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„Migration ist ein Thema, das Afrika und Europa verbindet“

Perspektiven schaffen und über Gefahren aufklären
Papierschiffchen

Eine Vielzahl afrikanischer Länder sind sowohl Herkunfts- als auch Ankunftsländer.

© iStock/ mikyso

Unsere Projektleiterin für Westafrika, Inge Herbert, im Interview mit freiheit.org  über Migration und Menschenrechte. Zwei Themen, die die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit Senegal in den beiden letzten Septemberwochen mit einer Veranstaltungsreihe ins Zentrum rückte: „Ein jährliches Treffen, das ein Muss ist und relevante Akteure sowie Verteidiger von Menschenrechten in West- und Zentralafrika zusammenbringt“ - so eines der vielen Medienechos zu der Veranstaltung, die mit fast 150 Teilnehmern aus 16 afrikanischen Ländern einen neuen Rekordwert aufstellte.

Vom 18. bis 29. September hat die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit in Senegal in Kooperation mit der Fondation René Cassin zum 8. Mal eine Veranstaltungsreihe zum Thema internationale Menschenrechte durchgeführt. Thema der diesjährigen Veranstaltung war „Internationale Migration & Menschenrechte“. Was hat Sie dazu veranlasst, diesen Themenkomplex in den Fokus zu stellen?

Migration ist ein Thema, das Afrika und Europa verbindet und das im gemeinsamen Dialog behandelt werden muss. Als deutsche Stiftung, die mit zwei Büros in Westafrika vor Ort vertreten ist, ist es auch unsere Aufgabe, diesen Dialog zu ermöglichen und mitzugestalten. Viel zu oft wird das Thema Migration in einer Weise behandelt, dass man glauben könnte, dass es sich fast ausschließlich um Wanderungen aus Afrika nach Europa handelt. Dabei wird oftmals übersehen, dass eine Vielzahl afrikanischer Länder sowohl Herkunfts- als auch Ankunftsländer sind und mit den gleichen Problemen wie europäische Länder zu kämpfen haben: z.B. Fremdenfeindlichkeit und Integrationsfragen. Seit Jahrhunderten ist Migration in Afrika, sei es aus klimatischen, wirtschaftlichen oder anderen Gründen, ein Phänomen. In der Elfenbeinküste sind, um nur ein Beispiel zu nennen, 25 % der Bevölkerung Ausländer. Im Gegensatz zu Europa wird dieser Themenkomplex allerdings in den afrikanischen Medien viel zu wenig diskutiert. Unsere Veranstaltungsreihe soll auch hierzu einen Beitrag leisten. Darüber hinaus ist es unser Ziel, relevante Akteure, darunter Anwälte, Richter und Aktivisten, zu schulen und ihnen vertiefte Kenntnisse im Bereich Migration und Menschenrechte zu vermitteln. Auf den Migrationsrouten durch die Wüste kommt es zu massiven Menschenrechtsverletzungen, etwa durch Menschenhändler und Schlepper. Es ist extrem wichtig zu betonen, dass Menschen, auch bei irregulärer Migration, ihre elementarsten Menschenrechte nicht verlieren dürfen.

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Was waren Ihrer Ansicht nach die Highlights der Veranstaltungsreihe?

Bei der ersten Auflage unserer Veranstaltungsreihe im Jahr 2003 hatten wir 25 Teilnehmer, in diesem Jahr waren es fast 150 hochqualifizierte Männer und Frauen aus 16 frankophonen afrikanischen Ländern. Neben der Teilnehmerzahl ist auch die Anzahl der Partner kontinuierlich angestiegen. In Kooperation mit diesen ist es uns gelungen, neben den Fortbildungen, die den Kern der Veranstaltung ausmachen, ein vielfältiges Rahmenprogramm zu gestalten. So konnten mithilfe der italienischen Botschaft eine Reihe von NROs für die Veranstaltung gewonnen werden, die ihre Perspektive im Umgang mit Menschenrechten und Migration miteinbringen konnten. Darüber hinaus wurden gemeinsam mit Ciné Droit Libre, einer NRO aus Burkina Faso, Filmvorführungen organisiert, darunter der Film Retour d‘ enfer des ivorisch-kamerunischen Regisseurs Patrick Fandio, in dem der beschwerliche Weg von Migranten bis nach Libyen sowie die soziale Stigmatisierung von Rückkehrern thematisiert werden. Auf diese Weise ist es uns gelungen, neue Zielgruppen und ein größeres Publikum, über Fachexperten hinaus, zu erreichen. 

Welchen Beitrag leistet die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit mit ihren Projekten in Westafrika zu den Themen Migration und Menschenrechte?

Die Themen Menschenrechte und Migration stellen einen wichtigen Bestandteil der Arbeit unserer Stiftung in Westafrika dar. Wir verfolgen mit unseren Projekten vor allem zwei Ziele. Auf der einen Seite geht es darum, über die Gefahren von irregulärer Migration aufzuklären. Seit 2016 führen wir in der Elfenbeinküste in allen Landesteilen eine große Kampagne mit Kampagnenwagen, Konzerten, Filmen und anderen Medien zu diesem Thema durch. Gleichzeitig ist es auch unser Ziel, Perspektiven vor Ort zu schaffen, insbesondere für junge Menschen, die einen Großteil der Bevölkerung ausmachen (zwei Drittel der westafrikanischen Bevölkerung sind unter 35). Dies erfolgt durch die Förderung von Unternehmertum sowie die Zusammenarbeit mit staatlichen Stellen. Während wir auf der einen Seite über die Gefahren irregulärer Migration aufklären, möchten wir auf der anderen Seite geplante und gesteuerte Migration fördern, denn es ist uns für uns von zentraler Bedeutung, dass sich Menschen unterschiedlicher Herkunft begegnen, in einen Dialog treten und voneinander lernen.

Inge Herbert ist Projektleiterin der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit für Westafrika.