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Indien öffnet sich für ausländische Universitäten

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© FNF South Asia

Neue Ära in der indischen Bildungspolitik: Ausländische Universitäten dürfen in Indien künftig einen eigenen Campus eröffnen und können autonom entscheiden über Zugangsvoraussetzungen sowie Studiengebühren, für die es keine Obergrenzen geben wird. Zudem haben die Universitäten freie Hand bei der Rekrutierung ihres Personals, sei es in Indien oder im Ausland. Insgesamt 100 ausländische Universitäten will die University Grants Commission (UGC) zulassen. Diese müssen in einem weltweit anerkannten Ranking der 500 Top-Universitäten gelistet bzw. auf einem besonderen Fachgebiet herausragend sein. Voraussetzung für eine Zulassung ist, dass die Lehrinhalte keine nationalen Interessen des Landes gefährden und die Standards der höheren Ausbildung in Indien erfüllen. Online-Kurse sind nicht erlaubt.

Auf einer Online-Veranstaltung der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit (FNF) in Kooperation mit ihrem Partner, dem Centre for Civil Society, beleuchteten Expertinnen und Experten aus Südasien Ende Januar 2023, welche Chancen und Risiken mit dem Start ausländischer Universitäten verbunden sein könnten, einmal aus Sicht der Newcomer, aber auch für das indische Bildungssystem. Denn die öffentlichen und privaten Universitäten des Landes genießen nicht immer den besten Ruf.

Als Vorteile sieht Lakshmi Goyal, CEO am Centre for Civil Society, vor allem die größere Vielfalt an Bildungschancen für indische Studierende, aber auch die Möglichkeit, die Kosten für ein Studium zu reduzieren. Denn viele junge Inderinnen und Inder zieht es zum Studium ins Ausland. Mit Blick auf die von der UN formulierten Ziele für nachhaltige Entwicklung, zu denen auch hochwertige Bildung zählt, sei dies ein wichtiger Schritt.

Wie stark deutsche Universitäten bereits in Indien vernetzt sind, beschrieb Benjamin Pfrang, Leiter des Indien-Büros der RWTH Aachen, der zweitgrößten technischen Universität in Deutschland, die bereits seit den 50er Jahren in Indien aktiv ist. Unter anderem besteht eine enge Kooperation mit dem Indian Institute of Technology Madras sowie mit zahlreichen anderen indischen Instituten. In Aachen bilden indische Studierende die zweitgrößte Gruppe unter den ausländischen Studentinnen und Studenten. Ein eigener Campus sei wegen der bestehenden engen Kooperation im Moment aber nicht geplant, so Pfrang.

Moderator Rohan Joshi, Senior Fellow am Centre for Civil Society, unterstrich, dass zwischen dem Jahr 2001 und heute die Zahl der Universitäten um 400 Prozent gestiegen sei. Knapp 30 Prozent der Schulabgängerinnen und -abgänger würden sich für eine höhere Ausbildung entscheiden, wobei der Frauenanteil etwas höher liege als der von Männern.

Abhishek Ranjan, Innovationsbeauftragter im indischen Bildungsministerium, betonte, wie wichtig es sei, dass qualitativ hochwertige Bildung zu erschwinglichen Kosten angeboten werde. Deshalb begrüßt er die Vorgabe der Regierung, dass die Universitäts-Gebühren angemessen und transparent sein müssten. Innovation, akademische Freiheit und Autonomie sind für Dyuti Pandya, Studentin an der Gujarat Maritime University, die wichtigste Basis, damit eine Universität erfolgreich lehren könne. Entscheidende Fragen sind aus Sicht von Dr. Swati Chawla, Professorin an der Jindal School of Liberal Arts, wer überhaupt an die Universität gehen könne und was nach Beginn des Studiums passiere. Für indische Studierende könne ein Studium an ausländischen Universitäten in Indien gegebenenfalls die Jobchancen im Ausland erhöhen.

Dr. Chawla erinnerte daran, dass es bereits vor gut zehn Jahren einen Vorstoß gegeben habe, ausländische Universitäten nach Indien einzuladen. Das Interesse sei jedoch sehr begrenzt gewesen, da diese lieber mit indischen Instituten kooperiert hätten. Ob der neuerliche Versuch erfolgreich sei, könne man nach Ablauf der von der Regierung fest gesetzten zehnjährigen Probephase unter anderem daran messen, ob die Zahl der in Indien Studierenden und Graduierten insgesamt steige. Darüber hinaus hofft sie, dass eine Debatte in Gang komme, ob nicht auch heimischen Universitäten mehr Autonomie gewährt werden könne. Die Newcomer sollen weniger Regulierungen unterworfen werden.

Dr. Carsten Klein, Leiter des Regionalbüros Südasien der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, betonte abschließend, welche große Chance mit der Zulassung ausländischer Universitäten verbunden sei. Nicht nur indische Studierende, die sich einen teuren Auslandsaufenthalt nicht leisten könnten, sondern auch Studierende aus der Region Südasien würden von dem Schritt profitieren. „Ich hoffe, dass mehr ausländische und auch indische Universitäten die Gelegenheit nutzen, um sich für eine größere Integration in Südasien zu öffnen.“