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Muslim Youth Survey 2022: Hinwendung zum Islam unter Jugendlichen nimmt zu

Malaysia Schulkind

Schulkind in Malaysia

© picture alliance / ZUMAPRESS.com | Faris Hadziq

Was treibt die Jugend in Malaysia an, was ist ihnen wichtig und wofür stehen sie ein? Diesen Fragen ging die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit in Kooperation mit dem Goethe-Institut in Kuala Lumpur 2010 das erste Mal in dem ersten Muslim Youth Survey nach. Etwas mehr als zehn Jahre später nun können die Ergebnisse des zweiten Muslim Youth Survey vorgestellt werden. Was hat sich in der Zwischenzeit verändert?

Es wird deutlich: Die Hinwendung zum Islam nimmt zu. Insgesamt zeigt sich eine Dissonanz zwischen dem wachsenden Wunsch nach Freiheit und Selbstbestimmtheit und einer verstärkten Hinwendung zu religiöser Rechtleitung.

In der zwischen November 2021 und Januar 2022 in sämtlichen malaysischen Bundesstaaten durchgeführten Umfrage unter rund 1200 muslimischen Jugendlichen (15 bis 25 Jahre) ging es unter anderem darum, wie sich muslimische Jugendliche ihre Zukunft vorstellen. Zudem wurde ihre Einstellung gegenüber ihrer Religion auch hinsichtlich ihrem Einfluss auf die Politik und das öffentliche Leben in Malaysia abgefragt.

Die Bevölkerung Malaysias setzt sich zu 60 Prozent aus Malaien zusammen, die per Definition Muslime sind. Sie stellen die Mehrheit der Bevölkerung und haben eine Vorrangstellung gegenüber anderen Ethnien (z.B. Chinesen mit 23 Prozent, Inder mit knapp 7 Prozent), die insbesondere im Zuge der britischen Kolonialzeit ins Land kamen.

Die neuen Erkenntnisse

Im Vergleich zu vor 11 Jahren haben mehr der Befragten eine religiöse Ausbildung genossen (60 Prozent gegenüber 45 Prozent). Was sind ihre Prioritäten? Neben einer guten Arbeit kam an zweiter Stelle die Sorge um die Umwelt. Das kann teilweise auch auf große Überflutungen zurückzuführen sein, die zur Zeit der Umfrage in Malaysia Schlagzeilen in den Medien machten. An dritter Stelle steht Korruptionsbekämpfung.

Klar pessimistisch ist die Haltung der Jugendlichen hinsichtlich der Politik in ihrem Land: 52 Prozent kritisieren den derzeit eingeschlagenen Kurs – 2010 waren nur 30 Prozent unzufrieden. Der Wunsch nach einer starken Führungspersönlichkeit ist zentral. Dass 2021/22 mehr junge Menschen an Politik interessiert sind (33 Prozent) als 2010 (25 Prozent) mag an der 2021 erfolgten Heruntersetzung des Wahlalters auf 18 Jahre liegen. Damit einher geht ein großes Interesse an sozialem Engagement – aber eine deutliche Ablehnung von Parteipolitik. Der Jugend ist klar, dass über die derzeitige Politik keine Änderungen zu erzielen sind und bringt sich deswegen anderweitig ein. So liegt ihr Vertrauen ins Parlament bei unter 50 Prozent.

Was nun?

Für die Jugendlichen ist interkulturelle Harmonie wichtig – und gleichzeitig wollen sie so leben, wie sie es für richtig halten und verlangen Respekt für ihre eigene Lebensweise. Fakt ist dabei ein großer Mangel an gegenseitigem religiösen und kulturellen Verständnis, weil bis auf die indischstämmigen Mitbürger die Ethnien größtenteils getrennt wohnen und sich nur wenig vermischen. Die Herabsetzung des Wahlalters auf 18 Jahre ist ein richtiger Schritt zu mehr eigenverantwortlichem Handeln, wenn damit mehr politische Bildung, insbesondere schon von Kindesalter an, einhergeht. Etliche malaysische Politiker sind sich dessen bewusst und setzen sich dafür ein. Mit ihnen arbeitet die Naumann-Stiftung zusammen – für eine bessere Zukunft.

Dr. Almut Besold ist FNF-Projektleiterin Malaysia.