In Memoriam
Sally Perel, ein Kämpfer gegen das Vergessen

Die ergreifende Geschichte des Holocaust-Überlebenden bewegt die Welt nachhaltig
Salomon "Sally" Perel

Salomon "Sally" Perel

© picture alliance/dpa | Marijan Murat

Am 22. März 1933 eröffneten die Nationalsozialisten in Dachau ihr erstes sogenanntes Konzentrationslager. Dort inhaftierten sie über 200.000 Menschen und ermordeten etwa 43.000 von ihnen: Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle, psychisch Kranke, Arbeitsverweigerer und später auch Nazigegner aus ganz Europa. Nach dem 2. Weltkrieg mussten die Opfer gegen das Vergessen ankämpfen. Einer von ihnen war Sally Perel: Er überlebte den Holocaust unter falscher Identität, indem er sich als Hitlerjunge ausgab. Diese ergreifende Geschichte eines Helden in einer so fürchterlichen Zeit hat Millionen von Menschen bewegt. Für die Nachwelt schrieb er seine Geschichte auf.

Es ist eigentlich eine unvorstellbare Geschichte: Ein jüdischer Junge, von den Nazis verfolgt, der sich als Hitlerjunge ausgibt, um zu überleben. Diese bewegende Geschichte eines Helden in einer so fürchterlichen Zeit hat Millionen von Menschen bewegt. Sally Perel musste sie erfahren. Für die Nachwelt schrieb er seine Geschichte auf. 1990 wurde daraus ein Film. 

Es war aber nie die Aufgabe von Sally Perel, nur zurück in die Vergangenheit zu schauen. Antisemitismus hat es auch vor dem Dritten Reich gegeben. Und leider auch in der Bundesrepublik Deutschland, genauso wie in der DDR. Seit einigen Jahren ist der Antisemitismus im wiedervereinigten Deutschland so stark geworden, dass Gesellschaft und Politik immer wieder nach Antworten suchen.

Sally Perel war in dieser Debatte eine wichtige, eine zentrale Stimme. Er war es, der authentisch aus dem Erleben des entsetzlichen Massenmordes und der Verfolgung von Jüdinnen und Juden heraus berichten konnte. Sally Perel war wie kaum ein anderer eine Stimme für „Nie Wieder“. Und gleichzeitig die Menschen bewegte, mit seinem Engagement für Demokratie und Zivilgesellschaft. Die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit ist Sally Perel für sein Engagement unendlich dankbar. Sally Perel hat immer wieder auf Bildungsveranstaltungen mit jungen Menschen gesprochen und diskutiert. Er war in über 400 Veranstaltungen unser Gast und Lesungen gehalten. Zehntausende, vor allem Jugendliche, konnten alleine so erreicht werden.

Sally Perel war in der Lage, Menschen aller Altersgruppen auf besondere Art zu berühren. Dafür nutzte er seine Lebensgeschichte, er schilderte die Ermordung seiner Familie und seinen Überlebenskampf als Jude in der NS-Diktatur, der ihn durch Verwirrungen in die Hitlerjugend führte.

Durch seine offene Art, die auch menschliche Schwächen zeigte, nahm er die Zuhörer mit, zeigte ihnen die Ängste und den Horror der NS-Diktatur durch die Augen eines jüdischen Jungen. So konnte er auch im hohen Alter noch die Brücke zu den Jugendlichen von heute schlagen und sie mit seiner Geschichte für die Gefahren des Antisemitismus sensibilisieren.

Mit seiner ruhigen Erzählstimme zog er das Publikum in seinen Bann. So war es in Schulturnhallen und Aulen auch mit Hunderten Jugendlichen im Publikum häufig so still, dass man auch das leise Rascheln eines Taschentuchs hören konnte. Auf seine leise Art war er eine besonders gut vernehmbare Stimme für „Nie Wieder“.

Wir sagen Danke.