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Nachhaltigkeit
Was bedeutet das Lieferkettengesetz für den globalen Süden?

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© Travel mania, shutterstock

Globale Herausforderungen wie der Klimawandel und soziale Gerechtigkeit fordern nicht nur Politik und Bürgerinnen und Bürger heraus, sondern auch die Wirtschaftswelt. Der Zusammenhang zwischen neuen Geschäftsmodellen, den internationalen Wirtschaftsbeziehungen, globalen Lieferketten und dem Konsumverhalten bringt spannende Fragestellungen hervor. Die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit hat diesem Thema eine digitale Veranstaltung gewidmet.

Gemeinsam mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern diskutierten Wolfgang Heinze, Büroleiter der Friedrich-Naumann-Stiftung für Sri Lanka und Bangladesch, Markus Löning, ehemaliger Menschenrechtsbeauftragter der Bundesregierung und Gründer von „Löning – Human Rights & Responsible Business” sowie Sabine Ulmer, Product Director von Eskimo Fashion Knitwear mit Standorten in Sri Lanka, die Notwendigkeit der Harmonisierung von Auflagen für Unternehmen durch das Lieferkettengesetz, die Rolle der Europäischen Union und die Perspektive auf das noch ausstehende EU-Lieferkettengesetz, die Transparenz der Herstellungsbedingungen für Kundinnen und Kunden sowie die Aufsicht von Auditverfahren.

Harmonisierung der Auflagen

Auf der Veranstaltung wurde der Bedarf einer Harmonisierung der weltweit enorm unterschiedlichen Auflagen von Unternehmen an Sub-Unternehmen als sehr hoch eingeschätzt. Gleichzeitig steigt der Wunsch nach Transparenz hinsichtlich der unterschiedlichen Auflagen für Unternehmen, die von staatlichen Stellen gestellt werden. Konsens bestand auch über die Notwendigkeit einer Vereinheitlichung der Auditverfahren. Denn die unterschiedlichen Nachweispflichten binden vor allem in kleinen Unternehmen extrem viel Zeit, wodurch Produkte teurer als notwendig werden. 

Mehr Transparenz für Verbraucherinnen und Verbraucher

Aus der Diskussion ergaben sich mehrere Ideen und Anregungen aus dem Publikum, wie mehr Transparenz für die Verbraucherinnen und Verbraucher erreicht werden kann. So forderten einiger Teilnehmerinnen und Teilnehmer beispielsweise mehr politische Bildung, um die Konsumenten darüber aufzuklären, wie man Herstellungsbedingungen überprüfen kann. Unter welchen Bedingungen beispielsweise Schuhe oder Elektronikgeräte hergestellt werden, lässt sich aus Kundensicht derzeit nur schlecht nachvollziehen. Vorgeschlagen wurde daher eine Art "Ampelsystem" oder ein europaweites Label, das Produkte erhalten und das einfach sowie transparent darüber Auskunft geben soll, wie ein Produkt hergestellt wurde – vergleichbar mit einem Bio-Siegel oder der Salz-Ampel.

Produktionsmonitor für die Europäische Union

Während der digitalen Veranstaltung wurde häufig hinterfragt, ob die EU in ihren Verhandlungen mit anderen Ländern, zum Beispiel zu EU-Beitrittsverhandlungen oder auch Partnerschaftsabkommen, auch die Produktionsbedingungen anspricht. In diesem Zusammenhang entstand die Idee, eine Art "Produktionsmonitor" von Seiten der Europäischen Union aufzustellen. Über diesen Monitor könnten Länder und Branchen ausgewählt werden, um anschließend Informationen über deren Produktionsbedingungen und Auflagen abzurufen.

Politische vs. unternehmerische Verantwortung

Eine Diskussionsteilnehmerin warf während der Fishbowl Diskussion die Frage auf, ob Arbeitsrecht und fairer Löhne nicht eine politische Aufgabe der Regierungen in den einzelnen Ländern sei. Es wurde diskutiert, ob die Politik hier versuche, ihre eigenen Defizite von den Unternehmen lösen zu lassen und letztendlich versuche, gesellschaftliche und politische Probleme zu "privatisieren".

Veranstaltungsreihe: Learn@Lunch

Die Veranstaltungsreihe Learn@Lunch der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit bringt Menschen zusammen, die ihre Erfahrungen und Expertise zu global nachhaltigem Wirtschaften teilen und Fragen aus dem Publikum beantworten. Die Online-Veranstaltungen laden zu einem lockeren Austausch in der Mittagspause von 12:30 bis 14:00 Uhr ein. Die nächste Veranstaltung findet am 20. Januar 2022 zum Thema „Faire und unfaire Arbeitsbedingungen am Beispiel der Spielzeugindustrie“ statt.