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Kroatien
„Russische Agenten der Freiheit“ mit Europapreis ausgezeichnet

 Regisseur Marko Stričević

Regisseur Marko Stričević

Der von der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit unterstützte kroatische Dokumentarfilm „Russische Agenten der Freiheit“ („Ruski Agenti Slobode“) hat jüngst den Europapreis der Kroatischen Journalistenvereinigung (HND) erhalten. Der Film thematisiert den Kampf russischer Dissidenten in einem von Kriegspropaganda geprägten Land.

Dem Regisseur Marko Stričević ist es gelungen, einige der prominentesten Intellektuellen, Journalist/innen und Künstler/innen zusammenzubringen, die aus erster Hand erfahren, was es heißt, Ablehnung gegenüber „Putins Machtvertikale“ zum Ausdruck zu bringen. Der Film in seiner Gesamtheit wurde auch von anonymen Mitwirkenden geprägt – Bürgerinnen und Bürger Russlands, die aus Angst um ihre Sicherheit nicht im Abspann eingetragen werden konnten. Sie repräsentieren auch die erwähnte, an der Oberfläche unsichtbare, aber gegenwärtige und bedeutende Schicht der russischen Gesellschaft, die sich nicht mit den Verbrechen des Regimes abfinden kann.

freiheit.org sprach mit dem kroatischen Regisseur, der vor kurzem selbst vom regierungsnahen öffentlich-rechtlichen Rundfunk HRT zum unabhängigen Nova-TV gewechselt ist.

Marko Stričević, Ihr Film wurde kürzlich mit dem kroatischen „Europapreis für Fernsehjournalismus“ ausgezeichnet. Was bedeutet das für Sie?
Ich bin stolz auf den Film und meine Mitarbeiter. Ich freue mich, dass er die Auszeichnung erhalten hat, denn sie ist für uns alle eine Art Bestätigung in Zeiten, in denen es für viele so aussieht, als ob ihre Arbeit nicht wahrgenommen wird. Diese Auszeichnung ist ein neuer Ansporn für kroatische Journalistinnen und Journalisten, sich mit europäischen Themen auseinanderzusetzen, und der Journalistenverband hofft, dass daraus eine gute Tradition wird. „Russische Agenten der Freiheit“ wurde in der Kategorie „Fernsehjournalismus“ ausgezeichnet. Die Kriterien für die Verleihung spiegeln eine für mich besonders wichtige Facette wider: meine Dokumentation ist „ein Beitrag zur Förderung der Rechtsstaatlichkeit, der Freiheit und Demokratie sowie der Durchsetzung der bürgerlichen, politischen und sozialen Menschenrechte.“

Warum, denken Sie, hatten Sie das Gefühl, diesen Film machen zu müssen? Warum war, oder ist, dieser Film notwendig?
Der Film ist ein Versuch, Menschen zu zeigen, die den außergewöhnlichen Mut haben, kritisches Denken und Demokratie verkörpern, die alle auch Teil des russischen Kulturerbes und des libertären Geistes sind, die ich in den letzten fünfzehn Jahren bewundert, erlebt, studiert und geliebt habe - und gleich in den ersten Kriegstagen wurde mir klar, dass es für immer verschwinden könnte. Ich möchte, dass die Zuschauerinnen und Zuschauer meines Films verstehen, dass sich ein bedeutender Teil der russischen Gesellschaft diesem Übel widersetzt und dass es Russinnen und Russen gibt, die für ihre Überzeugungen große Risiken in Kauf nehmen.

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Ich habe das Gefühl, dass viele Menschen nicht wissen, wie dieser Widerstand gegen Putin klingt; was er sagt, wie er denkt. Die Protagonistinnen und Protagonisten meines Films sind „Europa“. Mit ihnen hat dieser Kontinent eine Chance auf eine bessere Zukunft, wo auch immer sie sich gerade aufhalten und was auch immer gerade in Russland passiert. Viele von denen, die nach Kriegsbeginn in Russland blieben, beschlossen zu schweigen, weil das Regime keine Gnade kennt. Das freie Europa darf diese Menschen nicht vergessen und ich hoffe, dass Europa sich ihrer Existenz bewusst bleibt und sie nicht zusätzlich schikaniert.

Andererseits gibt es innerhalb der EU Menschen, die das Vorgehen des Regimes in Moskau rechtfertigen oder seine Verbrechen relativieren. Gleichzeitig verbreiten sie bewusst oder unbewusst die Propaganda des Kremls. Ich wollte, dass auch solche Zuschauer einen Film sehen, der eine authentische russische Perspektive vermittelt. Es wäre fatal, wenn das kriminelle russische Regime mit seinem Propagandaapparat ein Monopol auf die „russische Perspektive“ hätte.

Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit?
Drei Protagonistinnen meines Dokumentarfilms sind Mitglieder des „Pussy Riot“-Kollektivs. Ich habe sie während eines Auftritts in Zagreb kennengelernt. Wenige Tage zuvor waren sie auf einer von der Friedrich-Naumann-Stiftung organisierten Deutschland-Tour aufgetreten, und die dort entstandenen Videoaufnahmen passten außergewöhnlich zu meine Doku. Ich bin dankbar und fühle mich geehrt, dass die Friedrich-Naumann-Stiftung den Wert unserer Arbeit erkannt und anerkannt hat.

Das Interview führte Edita Barać-Savić, Programmmanagerin für zivilgesellschaftliche Kooperation der Friedrich-Naumann-Stiftung in der Region Westbalkan mit Sitz in Belgrad.