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Von der mobilen Geldbörse zum digitalen Geld

Von Zentralbanken ausgegebene digitale Währungen (Central Bank Digital Currencies, CBDCs) wie der geplante E-Euro werden voraussichtlich schon bald das Papiergeld ersetzen, das heute weltweit für die Abwicklung von Transaktionen verwendet wird. CBDCs versprechen, die Finanzwirtschaft grundlegend zu verändern und enorme soziale und wirtschaftliche Veränderungen zu bringen – hauptsächlich positive. 

Die Verwirklichung dieses Versprechens hängt jedoch von einer erfolgreichen Einführung und einer breiten Akzeptanz dieser digitalen Währungen ab. Digitale Währungen haben bestimmte Risiken und viele Nutzer haben Vorbehalte gegen die Nutzung des neuen digitalen Geldes. Beides muss berücksichtigt werden, um die Einführung von CBDCs zum Erfolg zu führen.

Weil es bislang so gut wie keine Erfahrungen mit digitalem Zentralbankgeld gibt, lohnt sich ein Blick auf Regionen mit mobilen digitalen Zahlungssystemen (Mobile Money), die schon seit langer Zeit im Einsatz sind. Insbesondere Afrika blickt auf eine Historie von mehr als einem Jahrzehnt seit der Implementierung von Mobile Money zurück – eine Zeit, in der Mobile Money einen erheblichen transformativen Einfluss auf die Finanzsysteme hatte. Die Erfahrungen Afrikas mit Mobile Money bieten wichtige Erkenntnisse für die Einführung von digitalem Zentralbankgeld. Welche technischen und regulatorischen Lösungen haben sich bewährt? Welche positiven, aber auch negativen wirtschaftlichen und soziokulturellen Folgen sind mit der Einführung von digitalen Zahlungssystemen verbunden, und wie lassen sich diese am besten fördern bzw. vermeiden?

Die ersten Anwender von mobilem Geld waren Volkswirtschaften in Afrika südlich der Sahara, erst später sind die Verbreitungsraten auch in Asien und Lateinamerika gestiegen. Im Jahr 2020 gab es weltweit 1,2 Milliarden Konten für Mobile Money, mit Transaktionen in Höhe von 767 Milliarden US-Dollar im Laufe des Jahres. Auf die afrikanischen Länder südlich der Sahara entfielen 45,2 Prozent aller registrierten Konten für mobiles Geld auf Südasien und Ostasien und den Pazifik 25,2 Prozent bzw. 20 Prozent der registrierten Konten.

Über Mobilfunknetze wird eine breite Palette von Transaktionen abgewickelt, darunter Überweisungen von Person zu Person, Zahlungen an Händler, Zahlungen von Rechnungen, Kauf von Mobilfunkzeiten und Datenbündeln, Zahlungsverkehr mit mobilen Banken, internationale Überweisungen, staatliche Überweisungen und Zahlungen von Unternehmen zu Unternehmen. Der allgemeine Trend zeigt, dass sich mobiles Geld in vielen Ländern weltweit weiterhin schnell ausbreitet, aber es gibt auch Beispiele, in denen die Implementierung von Mobile Money nicht erfolgreich war.

Die neue Studie der Friedrich-Naumann-Stiftung analysiert die Erfahrungen mit Mobile Money in Afrika und fasst die wichtigsten Erkenntnisse zusammen, die für eine effektive Gestaltung, Regulierung und den Betrieb von CBDCs bedeutsam sein können.

Hier die wichtigsten Erkenntnisse aus den afrikanischen Erfahrungen mit Mobile Money für eine erfolgreiche Einführung von digitalem Zentralbankgeld:

Regulatorisch

  1. Angemessene, an die Risiken angepasste rechtliche Regeln sind entscheidend für die erfolgreiche Einführung von digitalen Zahlungsmitteln. Das betrifft insbesondere die Lizenzierung von Finanz- und Nicht-Finanzunternehmen, die befugt sind, Funktionen innerhalb des digitalen Währungssystems auszuüben.
  2. Die Nutzung der Fähigkeiten und der Infrastruktur von Nicht-Finanzinstituten, insbesondere von Mobilfunknetzbetreibern und Technologieunternehmen kann wesentlich zum Erfolg und zur raschen Verbreitung von digitalen Zahlungsmitteln beitragen. Dafür braucht es Rechtsvorschriften, die es diesen Instituten entweder allein oder in Partnerschaft mit Finanzinstituten erlauben, Dienstleistungen anzubieten, die traditionell nur Finanzinstituten vorbehalten waren (z. B. Überweisungen und Zahlungen).
  3. Ein für verschiedene Nutzer - etwa Privatkunden, Klein- und Großunternehmen - abgestufter Ansatz für die Regulierung digitaler Finanzprodukte minimiert den Aufwand für die Nutzer und erhöht die Akzeptanz für die Auflagen.

Technisch

  1.  Das Vertrauen in mobile Geldsysteme ist direkt mit der Qualität der zugrunde liegenden Technologie verbunden. Die Verfügbarkeit und Stabilität der technologischen Plattform müssen gewährleistet sei und Ausfallzeiten minimiert. Ebenfalls wichtig sind robuste Systeme zum Schutz vor Fälschungen und Cyber-Risiken.
  2. Das zugrunde liegende technische System muss den Abschluss von Transaktionen in Echtzeit ermöglichen. Die sofortige Übermittlung von Transaktionsbestätigungen (und ggf. Transaktionsstornierungen) an die beteiligten Parteien ist von zentraler Bedeutung.
  3. Ein umfassendes Beschwerdesystem über verschiedene Kanäle muss implementiert werden, mit klar definierten maximalen Bearbeitungsfristen. Ein zusätzlicher Beschwerdeweg zu einer unabhängigen Instanz oder Behörde kann zusätzlich dazu beitragen, Vertrauen aufzubauen.
  4. Die Schulung von Endnutzern ist von entscheidender Bedeutung, um die Akzeptanz von mobilem Geld zu fördern. Dafür müssen Nutzer aktiv über die verfügbaren Dienste informiert und mit den Schnittstellen der Systeme vertraut gemacht werden.