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#FEMALEFORWARDINTERNATIONAL
Wir präsentieren: Zeynep Alemdar aus der Türkei

Das Geschick, den Status Quo anzufechten
Zeynep Alemdar
© Friedrich Naumann Foundation for Freedom

Professorin Zeynep Alemdar, eine türkische Akademikerin, über die Gründe, warum politische Repräsentierung eine Menge ausmacht und warum Frauen an die Front der globalen Entscheidungsfindung gestellt werden müssen

Zeynep Alemdar wuchs im kosmopolitischen Istanbul auf und wusste schon immer, dass unser Leben sowohl von globalen als auch von lokalen Ereignissen beeinflusst wird. Das führte sie zu einer Karriere in internationalen Beziehungen, ein Bereich wo sie sowohl ihr Gespür für den Gesamtzusammenhang, als auch ihr Talent für Problemlösung anwenden konnte.

Als Akademikerin aber auch als Person mit Einfluss in der Zivilgesellschaft fokussiert sie sich darauf, die weibliche Perspektive sowohl in lokalen, als auch in globalen Entscheidungsfindungsprozessen voranzutreiben. Zusammen mit Dr Christina Bache und Rand Birnen, zwei Damen aus unterschiedlichen Bereichen aber mit einem Hintergrund in internationalen Beziehungen, gründete Alemdar Women in Foreign Policy in Turkey. Das Ziel dieser Initiative ist es, die kritische Bedeutung der Frauen in der internationalen Konfliktlösung zur Geltung zu bringen und Frauen einen sicheren Raum zu geben, damit sie über diese Themen sprechen.

Zeynep Alemdar quote
©  Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Der weibliche Ansatz bei der Konfliktlösung

Wie Professorin Alemdar erklärt, “Mir möchten Frauen mit Interesse an der Aussenpolitik ermutigen und ihnen einen Raum schaffen, wo sie sich sicher über die Lösung internationaler Probleme austauschen, voneinander und von ihren Vorbildern lernen können und wo verschiedene Generationen zusammenkommen”.

Ein Beispiel hierfür wäre ihre Bemühung, die Türkei dazu zu bringen, einen nationalen Aktionsplan umzusetzen, dem der Beschluss 1325 des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen zugrunde liegt, indem es um die Stärkung der Teilhabe der Frauen in der Konfliktlösung, Friedenssicherung und -konsolidierung geht.

Einer Studie des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen zufolge ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Friedensabkommen länger als 15 Jahre dauert um 35% erhöht, wenn Frauen in Friedensverhandlungen miteingebunden werden. Es gibt Beispiele aus dem wirklichen Leben aus Orten wie z.B. Liberien, den Philippinen und Burundi, wo von Frauen geführte zivilgesellschaftliche Organisationen es verhindert haben, dass Friedensverhandlungen ausgesetzt wurden und es geschafft haben, dass Männer untereinander zu einer Vereinbarung gekommen sind.

Zeynep Alemdar quote
©  Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Frauen denken langfristig und sind detailorientierter, wenn es darum geht, Probleme zu lösen. Sie schauen sich die Angelegenheiten bis ins kleinste Detail an. “Wenn Frauen einmal am Friedenstisch Platz nehmen, suchen sie nach den strukturellen Gründen eines Krieges und versuchen, Lösungen zu finden”, erklärt sie.

Sie deutet darauf hin, dass alle Begriffe aus den internationalen Beziehungen mit männlichen Werten behaftet sind - Hierarchie, Grenzen, und Macht. Mit ihrer NGO Arbeit versuchen sie zu zeigen, wie eine feministische Aussenpolitik aussehen kann.

“Bei der feministischen Aussenpolitik geht es darum, Frauen in alle aussenpolitischen Entscheidungen einzubinden. Das Wissen der Frauen zu nutzen, die Erfahrung der Frauen und die Intelligenz der Frauen in einem Bereich, der traditioneller Weise Frauen vernachlässigt hat”, erklärt Alemdar.

Der Begriff feministische Aussenpolitik wurde zuerst von der ehemaligen schwedischen Aussenministerin Margot Wallström in die Welt gerufen und hat jetzt schon politische Handlungen und die Verteilung der Ressourcen umgewandelt. Länder wie Schweden und Kanada haben z.B. begonnen, Frauenorganisationen und Frauen in ihren Programmen für Entwicklungshilfe zu priorisieren, während Länder wie Frankreich und Meksiko damit begonnen haben, mehr Frauen in ihr diplomatische Korps aufzunehmen.

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©  Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Was tun für mehr Teilhabe der Frauen

Professorin Alemdar’s Feminismus kommt aus der Familie. Sie wuchs in einem engen Familienverband auf. Ihre Eltern hatten einen sehr starken Sinn für Gerechtigkeit und Gleichberechtigung.

Doch sogar in der akademischen Welt stösst sie täglich an die Glasdecke. “Es wird nie richtig direkt gesagt, es ist sehr subtil. Falls man den Finger auf jemanden zeigt, wird es sofort abgewiesen”, sagt Alemdar. 

Ihre Lösung für diese Herausforderung ist harte Arbeit und der Versuch, sich stetig weiterzuentwickeln.

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©  Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Wenn es allerdings darum geht, die Kluft im Sinne der Gleichberechtigung zu schliessen, glaubt Alemdar, dass Frauen, um die weibliche Teilhabe an der Politik zu fördern, gute Gatekeeper benötigen, d.h. männliche Verbündete, die den Frauen die Türen öffnen. Ein weiterer Schlüssel ist die Solidarität unter Frauen - Frauen in Führungspositionen, die sich gegenseitig unterstützen und motivieren. Und der dritte Schlüssel sind Quoten. “Die Zahlen sind so niedrig, dass Frauen, besonders für die politische Teilhabe, Gesetzesänderungen benötigen, um sie an die Front zu bringen”, betont Alemdar.

Langsam tut sich aber was unter der Führung von mutigen, starken und unabhängigen Frauen wie sie selbst. “Schauen Sie sich die Proteste weltweit an - Black Lives Matter, indische Frauen im Kampf für ihre Eigentumsrechte, Klimawandel-Aktivisten usw. - Es ist klar, dass Frauen diesen Wandel antreiben. Sie sind es, die die traditionelle Politik anfechten”, fasst Alemdar zusammen.

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©  Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

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