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Afrika – Investitionsstandort der Zukunft?

Der ivorische Unternehmer Stanislas Zézé im Interview
Afrika – Investitionsstandort der Zukunft?

Besuchsgruppe vor dem Reichstag

© Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Der ivorische Unternehmer Stanislas Zézé, Gründer und Geschäftsführer der Ratingagentur Bloomfield Investment Corporation, spricht im Interview mit freiheit.org über Unternehmertum in seiner Heimat Côte d’Ivoire und über das Potential deutsch-afrikanischer Wirtschaftskooperationen.

Herr Zézé war einer der Teilnehmer des FNF-Besuchsprogramms „Förderung von Privatinvestitionen in Senegal und Côte d´Ivoire“, das vom 7. bis 14. April in Frankfurt und Berlin stattfand. Die Teilnehmer haben einen 10-Punkte Papier verfasst, das die Anregungen und Ideen, die während der verschiedenen Gespräche beim Besuchsprogramm entstanden sind, in wesentlichen Empfehlungen weiterentwickelt.

Diese Veranstaltung steht im Kontext der kontinuierlichen Arbeit der Stiftung, die besonders auf die Förderung von Privatinvestitionen und Unternehmertum in Afrika abzielt. Damit knüpft sie auch an die große Konferenz der FNF aus dem Jahr 2017 an, die unter dem Titel „start up Africa – afrikanische Wirtschaft stark machen“ zu Recht als Wegbereiter für dieses Thema gilt.

Wie würden Sie die aktuellen Rahmenbedingungen für Privatinvestitionen und Unternehmertum in Côte d’Ivoire beschreiben? Was sind die größten Herausforderungen?

Die Rahmenbedingungen an sich fördern Unternehmertum und Investitionen, allerdings mangelt es an der Umsetzung entsprechender Maßnahmen und Gesetze sowie an einer effizienten Verwaltung. Neben diesen Herausforderungen stellt auch die Kommunikation vonseiten der Regierung ein Problem dar. Der Informationsaustausch zwischen Geschäftsleuten und Verwaltung verläuft oftmals nicht optimal. Es wurde zwar ein neues Amt eingerichtet, das die Unternehmensgründung erleichtern- und innerhalb von nur vier Stunden auch ermöglichen soll; das Problem jedoch liegt darin, dass viele zukünftige Unternehmer bei der Gründung gar nicht wissen, wo sie sich genau hinwenden und mit wem sie sprechen sollen. Es bestehen also eine Reihe organisatorischer Herausforderungen.

Eine weitere große Herausforderung für Unternehmensgründungen in Afrika ganz allgemein war die Frage der Zugänglichkeit von Informationen. Es ging hierbei vor allem um hochwertige Informationen zum Investitionssektor und zum Land, in dem man investieren möchte. Dank Ratingagenturen wie der unsrigen stehen uns solche Informationen in letzter Zeit in zunehmendem Maße zur Verfügung. Wir tauschen uns z.B. mit der Regierung aus, wir produzieren Risikoanalysen und organisieren Round Table-Diskussionen, um Informationen an ein interessiertes Publikum zu bringen.

Afrika – Investitionsstandort der Zukunft?

Stanislas Zézé mit Fatoumata Niang Nox, Jacolabs und Josephine Kande, ADEPME

© Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Was würden Sie einem jungen Ivorer oder einer jungen Ivorerin raten, die sich für Unternehmertum interessieren?

Das Erste, das ich meistens sage, ist, dass sie sich vor allem auf sich selbst verlassen müssen. Dies ist wichtig, denn viele glauben, dass ihnen die Regierung, die Bank oder sonst jemand helfen sollte. Zweitens muss man gut organisiert sein. Eine Geschäftsidee muss ein bestimmtes Bedürfnis in der Gesellschaft bedienen. Man gründet ein Unternehmen, um damit eine bestehende Lücke in einer marktwirtschaftlichen Ordnung zu schließen. Die Erfolgschancen hängen davon ab, ob die Menschen das, was man erschaffen möchte, tatsächlich auch benötigen. Wer ist die Zielgruppe und welche Dienstleistung bzw. welches Produkt bietet man genau an? Man kann also nicht lediglich duplizieren, was bereits existiert. Wenn man etwas dupliziert, dann muss man auch sicherstellen, dass man einen zusätzlichen Wert bietet und diesen dann vermarktet. Dennoch ist Innovation immer der bessere Weg, um ein erfolgreiches Unternehmen zu gründen.

Der Finanzierungsaspekt sollte an letzter Stelle stehen. Der Fokus muss darauf liegen, gut organisiert zu sein und ein attraktives Unternehmen oder Produkt zu haben, das für andere interessant ist. Erst danach kann man über die Finanzierung nachdenken. Das Startkapital muss von einem selbst stammen, dann kann man sich nach anderen Quellen umschauen. Potentielle Investoren – sei es eine Bank, ein „Business Angel“ oder andere mögliche Interessenten – müssen davon überzeugt sein, dass man auch selbst an sein Unternehmen glaubt und bereit ist, darin zu investieren. Ein „Business Angel“ ist hierbei jemand, der sich finanziell an Unternehmen beteiligt und gleichzeitig die Existenzgründer mit Know-how und Kontakten in einer typischerweise sehr frühen Phase unterstützt.

Schließlich ist es wichtig zu begreifen, dass Unternehmertum bedeutet, etwas zu erschaffen. Es ist kein Weg zu schnellem Erfolg, sondern beansprucht viel Zeit und ist von Hindernissen und Herausforderungen gezeichnet, die man meistern muss. Wenn man allerdings hartnäckig und mutig ist, schafft man es am Ende des Tages. Jeder Unternehmer, sei es Bill Gates, sei es Dangote, stößt auf Hindernisse. Wenn man dann bei der ersten Herausforderung aufgibt, wird man es nie schaffen.

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Welche Ideen konnten Sie von der Besuchsreise nach Deutschland mitnehmen, um Investitionen in Côte d‘Ivoire zu fördern?

Ich konnte feststellen, dass deutsche Unternehmen grundsätzlich bereit sind zu investieren, solange sie ein Potential sehen, zuverlässige Informationen besitzen, eine Investitionsrendite erwarten und glauben, dass der Markt in entsprechenden Ländern in der Lage ist, ihre Produkte zu aufzunehmen. In diesem Kontext ist ihre Einstellung gegenüber Afrika oft skeptisch, was daran liegt, dass sie nicht die richtigen Informationsquellen besitzen. In unseren Gesprächen mit der ivorischen Regierung versuchen wir immer wieder darzustellen, dass deutsche Unternehmer sehr wohl Interesse an Investitionen haben. Sie müssen nur korrekt informiert sein und wissen was sie erwartet. Daneben müssen wir natürlich sicherstellen, dass die rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen stimmen und auch weiterhin aufrechterhalten werden. Für viele gilt Afrika als der nächste große Investitionsstandort schlechthin und deutsche Unternehmen wollen bei dieser Entwicklung nicht nur von außen zusehen. Der Aufbau von Handelsbeziehungen stellt hierbei natürlich den ersten Schritt hin zu direkten Investitionen dar.     

Für Medienanfragen kontaktieren Sie unsere Afrika-Expertin der Stiftung für die Freiheit:

User
Stefanie Steinbach
Telefon: +49 331 7019-117