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Spektakel oder Gipfel?

Donald Trump und Kim Jong Un treffen sich in Singapur
Kim Jong Un und Donald Trump - nach langem Hin und Her soll es nun zum gemeinsamen Treffen kommen.

Kim Jong Un und Donald Trump - nach langem Hin und Her soll es nun zum gemeinsamen Treffen kommen.

© Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Nach Absage, Briefumschlag und wiederholter Zusage sind der US-amerikanische Präsident Trump und der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un in Singapur eingetroffen. Morgen um 3 Uhr deutscher Zeit soll es losgehen – erneute Überraschungen nicht ausgeschlossen. 

Gestiegener Marktwert

Eins ist jetzt schon klar, wie Lars-André Richter, Büroleiter der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit in Seoul, feststellt: „Nordkoreas Marktwert ist gestiegen.“

Vor dem Hintergrund der drückenden Sanktionen gehe es Kim Jong Un in erster Linie darum „sich durch scheinbare Annährung wieder für China interessant zu machen“. Die „Schaukelpolitik“ von Kim Jong Un – zwischen USA und China pendelnd – habe sich schon jetzt bezahlt gemacht. Nach Jahren der Distanz trafen sich Kim und Chinas Staats- und Parteichef Xi Jingping in den vergangenen Wochen gleich zweimal.

Getting Things Done

Nun also das Treffen mit Donald Trump, auf das die ganze Welt gespannt schaut. Ein Treffen, von dem bisher ausgegangen wurde, dass es Monate, wenn nicht sogar Jahre diplomatischer Vorbereitung erfordere. Trump hingegen hält allzu viel Vorbereitung für nicht nötig.

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Für Donald Trump dürfte das Treffen eine erneute Gelegenheit sein, sich als hart durchgreifender „Dealmaker“ zu positionieren. Vor dem Hintergrund schwächelnder Ergebnisse bei den Vorwahlen in in Kalifornien in der vergangenen Woche eine willkommene Abwechslung.

Doch was bleibt am Ende vom Trump-Kim-Gipfel übrig? Nordkorea-Experten Lars-André Richter hält eine Einigung wie den Iran-Deal für möglich: „Nordkorea wird nicht bereit sein, sein Raketenprogramm noch sein Nuklearprogramm sofort aufzugeben. Das wird, wenn überhaupt, in Phasen passieren.“

Druck als diplomatisches Mittel

Dabei ist es wahrscheinlich genau diese Unberechenbarkeit, die sie überhaupt zusammengeführt hat. „Solange Trump im Amt ist, könnte es schwierig für Nordkorea sein, aus den Verhandlungen so einfach wieder auszusteigen. Bei Trump weiß man nie, nicht auszuschließen, dass er dann auf eine militärische Option zurückgreift“, so Lars-André Richter. Es scheint genau dieser Druck zu sein, den Nordkorea gebraucht hat, um sich aus seiner Isolationshaltung zu lösen und Bewegung in den Konflikt auf der koreanischen Halbinsel zu bringen. „Einige Südkoreaner hoffen sogar, dass sie schon nächstes Jahr mit dem Zug über Seoul, Pjöngjang und Moskau nach Berlin fahren werden“, berichtet Richter aus Seoul, wo er seit mittlerweile fünf Jahren lebt.

Wie realistisch diese Hoffnung ist, wird sich morgen zeigen. Einige Beobachter unken bereits, dass da zwei Hitzköpfe aufeinandertreffen.