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Liberale Denker
Immanuel Kant: “ Sapere aude! Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ (22.4.1724-12.2.1804)

Immanuel Kant (1724–1804) war ein deutscher Philosoph der Aufklärung, der mit seiner „Kritik der reinen Vernunft“ die moderne Philosophie maßgeblich prägte.

Immanuel Kant (1724–1804) war ein deutscher Philosoph der Aufklärung, der mit seiner „Kritik der reinen Vernunft“ die moderne Philosophie maßgeblich prägte.

© picture alliance / imageBROKER | Heinz-Dieter Falkenstein

Kurzbiographie

Als Professor (für Logik und Metaphysik) aus Königsberg ist das Kant wohl bekannteste Gesicht der deutschsprachigen Aufklärung und einer der bedeutendsten Philosophen überhaupt. Kant stammte – wie nicht wenige andere Vertreter der Aufklärung – aus eher einfachen Verhältnissen: sein Vater war ein Sattlermeister. Die Familie war stark vom Pietismus geprägt – einer protestantischen Frömmigkeitsbewegung, die auch für den südwestdeutschen Liberalismus eine wichtige Rolle einnimmt. Seine Ausbildung erfuhr Kant zunächst am Friedrichskollegium und dann an der Albertus-Universität zu Königsberg, wo er bereits im Alter von 22 Jahren seine erste Schrift – „die Gedanken von der wahren Schätzung der lebendigen Kräfte“ – veröffentlichte. Nach einer Zeit als Privatlehrer im Königsberger Umland kehrte er 1754 an seine Alma Mater zurück, wo er schließlich bis 1796 als Professor an unterschiedlichen Lehrstühlen wirkte. Acht Jahre später starb Kant, ebenfalls in Königsberg. „Die Lebensgeschichte des Immanuel Kant ist schwer zu beschreiben“, bemerkte Heinrich Heine einige Zeit spät über ihn, „denn er hatte weder Leben noch Geschichte.“ Es war auf seine Schaffenskraft und seine beständige Arbeit gemünzt, die Kant auszeichnete – im Dienste der Wissenschaft.

Damals und Heute

Der zentrale Grundbegriff liberaler Bildungsphilosophie ist die Autonomie. Er stellt das mündige Individuum ins Zentrum und grenzt sich gleichzeitig scharf vom Egoismus ab, indem er, wie Kant es in der „Grundlegung zur Metaphysik der Sitten“ formuliert, an die Sittlichkeit geknüpft wird. Freiheit zeigt sich also erst in der Entscheidungsfähigkeit zur Moral und ist daher von der Willkür deutlich zu unterscheiden. Ohne Zweifel geht Kants Beitrag zum Liberalismus weit über dieses Argument hinaus: Rechtsstaatlichkeit, Weltbürgertum und ein metaphysisch untermauerter Freiheitsbegriff machen ihn auch zur liberalen Pflichtlektüre. Aus bildungspolitischer Sicht ist es allerdings vor allem das Konzept der Mündigkeit, das nach wie vor die Messlatte für einen gelungenen Bildungsauftrag fungiert. Der Gebrauch der eigenen Vernunft statt „Faulheit und Feigheit“ ist eine voraussetzungsreiche Forderung, gehört dazu nach Kant ganz ausdrücklich die Öffentlichkeit. Meinungsfreiheit und Wissenschaftsfreiheit sind daher zentrale Bausteine liberaler Bildungs- und Wissenschaftspolitik. Auch wenn die preußische Zensur, die Kant einst das Leben schwermachte, längst nicht der letzte Versuch gewesen sein sollte, Einfluss darauf zu nehmen, was an Hochschulen gesagt werden darf – und was nicht.

Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung. Faulheit und Feigheit sind die Ursachen, warum ein so großer Teil der Menschen, nachdem sie die Natur längst von fremder Leitung frei gesprochen (naturaliter maiorennes), dennoch gerne zeitlebens unmündig bleiben; und warum es Anderen so leicht wird, sich zu deren Vormündern aufzuwerfen.

Immanuel Kant, Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? (1784)

Autonomie des Willens ist die Beschaffenheit des Willens, dadurch derselbe ihm selbst (unabhängig von aller Beschaffenheit der Gegenstände des Wollens) ein Gesetz ist. Das Prinzip der Autonomie ist also: nicht anders zu wählen, als so, daß die Maximen seiner Wahl in demselben Wollen zugleich als allgemeines Gesetz mit begriffen sein.

Immanuel Kant, Grundlegung zur Metaphysik der Sitten (1785)

Der Mensch ist das einzige Geschöpf, das erzogen werden muss. Unter der Erziehung nämlich verstehen wir die Wartung (Verpflegung, Unterhaltung), Disziplin (Zucht) und Unterweisung nebst der Bildung. Demzufolge ist der Mensch Säugling, – Zögling, – und Lehrling.

Immanuel Kant, Vorlesung über die Pädagogik [Mitschrift von F.T. Rink] (1803)

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Florian von Hennet
Florian von Hennet
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