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Asien
Chinas Machtstreben im Ostchinesischen Meer

Die japanische Küstenwache patrouilliert im ostchinesischen Meer vor den Senkaku-Inseln.

Die japanische Küstenwache patrouilliert im ostchinesischen Meer vor den Senkaku-Inseln.

© picture alliance / R. Goldmann | Ralph Goldmann

Medien berichten regelmäßig über Chinas Territorialansprüche im Südchinesischen Meer. Doch auch etwas weiter nördlich, im Ostchinesischen Meer, gibt es Konflikte. Zum einen scheint eine chinesische Invasion Taiwans möglich. Zum anderen beansprucht die Volksrepublik die seit mehr als 100 Jahren von Japan kontrollierten Senkaku-Inseln.

Das Ostchinesische Meer ist eine der wirtschaftlich bedeutendsten Regionen der Welt - auch für Deutschland und die Europäische Union. Mit Shanghai und Busan befinden sich zwei der zehn weltgrößten Container-Häfen in dem Gebiet. Durch das angrenzende Südchinesische Meer werden etwa 20 Prozent des Güterwelthandels transportiert - ein Großteil davon geht dabei auch durch das Ostchinesische Meer. Ein Konflikt in diesem Gebiet würde die globalisierten Lieferketten und damit die weltweite Wirtschaft empfindlich stören.

Ähnlich wie im Südchinesischen Meer gibt es eine Reihe von Konflikten zwischen den Anrainern des Ostchinesischen Meers. Sie haben das Potenzial, sich auszuweiten und der Weltwirtschaft zu schaden. Chinesische Drohgebärden gegenüber Taiwan und Japan destabilisieren die Region und erhöhen die Kriegsgefahr. China akzeptiert den Status quo nicht und lehnt eine regelbasierte Weltordnung ab.

Das Ostchinesische Meer ist ein eher flaches Gewässer - die Tiefsee beginnt östlich von Japan und Taiwan. Die Inseln Japans sowie Taiwan begrenzen somit das Ostchinesische Meer. Sie gehören zum Pazifischen Archipel, der auch als “First Island Chain” bezeichnet wird. Die Inselkette vor China ist strategisch relevant. Sie kann eine Verteidigungslinie sein. Taiwan liegt ungefähr in der Mitte dieser Kette und ist damit von besonderer strategischer Bedeutung. Peking betrachtet Taiwan als eine abtrünnige Provinz, die in den eigenen Staat eingegliedert werden soll – notfalls mit Gewalt. Taipei sieht sich dagegen heute als de-facto unabhängig.

Anna Marti, Frederic Spohr und Jan-Hendrik Kiefer haben eine regionale Politikanalyse verfasst, welche die Hintergründe der Konflikte im Ostchinesischen Meer erläutert und aktuelle Entwicklungen beschreibt. Zudem werden Vorschläge gemacht, welche Strategien Deutschland und die Europäischen Union in der Region verfolgen sollten.

Europa und Deutschland müssen unabhängiger von China werden. Durch Diversifizierung von Absatzmärkten und Lieferketten muss sichergestellt werden, dass Deutschland im Falle eines Krieges im Ostchinesischen Meer wichtige Rohstoffe und Vorprodukte aus anderen Weltgegenden beziehen könnte.

Die regionale Politikanalyse „Chinas Machtstreben im Ostchinesischen Meer“

*Anna Marti leitet das Büro der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit in Taipei. Frederic Spohr leitet das Stiftung-Büro in Seoul. Dort war Jan-Hendrik Kiefer Praktikant.