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Auf der Überholspur: Die Zukunft der Mobilität in aufstrebenden Märkten

Unsere Welt wird immer urbaner. Schon heute leben 55 Prozent der Menschheit in Städten, bis zum Jahr 2050 soll dieser Anteil auf mehr als zwei Drittel steigen. Während der Prozess der Urbanisierung in den Industrienationen weitgehend abgeschlossen ist, nimmt er in vielen Schwellen- und Entwicklungsländern weiter Fahrt auf und stellt die dortigen Metropolen vor große Herausforderungen. Dies gilt insbesondere für die Verkehrsinfrastruktur, die vielerorts hoffnungslos überlastet ist. Die Folgen sind verheerend: Stau, schlechte Luft und viele Verkehrsunfälle.

Für Industrienationen sind Probleme und mögliche Lösungsansätze im Bereich der städtischen Mobilität gut erforscht. Für Schwellenländer existiert jedoch nur ein unvollständiges Bild. Mit der Studie „Emerging Urban Mobility“ von Fraunhofer IAO verfolgt die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit das Ziel, einen Beitrag zum Schließen dieser Lücke zu leisten. Die Studie beinhaltet repräsentative Nutzerbefragungen in drei ausgewählten Fokusländern (Indonesien, Marokko und Mexiko) sowie eine Auswahl an Mobilitätslösungen, die zeigen, welche Maßnahmen sich als wirksam erwiesen haben oder auf die besonders hoffnungsvoll geblickt wird.

Die wichtigsten Ergebnisse der Umfrage

Aus der repräsentativen Befragung der Stadtbevölkerung in Indonesien, Marokko und Mexiko gehen insbesondere drei Erkenntnisse hervor:

  1. In allen drei Ländern schreibt die Stadtbevölkerung dem Auto auch zukünftig eine hohe Bedeutung zu. In Marokko und Mexiko wird das Auto als Verkehrsmittel mit dem höchsten Zukunftspotenzial gesehen, in Indonesien landet das Auto in der Befragung auf dem zweiten Platz.
  2. In allen drei Ländern blicken die Menschen mit großer Zuversicht in die Zukunft und gehen mehrheitlich davon aus, dass die Mobilitätssituation zukünftig den Wunschvorstellungen entsprechen wird (Indonesien 79%, Marokko 62%, Mexiko 55%).
  3. In allen drei Ländern sollen urbane Mobilitätslösungen zuallererst „sicher“ sein. Hieraus wird deutlich, dass die mangelnde Verkehrssicherheit und die hohe Unfallgefahr in den drei Fokusländern übereinstimmend als Kernproblem der städtischen Mobilität wahrgenommen werden.
Grafik
© FNF – Emerging Urban Mobility

Internationale Best Practice-Lösungen

Die Best Practice-Lösungen machen deutlich, wie vielfältig die städtischen Mobilitätsherausforderungen in Schwellenländern sind und mit welcher Innovationsbereitschaft die Probleme dort bereits angegangen werden. Natürlich lassen sich Lösungsansätze nicht eins zu eins zwischen Industrienationen und Schwellenländern übertragen – dafür sind die Herausforderungen und Voraussetzungen zu unterschiedlich. Dennoch lässt sich viel voneinander lernen:  In Jakarta hat sich seit einigen Jahren das mit einer Länge von 200 Kilometern weltweit größte Bus Rapid Transit-System etabliert. In Caracas wurde ein Seilbahn-Projekt erfolgreich in ein bereits dicht besiedeltes Gebiet integriert. Malaysia setzt bei der Lösung seiner städtischen Verkehrsprobleme auf anonymisierte Verkehrsdaten, um Stauspitzen und Reisezeiten zu analysieren. Johannisburg nutzt Künstliche Intelligenz, um Verkehrsmuster zu erkennen und den Verkehr intelligenter zu steuern. Mexiko City legt seit einigen Jahren besonderen Wert auf eine Mobilitätsplanung, die Frauen im städtischen Verkehr besser schützen soll.

Fazit

Aus Sicht der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit ist das Fazit der Studie klar: Die fortschreitende Urbanisierung stellt gerade die urbane Mobilität in den Schwellenländern vor besondere Herausforderungen. Die repräsentative Befragung in Indonesien, Marokko und Mexiko führt eindrucksvoll vor Augen, dass die Menschen trotz allem zuversichtlich bleiben. Klar ist auch: Die Menschen wollen dabei nicht auf ihr Auto verzichten. Die Ergebnisse zeigen, dass es auf dem Weg zu klimafreundlicher Mobilität eine erhebliche Nachfrage nach alternativen Kraftstoffen in diesen Ländern geben könnte. Zum anderen wird im Hinblick auf die Klimaschutzziele deutlich, dass gerade in den Städten Wege gefunden werden müssen, um Klimaschutz und Individualverkehr zu vereinen und wirksame Massentransportsysteme als echte Alternative einzusetzen. Um die Verkehrsprobleme in den Städten weltweit zu lösen, braucht es ein gehöriges Maß an Innovationsbereitschaft und Ideenreichtum. Die Best Practice-Beispiele der Studie verdeutlichen, dass in den Schwellenländern bereits heute vielfältige Innovationen zum Einsatz kommen. Zwischen Industrienationen und Schwellenländern braucht es daher einen Austausch auf Augenhöhe, damit Städte weltweit voneinander lernen und ihre Mobilitätsprobleme in den Griff bekommen können.

FNF – Emerging Urban Mobility
© FNF – Emerging Urban Mobility