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Corona
Lockdown 2: Wo bleibt die Langzeitstrategie?

Lockdown Deutschland Innenstadt
© picture alliance/dpa | Hauke-Christian Dittrich

Seit Wochen schnellen weltweit die Infektionszahlen hoch, auch in Deutschland. Fast der gesamte europäische Kontinent hat harte Maßnahmen verhängt – und in Deutschland wird der zweite Lockdown intensiv diskutiert. War er notwendig? Wie kann eine mittel- und langfristige Strategie der Pandemiebekämpfung aussehen? Diese Fragen haben wir in der vergangenen Woche mit Prof. Hendrik Streeck und Prof. Andrew Ullmann im Rahmen einer Veranstaltung diskutiert.

Auszüge aus der Veranstaltung

Ein kleiner Zusammenschnitt von Highlights der Veranstaltung. Das volle Video finden Sie auf +Freiheit. © Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Hendrik Streeck, der einen Lehrstuhl für Virologie an der Universität Bonn innehat, stellte vor kurzem einen Aufruf der Kassenärztlichen Bundesvereinigung vor, die Botschaft: „Ein pauschaler Lockdown ist weder zielführend noch umsetzbar“. Mit dem Aufruf wolle er darauf aufmerksam machen, dass „der Schutz der Risikogruppen zu kurz kommt“, so Streeck. Ihm gehe es vor allem darum, eine präzisere Herangehensweise zu etablieren. Bislang seien weder die Vorkehrungen noch die Tests in Pflegeheimen und Kliniken systematisch genug, um einen ausreichenden Schutz zu gewährleisten. Zeitgleich müsse auch für Menschen der Risikogruppen, die zu Hause leben, ein entsprechender Schutz etabliert werden.

Auch der Infektiologe und gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion Andrew Ullmann, sprach sich gegen einen pauschalen Lockdown aus. Er bemängelte, dass man beim Beschluss neuer Maßnahmen stärker die Erkenntnisse berücksichtigen müsse, die die Wissenschaft seit dem Frühjahr gesammelt hat. Dies sei bislang nicht geschehen, viele der Entscheidungen des Gesundheitsministeriums seien auf Grund mangelnder Transparenz für den Gesundheitsausschuss nicht nachvollziehbar. So sei es schließlich vollkommen klar, dass man nicht ganz Deutschland im kommenden Jahr impfen könne. Bislang werde die Diskussion über die Impfstrategie und deren Bedeutung für weitere Maßnahmen jedoch nicht im Ausschuss thematisiert. Hendrik Streeck gibt sich in Bezug auf potentielle Impfungen zwar vorsichtig optimistisch, mahnt aber zeitgleich an: „Die Auswertung der Daten ist noch nicht abgeschlossen und wir wissen noch nicht, ob der Impfstoff vor der Infektion oder der Erkrankung schützt“.

Beide kritisierten, dass die Diskussion über mögliche Langzeitstrategien nicht ausreichend geführt werde. Nur mit einer Perspektive könne man die Bereitschaft der Bürger erhöhen, sich an der konsequenten Durchführung der Infektionsschutzmaßnahmen zu beteiligen. 

Das volle Video der Veranstaltung finden Sie hier.