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Begabtenförderung
„50 Jahre – Unsere Besten“

Begrüßung von Prof. Karl-Heinz Paqué zum 50-jährigen Jubiläum der Begabtenförderung
Prof. Dr. Karl-Heinz Paqué

Prof. Dr. Karl-Heinz Paqué, Vorstandsvorsitzender der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

© Marco Urban

Begrüßung von Prof. Karl-Heinz Paqué zum 50-jährigen Jubiläum der Begabtenförderung

„50 Jahre – Unsere Besten“. Ein wunderbarer Film! Ich danke ganz herzlich der gesamten Stipendiatenschaft, und besonders natürlich deren Sprecherinnen und Sprecher für diesen Film, den sie der Begabtenförderung der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit zum 50. Geburtstag geschenkt haben. 

Fünfzehn Jahre nach der Gründung der Stiftung 1958 begann im Jahr 1972 in deren Vorstand und Kuratorium die Diskussion, ob die Stiftung auch Stipendien vergeben sollte. Es war eine spannende Diskussion – im Nachhinein höchst aussagekräftig für den akademisch-liberalen Geist jener Zeit. Die Gremien der Stiftung wollten nämlich zunächst ausschließlich Promotionsstipendien vergeben. Diesen Überlegungen standen aber das geltende Graduiertenförderungsgesetz sowie die damaligen Förderrichtlinien des Bundesministeriums für Bildung und Wissenschaft entgegen. Diese sahen nämlich vor, dass Promotionsstipendien ausschließlich an Personen vergeben werden durften, die bereits in der Grundförderung unterstützt worden waren. So entschieden die Gremien schließlich – gewissermaßen nolens volens – entgegen der ursprünglichen Pläne, auch Personen in die Grundförderung aufzunehmen.

Heute sind wir natürlich mehr als glücklich über diese Fügung. Als Liberaler füge ich hinzu: Es ist wohl einer der wenigen Fälle in der deutschen Geschichte, in der eine übermäßige bürokratische Regulierung Gutes bewirkt hat – und dies ausgerechnet in einer liberal orientierten Stiftung! 

In der ersten Auswahltagung im November 1973 wurden 17 Personen aufgenommen. Heute sind es über 1.200 Personen, die wir jedes Jahr mit einem Stipendium durch ihr Studium oder ihre Promotion begleiten dürfen.

Finanziert werden diese Stipendien für deutsche und europäische Geförderte aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Wissenschaft. Von daher ist es mir an dieser Stelle eine außerordentliche Freude aus dem Bundesministerium für Bildung und Forschung die Staatssekretärin Judith Pirscher sowie den Staatssekretär Dr. Jens Brandenburg und weitere Mitarbeitenden aus dem BMBF begrüßen zu dürfen.

Ebenfalls herzlich willkommen sind uns Frau Stohr, die Referentin für internationale Wissenschaftspolitik, sowie alle Mitarbeitende des Auswärtigen Amtes und des Bundesamtes für auswärtige Angelegenheiten. Mit Unterstützung des Auswärtigen Amts ist es der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit möglich, Geförderte aus dem nicht-europäischen Ausland aufzunehmen.

Besonders in den ersten Jahren der Begabtenförderung war der Anteil ausländischer Studierender außerordentlich hoch. Im Jahr 1980 waren 40% der insgesamt 430 Geförderten aus dem Ausland, vorwiegend aus Asien und dem Nahen Osten, aber auch aus Südamerika und Afrika. Eine Stiftung, die heute in über 60 Ländern mit Projekten in den Bereichen Menschenrechte, Demokratieförderung, Presse- und Meinungsfreiheit aktiv ist, freut sich natürlich besonders über diese Alumni, die uns und Deutschland heute noch eng verbunden sind. Ich merke dies immer bei meinen Auslandsreisen – zuletzt in Taipeh und Buenos Aires –, wenn bei Jubiläumsveranstaltungen der Stiftung Altstipendiaten um ein Erinnerungsfoto bitten. Es ist bewegend zu sehen, welche großartige Rolle sie oftmals in ihren Ländern spielen oder gespielt haben – in verantwortungsvollen hohen politischen oder administrativen Ämtern oder als Professorinnen und Professoren an namhaften Universitäten und Hochschulen.

Wie Sie vielleicht wissen, werden alle politischen Stiftungen sowie die insgesamt 13 Begabtenförderwerke in Deutschland aus Mitteln des Bundes finanziert. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Diese Förderung von Talenten aus der öffentlichen Hand gibt es meines Wissens in dieser Form in keinem anderen Staat der Welt. Herzlich begrüßen möchte ich daher auch alle anwesenden Mitglieder des Deutschen Bundestages. Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung.

Ich meine damit übrigens die Unterstützung aller Förderwerke, auch die der politischen und weltanschaulichen Wettbewerber. Ich begrüße damit auch die Leiterinnen und Leiter der anderen Werke und heiße Sie alle herzlich willkommen.

Die Gründungsväter und Gründungsmütter der Begabtenförderung der Friedrich-Naumann-Stiftung vor 50 Jahren waren herausragende Persönlichkeiten. Um nur eine zu nennen: Clara von Simson, die als erste Frau im Fach Physik an der Humboldt Universität Berlin promoviert hatte und von 1968 bis 1977 die Kuratoriumsvorsitzende der Stiftung war. Und die Gremien der Stiftung verabschiedeten Grundlagen, die bis heute gültig sind.

Schon 1973 beschloss der Vorstand, dass es pro Jahr zwei Aufnahmen geben sollte – immer zum 1. April und 1. Oktober eines Jahres. Der Vorstand beschloss auch, dass die Auswahl der Bewerberinnen und Bewerber zur Qualitätssicherung von einem unabhängigen Auswahlausschuss durchgeführt werden muss. Und er beschloss auch, dass es an den Studienorten der geförderten Vertrauensdozentinnen und -dozenten geben soll. Daher ist es mir an dieser Stelle eine außerordentliche Freude, die anwesenden ehemaligen und aktuellen Mitglieder des Auswahlausschusses der Friedrich-Naumann-Stiftung sowie die Vertrauensdozentinnen und –dozenten aus ganz Deutschland heute Abend zu begrüßen. Wir freuen uns sehr, dass Sie gekommen sind.

Besonders begrüßen möchte ich Frau Dr. Irmgard Schwätzer, die neben vielen herausragenden öffentlichen Funktionen von 2003 bis 2015 Vorsitzende des Auswahlausschusses der Begabtenförderung war.

Wir danken allen Auswahlausschussmitgliedern und Vertrauensdozenten, kurz: AWAs und VDs, wie sie liebevoll genannt werden, sehr herzlich für die Übernahme der Ehrenämter sowie Ihre Zeit und Aufmerksamkeit, die Sie unseren Bewerberinnen und Bewerbern sowie unseren Stipendiatinnen und Stipendiaten jedes Jahr schenken.

Daher dThemen und Anliegen der Begabtenförderung werden natürlich auch heute noch vom Vorstand und dem Kuratorium der Stiftung diskutiert. Die Förderung unserer Stipendiatinnen und Stipendiaten sowie die Verbindung zu unseren Alumni ist den Gremien der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit ein großes Anliegen. Daher darf ich an dieser Stelle selbstverständlich auch die Mitglieder des Vorstands und des Kuratoriums der Stiftung herzlich willkommen heißen: aus dem Kuratorium Liane Knüppel und Gisela Piltz, Professor Hinrich Enderlein und Stephan Kapferer, aus dem Vorstand meine Kolleginnen Anne Brasseur und Dr. Maren Jasper-Winter.

Bis zur deutschen Wende 1989 blieben die Förderzahlen bei ca. 500 pro Jahr. In den bewegten politischen Jahren danach veränderte sich dann einiges: Geförderte aus den neuen Bundesländern kamen hinzu; die Unterstützung der Geförderten des Auswärtigen Amts verschob sich zugunsten von Ländern des östlichen Mitteleuropas. Ferner waren ab 1989 auch Studierende an Fachhochschulen eingeladen, sich zu bewerben.

Neben der finanziellen Förderung, die übrigens im Jahr 1973 mit 60 Deutsche Mark Büchergeld für Studierende begann, steht die ideelle Förderung unserer Geförderten. Es galt seit dem ersten Aufnahmejahrgang der Grundsatz, dass jede und jeder Geförderte aufgefordert ist, Themen zu identifizieren, Seminare und Akademien zu organisieren, Referenten zu akquirieren, Netzwerke zu nutzen und einen aktiven Teil zur ideellen Förderung beizutragen. Die Selbstorganisation war geboren, am Anfang sicherlich auch aus der Not der Personalknappheit heraus.

Sie hat sich bewährt. Die erste von der Stipendiatenschaft organisierte Akademie fand bereits 1975 statt. Seitdem prägt die stipendiatische Selbstorganisation die ideelle Förderung der Stiftung. In 18 Arbeitskreisen sollen und können unsere Geförderten zu selbstgesetzten Themen aktiv werden. Die Arbeitsgruppen sind thematisch breit gespannt und reichen von Demokratie, Soziales, Wirtschaft, Internationales, Queer & Feminismus zu Innovation und Umwelt. Im letzten Jahr haben unsere Stipendiatinnen und Stipendiaten über 120 Veranstaltungen selbst organisiert. Daher begrüße ich an dieser Stelle natürlich besonders herzlich die Hauptdarsteller der Stiftung, die aktuellen Stipendiatinnen und Stipendiaten. Seien Sie uns herzlich willkommen.

Unsere Geförderten wählen jedes Jahr sechs Personen, die als Vertretung der Geförderten agieren – die Sprecherinnen und Sprecher. Diese organisieren seit 1974 den Konvent oder – wie in diesem Jahr – die erste ProLib23: eine Tagung zu Zukunftsthemen. Sie machen sich für Angelegenheiten stark, die Beachtung finden müssen und tauschen sich mit der Leitung der Begabtenförderung und den Gremien der Stiftung intensiv aus. In diesem Jahr haben Sie auch den wunderbaren Film produziert, den wir gesehen haben. An dieser Stelle daher auch ein sehr, sehr herzliches Willkommen an alle Sprecherinnen und Sprecher und mein großer Dank für Ihre grandiose Arbeit.

Ein wichtiger Partner der Begabtenförderung ist der Verein der Stipendiaten und Alumni, kurz: VSA. Der VSA ergänzt die Arbeit der Begabtenförderung durch zahlreiche Angebote wie z.B. Mentoren- und Karriereförderprogramme und die Herausgabe des Magazins „freiraum“. Darüber hinaus bietet der VSA unseren Alumni nach dem Ausscheiden aus der Förderung weitere Möglichkeiten, sich im Rahmen der liberalen Familie zu engagieren und weiterhin in der Selbstorganisation aktiv zu sein. An dieser Stelle begrüße ich auch alle Mitglieder des VSA, besonders den Vorsitzenden Henri Kirner, die Geschäftsführerin Arzu Dagci und die Mitglieder des Vorstands. Ausdrücklich bedanken möchte ich mich beim VSA für die großzügige Unterstützung dieses Festakts. 

Wenn auch Sie die Arbeit des VSA und der Begabtenförderung unterstützen möchten, dann laden wir Sie heute herzlich dazu ein, einen kleinen (oder größeren?) Beitrag für den „Solidaritätsfonds für in Not geratene Studierende und Graduierte“ am Ausgang zu spenden. Der Solidaritätsfond gewährt allen Studierenden oder Promovierenden – nicht nur denen der Friedrich-Naumann-Stiftung –, die unverschuldet in eine finanzielle Notlage geraten, finanzielle Unterstützung. Mit einer immer größer werden Gruppe von geflüchteten Studierenden in Deutschland besteht kein Mangel an Hilfsgesuchen. Den Vorsitzenden des Solidaritätsfonds, Herrn Pascal Kober, Mitglied des Deutschen Bundestags, möchte ich an dieser Stelle ebenfalls willkommen heißen. Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung.

Wenn ich Bewerberinnen und Bewerber bei den Auswahltagungen als Vorsitzender des Auswahlausschusses begrüße, dann sage ich in der Regel, dass die Gespräche dazu dienen, dass sich beide Seiten kennen lernen sollen und gegenseitig prüfen, ob beide zueinander passen. Passt die Bewerberin oder der Bewerber zu uns? WUnd passen wir als Stiftung für die Freiheit zur oder zum Bewerbenden? Denn wir erwarten ja was von unseren Geförderten: Wir erwarten, dass Sie selbst dafür Verantwortung tragen, dass die ideelle Förderung ein breites Angebot an Themen, Stimmen und Perspektiven bietet. Wir erwarten, dass sie Interesse an politischen und sozialen Themen haben und sich aktiv für unsere Gesellschaft einsetzen. Wir erwarten, dass sie sich gemeinsam mit uns für liberale Werte, – eine offene Gesellschaft, Demokratie, Meinungsfreiheit und Menschenrechte einsetzten. Und wir muten ihnen zu, ein selbstbestimmtes Leben zu führen und für ihr Tun und Lassen auch Verantwortung zu übernehmen. Dafür bieten wir Möglichkeiten, sich auszuprobieren, Erfahrungen zu sammeln und zu lernen – voneinander und miteinander.

In einer Stiftung für die Freiheit zu sein, das ist also durchaus harte Arbeit, weil der Erhalt der Freiheit und Demokratie harte Arbeit ist. Wir sehen mit dem Angriffskrieg auf die Ukraine mitten in Europa, mit täglichen Verurteilungen von Oppositionellen und mit der Zunahme von autokratischen Systemen auf der ganzen Welt wie die Freiheit, die Demokratie und der Rechtsstaat zunehmend einen schweren Stand haben. Auch hier in Deutschland ist es keine Selbstverständlichkeit, dass jede und jeder das Recht auf freie Entfaltung hat. Dafür müssen wir uns täglich einsetzen.

Daher ist Begabung für uns auch der Einsatz seiner Fähigkeiten, die Welt jeden Tag ein kleines Stückchen freier zu machen; und es ist die Übernahme von Verantwortung für das Gemeinwohl. Unser Auftrag für die Zukunft ist, gemeinsam mit unseren Stipendiatinnen und Stipendiaten, mit unseren Alumni und hoffentlich gemeinsam mit Ihnen, meine Damen und Herren, uns für eine freiheitliche Welt einzusetzen und auch die nächsten Generationen von Stipendiatinnen und Stipendiaten auf ihrem Weg zu begleiten und sie für ihre zukünftigen Aufgaben in unserer Gesellschaft vorzubereiten.

Zum Schluss danke ich sehr herzlich dem Team der Begabtenförderung für seine engagierte Arbeit bei der Auswahl und Betreuung unserer Stipendiatinnen und Stipendiaten. Liebes Team, es ist stets eine motivierende Freude, mit ihnen zu arbeiten. Herzlichen Dank.

Besonders danken möchte ich Frau Dr. Katja Hartmann, die seit 4 ½ Jahren dieses Team souverän leitet, nachdem sie vorher 18 Jahre bei der hochangesehenen Alexander-von-Humboldt-Stiftung tätig war. Seit gut einem Jahr ist sie auch stellv. Leiterin des Bereiches Wissenschaft und politische Strategie der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit.

Liebe Frau Dr. Hartmann, Sie haben in diesen 4 ½ Jahren Hervorragendes geleistet, wichtige Impulse gesetzt und die Begabtenförderung vorangebracht. So machen wir gemeinsam weiter. Unser großer und herzlicher Dank gilt Ihnen.

Meine Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde der Begabtenförderung der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, – ich danke Ihnen, dass Sie bei uns sind. Ich wünsche Ihnen einen interessanten Abend mit vielen alten Bekannten und Freunden sowie neuen Begegnungen. Lassen Sie uns den 50-jährigen Geburtstag unserer Begabtenförderung gemeinsam feiern.

50 Jahre Begabtenförderung

Team der Begabtenförderung der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Talente fördern, Freiheit stärken: Mit einem Festakt am 22. Juni 2023 in Berlin feierte die Friedrich-Naumann-Stiftung das 50-jährige Jubiläum ihrer Begabtenförderung mit Gästen aus Politik, Wissenschaft und Gesellschaft. Zeit für einen Rückblick und Ausblick auf die Herausforderungen des liberalen Förderwerks, das seit seiner Gründung Persönlichkeiten aus dem In- und Ausland mit akademischer Begabung in allen Fachrichtungen im Studium und während der Promotion erfolgreich unterstützt.

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