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Innovation für Demokratie
Wie Technologie eine Kraft für die Demokratie sein kann – Gespräche aus dem Innovation for Democracy Café

Innovation for Democracy Cafe

Ya-wei hat die erste Episode des Innovation for Democracy Cafés moderiert. Ihre Gäste waren  Frau Adriana Groh, Projektleiterin von The New Hanse, und Frau Hung-wen Tseng, stellvertretende Generalsekretärin von Green Citizens' Action Alliance (GCAA).

Am 20. April eröffnete Ya-wei Chou mit zwei Gästen das erste Innovation for Democracy Café: Frau Adriana Groh, Projektleiterin von The New Hanse, und Frau Hung-wen Tseng, stellvertretende Generalsekretärin von Green Citizens' Action Alliance (GCAA). Das Gesprächsthema der Episode: „wie Open Data und Civic Tech Initiativen der Zivilgesellschaft fördern können“.

„Die meisten Städte ziehen Wirtschaftswachstum dem Umweltschutz vor, und die Unternehmen wollen keine Maßnahmen ergreifen, da sie befürchten, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren“, begann Hung-wen auf Mandarin mit englischer Simultanübersetzung. „Dabei sehen wir eher das Gegenteil, nämlich dass die Öffentlichkeit sich mehr Sorgen um die Umweltverschmutzung und die Müllvermeidung macht.“ Für ihre Arbeit mit der GCAA nutzt sie die Technologie auf zwei Arten, erklärt sie. Die erste ist die Thau-bing Website. „Thaubing“ bedeutet „durchsichtig“ auf Taiwanisch, aber der komplette Name der Website „透明足跡” bedeutet „transparenter Fußabdruck“ auf Mandarin. Die Thau-bing-Website ermöglicht es der Öffentlichkeit, Unternehmen genauer unter die Lupe zu nehmen und beispielsweise die Abfallentsorgung und die Luftqualität in der Umgebung von Fabriken auf einer Karte zu sehen. Darüber hinaus informiert die Website die Öffentlichkeit auch über Strafen und Verstöße der Unternehmen. Ein Eintrag über Strafen und Verstöße kann aufgrund von Missmanagement bei der Abfallentsorgung oder Verspätung bei der Datenmeldung an die Regierung geschehen. Die Informationen wurden von Regierungswebseiten entnommen und so angepasst, dass die Daten für die Öffentlichkeit leicht verständlich sind.

Hung-wen erinnerte sich an eine Erfahrung, die sie einmal hatte: „Unternehmen riefen mich an und fragten, warum wir die Informationen auf die [Thau-bing] Website gestellt hätten.“ Sie antwortete, dass „die Informationen bereits auf den Regierungswebsites vorhanden waren. Was macht es da, wenn die Informationen auch auf unserer Website zu finden sind?“ Es macht viel aus, weil immer mehr Leute die Informationen finden und verstehen, was die Daten bedeuten. Einige Unternehmen haben Aufträge verloren auf Grund der Informationen, die nun leicht über sie auffindbar waren. Dieser Druck scheint notwendig für die Unternehmen, um sich entsprechend zu verändern und anzupassen. Wenn den Verbraucherinnen und Verbrauchern Umweltschutz wichtig ist, dann nehmen die Unternehmen das auch wichtiger. Open Data kann in diesem Fall die fehlende Kommunikationsverbindung zwischen Interessen der Regierung, der Unternehmen und der Öffentlichkeit sein.

Die zweite Innovation war die Scan-it-before-buying-it App, auf Deutsch etwa „Vor-dem-Kaufen-Scannen“ App. Mit dieser App kann man den Barcode eines Produkts scannen, und dann werden die in der Datenbank der Thau-bing Website erfassten Verschmutzungsrekorde des Produktherstellers angezeigt. Dadurch können die Verbraucherinnen und Verbraucher täglich bewusste, umweltfreundliche Entscheidungen treffen, und sind näher dran an der Produktion der Waren die sie kaufen.

Der zweite Gast, Adriana, hat über ihre vierjährige Reise gesprochen, auf der sie viele anregende Civic-Tech-Projekte und Initiativen über Data Commons geleitet hat. Sie hat insbesondere betont, dass die Daten zu einem „Allgemeingut“ für die breite Öffentlichkeit gemacht werden sollten. Das heißt, dass die Daten zugänglich und verständlich gemacht werden. Beweise durch Daten können politischen Druck erzeugen, was zu einem Politikwechsel führt. Außerdem befähigt es die Menschen, zu kommunizieren, gemeinsam etwas zu schaffen und als eine Gesellschaft eine fundierte Entscheidung zu treffen. Adriana schlägt auch vor, dass die Analyse und Nutzung von Daten ein Schulfach werden sollte. Und auch für alle anderen Interessierten sollte es Trainings geben, wie man Daten überprüfen und analysieren kann. Sie geht sogar noch weiter und schlägt vor, dass wie alle grundlegende Kenntnisse im Bereich der Datenanalyse haben sollten, und verstehen was der unterschied zwischen Korrelation und Kausalität ist.

Beide Gäste haben betont, dass Open Data am besten funktioniert, wenn es Vertrauen zwischen Regierungen, Zivilgesellschaft-Organisationen, Unternehmen und der breiten Öffentlichkeit gibt. Es ist wichtig, dass diese Akteure enger zusammen kommen und einander vertrauen um gemeinsame Lösungen zu finden.

*Sky Chatuchinda ist die Regional Communication Officer für das Büro der Friedrich Naumann Stiftung für die Freiheit in Bangkok, Thailand.