Rechtsstaat
Cannabis sollte legal sein

In einem Gastbeitrag für das Handelsblatt analysiert die Bundesjustizministerin a.D. Sabine Leutheusser-Schnarrenberger die Vor- und Nachteile einer Cannabis-Legalisierung
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Die Legalisierung von Cannabis wäre ein konsequenter Schritt für einen verantwortungsbewussten Rechtsstaat © picture alliance / Zoonar | Robert Kneschke

Die gesundheitlichen Folgen des regelmäßigen Cannabis-Konsums gerade bei jungen Leuten sind umfangreich belegt. In der Diskussion über die Entkriminalisierung wird gelegentlich so getan, als ob diese Gefährdungen keine Rolle spielten.

Das Gegenteil ist der Fall: Wer verhindern möchte, dass junge Leute regelmäßig mit Kriminellen verkehren, muss auf die Legalisierung des Cannabis-Konsums setzen. Wohlgemerkt: Es geht nicht um die romantische Vorstellung eines sorgenfreien und "bekifften" Lebens.

Es geht auch nicht um die Frage, welche Droge weniger gefährlich oder sogar vergleichbar ist. Schließlich will die Suchtprävention erreichen, dass möglichst viele Menschen ohne Sucht ein gutes Leben führen. 

Suchtprävention wird einfacher, wenn die gesetzlichen Bedingungen für den Eigengebrauch von Cannabis klar geregelt sind. Die FDP hat vorgeschlagen, dass Cannabis in Apotheken erworben werden kann. Durch die Beratung in der Apotheke kann geholfen werden, nicht aber durch den illegalen Kauf beim Dealer. Zusätzliche Gefahren drohen auf dem Schwarzmarkt durch steigende und unbekannte THC-Gehalte sowie durch gesundheitsschädliche Beimischungen.

Das Scheitern der repressiven Kriminalisierung des Cannabis-Konsums ist bei den Strafverfolgungsbehörden längst ein Thema. Beispiel Drehtüreffekt: Oft werden Kleinstdealer geschnappt, dann kommen sie wieder frei. Die Bekämpfung der Drahtzieher und Netzwerke? Das Austrocknen von Finanzquellen für andere kriminelle Aktivitäten? Fehlanzeige. So lassen sich Ressourcen nicht sinnvoll einsetzen.

Rund vier Millionen Menschen in Deutschland konsumieren regelmäßig Cannabis. Es ist als Droge in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Die Suchtpolitik muss mit dieser Realität umgehen und endlich eine Kehrtwende einlegen.