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50 Jahre BF
Karla Helene Hecker: „Der Liberalismus, der in der Stiftung gelebt wird, zielt darauf ab, dass jeder seinen Raum bekommt

Karla Helene Hecker

Frau Hecker, heute sind Sie freischaffende Künstlerin. Das ist ein Berufsweg, den viele aktuelle und ehemalige Stipendiat:innen der Friedrich-Naumann-Stiftung nicht gehen. Was begeistert Sie an Ihrem Job?
Die Freiheit – das ist das Allerwichtigste. Als Künstlerin kann ich oft nicht anders. Die Möglichkeit sich auszudrücken, wirklich etwas zu kreieren, sich eigene freie Räume zu suchen und zu bespielen, das ist für mich in der Kunst das Wichtigste.

Die Freiheit ist also wichtiger Aspekt Ihrer Arbeit. War die Freiheit auch die Motivation für Ihre Bewerbung bei dem Begabtenförderwerk, dass sich „Freiheit“ in den Namen schreibt?
Bei meiner Bewerbung also Promotionsstipendiatin war ich bereits FDP-Mitglied, was unter Künstlern ja nicht so häufig vorkommt. Während meines Studiums hatte ich einen Professor in Kunstgeschichte, dem ich sehr nahestand. Der wollte mich gerne weiter fördern und war der Meinung, dass eine so engagierte Studentin wie ich einen Platz in einer Stiftung finden sollte. Für mich kam da nur die Naumann-Stiftung in Frage. Er hat mir dann angeboten ein Empfehlungsschreiben verfasst und ich habe mich erfolgreich beworben.

Sie kamen also schon als Liberale zur Stiftung. Hat die Stiftung Ihre politische Einstellung da noch verändert? Sind Sie vielleicht noch liberaler geworden?
Da haben Sie den Punkt erwischt! Ich würde sagen, dass ich eher als Libertäre zur Stiftung kam. Während meiner Förderung habe ich dann gelernt, die Sachen nicht so eng zu sehen. Der Liberalismus, der in der Stiftung gelebt wird, zielt ja auch darauf ab, dass jeder seinen Raum bekommt.

Bei der FNF wimmelt es jetzt nicht gerade von Studierenden aus dem kreativen Bereich. Waren und sind Kreative bei der Stiftung denn gut aufgehoben?
Die Leute bei uns in der Stiftung sind mannigfaltig interessiert – da war und ist es für mich immer interessant gewesen, sich mit Menschen aus anderen Bereichen auszutauschen. Meiner Meinung nach sind Menschen aus dem kreativen Bereich hier also richtig, denn die Stiftung bietet viel Diversität. Studierende aus kreativen Branchen müssen aber eben auch Lust haben das zu erkennen. Gleichzeitig ist die Frage: Wie bekommen wir kreativen Leute in die Stiftung? Denn vielen ist es nicht bewusst, dass man beispielsweise kein FDP-Mitglied sein muss, um sich in der Friedrich-Naumann-Stiftung wohlzufühlen. Das muss die Stiftung besser nach außen tragen.

Während Ihrer Zeit als Stipendiatin waren sie vielfältig aktiv. Was hat Sie den ursprünglich motiviert, sich einzubringen?
Ich bin eh so eine hyperaktive Person, daher war das mit der Stiftung und den Gestaltungsmöglichkeiten schon ein Traum für mich. Noch bevor ich 2009 Sprecherrätin wurde, habe ich an den Reisen der Stiftung teilgenommen. Besonders meine erste Reise mit der Stiftung nach Genf hat mich beeindruckt. Nach der habe ich mir gedacht, dass ich auch mal was organisieren will. Und das habe ich dann auch getan.

Sie haben sich vielfältig in der Stiftung eingebracht. Gibt es Momente, die Ihnen bis heute als Highlights in Erinnerung geblieben sind?
Mit dem Team aus meiner Zeit als Sprecherrätin habe ich auf jeden Fall viel bewegen können. Das war super. Ansonsten war ein Highlight sicherlich die Reise nach Israel und in die palästinensischen Gebiete, die ich mit anderen Mitstipendat:innen zum Thema „Shared History, Shared Ways“ organsiert habe. Aber auch die Auslandsreise in die Ukraine 2010 war sehr interessant. Da waren wir auf der Krim, im Zarenpalast und haben viele Politiker aus dem damaligen Schattenkabinett zum Gespräch getroffen. Und dann natürlich der Segeltörn von Kiel nach Heiligenhafen. Da hatten wir die Leute extra noch gebeten zu checken, ob ihnen beim Schaukeln auch nicht schlecht wird. Bei Törn hatten wir dann wirklich starken Seegang und von den 28 Teilnehmern lagen 20 mit Übelkeit in der Kajüte. Zu acht haben wir es aber trotzdem geschafft die Segel zu raffen. Das war ein cooles Gefühl. Insgesamt hatten wir einen tollen Gruppenzusammenhalt.

Die FNF ist eine politische Stiftung. Konnten Sie durch Ihre Förderung auch politisch tiefere Einblicke erhalten?
Auf jeden Fall. Ich habe politisch alles mitgenommen, was man mitnehmen konnte. Ich war beispielsweise auf allen Parteitagen. Und als aktive Person der Stiftung kann man da ja auch viele spitzfindige Fragen stellen. Wenn man da ankommt uns sagt „Ja, hallo, ich bin Sprecherrätin der Stiftung, ich würde gerne ein Gespräch mit Ihnen führen“, dann kann man da schon mehr ablassen, als man sonst die Möglichkeit hätte. Das war sicherlich auch mein Ruf während meiner Zeit in der Stiftung.

Die Stiftung fördert ihre Stipendiat:innen ideell. Würden Sie sagen, dass die Förderung eine Auswirkung auf Ihre Ideale und Ihre Arbeit als Künstlerin hatte?
Ich bin schon immer politisch und arbeite viel politisch in meiner Kunst. Ich will, dass man sich mit meinen Werken kritisch auseinandersetzten kann. Das Feedback von Mitstipendiaten war um einiges besser als das, was ich auf vielen Vernissagen bekommen hab. Denn meine Mitstipendiaten haben nicht gefragt „Warum hast du das gemacht?“, sondern „Hast du das so gemacht, weil…?“. Da habe ich immer gleich Input bekommen und das tut wahnsinnig gut.

Außerdem gibt es immer wieder sehr interessante Künstler in der Stiftung. Nicht viele, aber so viele Künstler gibt es ja auch wieder nicht, die sich in diesem liberalen Umfeld zurechtfinden.

Ihre Förderzeit liegt nun schon ein bisschen zurück. Was würden Sie sagen, in welchen Aspekten hat die Stiftung Sie bis heute nachhaltig geprägt?
Besonders geholfen hat mir die Stiftung mit meiner Sozialkompetenz. Ich war im Studium eher ein Einzelgänger und erst mit der Stiftung sind in meinem Leben so richtig gute Freundschaften entstanden. Viele davon zählen bis heute zu den wichtigsten in meinem Leben.

Jedes Jahr nimmt die FNF neue Stipendat:innen auf. Was würden Sie sagen: Was sollten alle Stipendat:innen in der Stiftung mitgemacht haben?
Insgesamt hat man durch die Stiftung die Möglichkeit schöne Dinge zu organisieren, die sollte man nutzen. Jetzt kann leider nicht jeder Sprecherin und Sprecher werden. Aber ich würde schon sagen, dass ich allen empfehlen würde Arbeitskreisleiter zu werden. Und dann würde ich natürlich jedem den Ball des VSA ans Herz legen. Nicht nur weil ich Bälle und gutes Essen mag, sondern weil die Gespräche dort immer so ungezwungen sind.

Frau Hecker, in drei abschließenden Schlagworten, wie würden Sie ihre Zeit in der FNF zusammenfassen?
Freundschaft, Verbesserung meiner Sozialkompetenz und Spaß.

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Katharina Narr hat MA Journalismus, Medien und Globalisierung an der Zeppelin Universität (Deutschland) und der Aarthus Universität (Dänemark) studiert. Seit 2018 war sie FNF-Stipendiatin, wo sie die Profiklasse der Liberalen Medienakademie (LMA) erfolgreich absolvierte.