser Jahresbericht steht daher im Zeichen des Krieges in Europa.

Unsere persönliche Sorge galt in erster Linie der Sicherheit unseres Teams in Kiew und unseren Partnerorganisationen. Ich danke dem Ukraine-Team für seine hervorragende Leistung in schwierigen Zeiten. Gemeinsam mit den ukrainischen Partnern haben sie erste Nothilfe für die Menschen organisiert. Und trotz Luftangriffen, Strom- und Wasserabschaltungen, trotz Gefahr für Leib und Leben haben sie die Projektarbeit mit den für die Ukraine derzeit wichtigen Themen weiter vorangetrieben. Unser Projektbüro in der Ukraine leistet einen unverzichtbaren Beitrag, um die Menschen vor Ort zu unterstützen, unabhängigen Journalismus zu fördern und politische Bildung zu ermöglichen.

Russlands Krieg in der Ukraine ist ein Angriff auf Freiheit und Frieden – Werte, die wir als liberale Stiftung überall auf der Welt verteidigen. Seit dem russischen Angriff hat die Stiftung in Deutschland und weltweit in Veranstaltungen, Analysen und Hintergrundberichten zu den Entwicklungen in der Ukraine umfassend informiert. Mit unseren hochpolitischen und hochaktuellen Veranstaltungen zum Ukraine-Krieg und seinen Folgen haben wir viele Bürgerinnen und Bürger – sowohl im Inland als auch im Ausland – erreicht. Darunter waren die Berliner Rede zur Freiheit mit der estnischen Premierministerin Kaja Kallas, die Verleihung des Freiheitspreises an die slowakische Präsidentin Zuzana Caputova, die Verleihung des Walter-Scheel-Preises an die Bildungsaktivistin Halyna Tytysh, die Veranstaltung „How Putin’s War Renews Europe“ mit dem belgischen Premierminister Alexander De Croo und die Anti-War-Tour des Punkerinnenkollektivs Pussy Riot aus Moskau mit ihrer Protestkunst. Unsere Projektbüros im Ausland haben ihre Expertise über moderne Formate auch ins Inland gebracht, postcorona-bedingt noch verstärkt hybrid oder digital. Mit der Kampagne „Reshape Europe“ startete die Stiftung einen weltweiten Dialog zur Zukunft Europas, der auch 2023 fortgesetzt wird.

Die geopolitische „Zeitenwende“ verlangt in vielen Bereichen einen Wandel. Die Neuausrichtung der Sicherheitspolitik braucht neue Partner für europäische Allianzen. Mit unserer Publikation „Allianzen für Demokratie“ liefert die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit wichtige Impulse für Bündnisse, um die freiheitlichen, demokratischen Werte gegenüber Autokratie und staatlicher Willkür zu unterstützen und zu verteidigen.

Der Angriff auf die Ukraine war in der geopolitischen Analyse ein Akt mit Ankündigung. Putins traditionelle Großmachtpolitik und ein Denken in Einflusssphären waren schon längere Zeit zu verfolgen gewesen – nicht erst mit der Annexion der Krim. Mit dem Georgienkrieg 2008 hatte Putin bereits seine skrupellosen Ambitionen offengelegt. In der Publikation der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit „Lebt Putin in einer ‚anderen Welt‘?“ aus dem Jahr 2014, die wir 2022 neu aufgelegt haben, beschreibt Michael Roick die russische Außenpolitik – ein Rückblick, der sich aus aktuellem Anlass lohnt.

Unser Engagement für die Freiheit bildet die Grundlage unserer liberalen Menschenrechtsarbeit im Ausland. Im Kampf für Freiheit und Demokratie setzen sich viele Menschenrechtsverteidigerinnen und -verteidiger weltweit ein – darunter auch Anwältinnen und Anwälte, die selbst zu den am meisten verfolgten Berufsgruppen gehören. Über ihre mutige Arbeit für die Grundrechte und die Freiheit berichteten wir auf einer Konferenz und in der Publikation „Human Rights Defenders“. Der jährliche Menschenrechtsreport der Stiftung zeigt zudem die Schwerpunkte der Menschenrechtsarbeit in unseren Projektländern.

Die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit und ihre Partner engagieren sich nunmehr seit 65 Jahren für Freiheit und liberale Werte in über 60 Ländern und Regionen. Die Themenagenda unserer politischen Bildungsarbeit umfasst Soziale Marktwirtschaft und globalen Wohlstand, liberale Demokratie und offene Gesellschaft, Bildung und gerechte Chancen, innovative Energie- und Klimapolitik sowie weltweite Zusammenarbeit, Menschenrechte und internationale Verantwortung sowie digitale Transformation und kommunikative Souveränität. Unsere Publikationen wie Gutachten, Policy Paper und Impulspapiere greifen aktuelle politische Themen der Themenagenda auf: Mit Perspektive aus, aber auch auf Deutschland, Europa und die Welt. 

Zum 100. Todestag Walther Rathenaus erinnerte die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit mit einer Publikation und einer Veranstaltungsreihe an den Industriellen, Publizisten und liberalen Außenpolitiker. Unser zeithistorisches Themenmanagement würdigte außerdem Liselotte Funcke, eine der ganz großen Liberalen der Nachkriegsgeschichte.

Das Bildungsprogramm beleuchtete aktuelle politische Themen wie Wirtschaft und Krise, Energiepolitik, Inflation, Frauenrechte und Iran sowie aktuelle Wahlen weltweit. Mehr als 146.000 Teilnehmende besuchten mehr als 2.100 Veranstaltungen, davon waren die Hälfte digitale Formate.

In der Pressearbeit erzielten wir eine erneute Steigerung und erreichten eine Bruttoreichweite von über 1,6 Milliarden. Die Webseite freiheit.org konnte einen Höchststand von 8,5 Millionen Aufrufen verzeichnen.

Auch unsere Gremien haben sich verändert: Anne Brasseur, Botschafterin und Streiterin für Europa, wurde neu in den Vorstand gewählt. Sie wird die Stiftungsarbeit mit den Schwerpunkten Menschenrechtsarbeit sowie Außen- und Europapolitik in den kommenden Jahren maßgeblich prägen. Das Kuratorium hat zudem weitere neue Mitglieder gewählt: Bettina Stark-Watzinger MdB, Sarah Bäumchen, Barbie Kornelia Haller, Dr. Ellen Madeker, Michael Link MdB.

Frieden und die Freiheit in Europa haben eine Zukunft. Als liberale Stiftung ist unser unermüdlicher Einsatz für eine freiheitliche Ordnung in Europa Pflicht und Verantwortung zugleich. Es gilt jetzt und in Zukunft, Liberalismus eine Stimme zu geben und dort hinzuschauen und aktiv zu sein, wo freiheitliche Werte von illiberalen Kräften bedroht werden. Politische Bildung beruht auf einem Wertefundament. Unser Fundament heißt Freiheit. Allen Mitarbeitenden im Inland und Ausland gilt mein Dank für ihr Engagement.

Die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit setzt sich neue strategische Ziele. In den nächsten Jahren werden wir weiter wachsen, unsere Expertise als moderne Denkfabrik ausbauen, unsere Netzwerke verdichten sowie innovative Lösungen in Sachen Nachhaltigkeit auch in Bezug auf unsere eigene Arbeit stärken.

Ich lade Sie herzlich ein, in diesem Jahresbericht mehr über die Arbeit der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit sowie die Perspektiven und liberalen Antworten auf die Fragen der Zeit zu erfahren. Mehr noch: Besuchen Sie unsere Veranstaltungen in Präsenz oder virtuell, schärfen Sie Ihre Fähigkeiten in unseren Trainings und informieren Sie sich über die aktuellen politischen Fragen und Themen in unseren Publikationen, auf unserer Webseite und in den sozialen Medien.

Ihre
Annett Witte

Hauptgeschäftsführerin der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit