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Deutscher Afrika Preis
Namatai Kwekweza erhält den Deutschen Afrika Preis

Next Generation Democracy – Impulse aus Simbabwe
Namatai GAPS

Namatai Kwekweza speaking at an FNF event in Harare

© Friedrich Naumann Foundation for Freedom

Die Idee einer „nächsten Generation von Demokratie“ gewinnt weltweit an Bedeutung – besonders dort, wo demokratische Strukturen zwar formell existieren, in der Praxis jedoch unter Druck stehen. Afrika ist hier ein spannender Kontinent: eine sehr junge Bevölkerung, dynamische Städte, eine wachsende digitale Öffentlichkeit – und zugleich alte Machtstrukturen, wirtschaftliche Abhängigkeiten und fragile Institutionen.

In vielen afrikanischen Ländern setzen sich gerade junge Menschen zunehmend für demokratische Teilhabe, Rechtsstaatlichkeit und gute Regierungsführung ein. Trotz struktureller Hürden, eingeschränkter Handlungsspielräume und herausfordernder politischer Kontexte entstehen innovative, zivilgesellschaftliche Ansätze, um die politische Teilhabe der sogenannten Gen Z zu stärken.

Simbabwe steht hierbei exemplarisch im Fokus. Jahrzehnte politischer Dominanz einzelner Eliten, eine sich fortsetzende wirtschaftliche Krise, gefälschte Wahlen und starke Einschränkungen der liberalen Freiheiten haben das Vertrauen vieler Menschen in klassische demokratische Prozesse erschüttert. Gleichzeitig wächst jedoch eine Generation junger Simbabwerinnen und Simbabwer heran, die über soziale Medien vernetzt ist, neue Protestformen ausprobiert und nach Wegen sucht, ihre Stimme wirkungsvoller einzubringen als nur an der Wahlurne alle paar Jahre.

Besonders hervorzuheben ist das Engagement der diesjährigen Trägerin des Deutschen Afrika-Preises, Namatai Kwekweza. Mit ihrer Organisation WELEAD Trust setzt sich die 26‑Jährige für die Stärkung demokratischer Institutionen wie Parlament und Justiz ein und engagiert sich für mehr Jugendpartizipation – etwa durch die Senkung des Mindestalters für politische Ämter. Auch mit dem Ausbau von Führungskompetenzen und der Förderung junger Frauen in politischen und zivilgesellschaftlichen Räumen gibt sie wichtige Impulse für die demokratische Entwicklung. In einer Zeit, in der Demokratie weltweit unter Druck steht, setzt sie ein klares Zeichen für Engagement und Widerstandskraft. Sie steht für eine Generation, die sich mutig für ihre Zukunft einsetzt und der Schlüssel für erfolgreiche Demokratieförderung weltweit sein kann.

Die Frage nach einer „Next Generation Democracy“ in Simbabwe – und in Afrika insgesamt – bedeutet deshalb mehr als nur eine Reform von Wahlgesetzen. Die Friedrich-Naumann-Stiftung lud deshalb anlässlich der Verleihung des Deutschen Afrika Preises zur Diskussion mit der simbabwischen Menschenrechts- und Demokratieaktivistin Namatai Kwekweza. Sie steht symbolisch für die „neue Generation Demokratie“. Auf dem Podium kam es zu einem regen Austausch über grundlegende Fragen und Themen: Wie können Macht und Ressourcen generationsgerechter verteilt werden? Welche Rolle spielen Quoten, und sind sie wirklich hilfreich, um Jugend oder Frauen im (politischen) Betrieb mehr Chancen zu eröffnen? Welche Rolle sollten und können Jugendorganisationen in Parteien spielen? Können bzw. sollen Parteien weniger value‑based und mehr issues‑based Politikansätze verfolgen, um die Bindung zur Zivilgesellschaft wieder zu stärken und Demokratie von unten statt von oben zu vertreten? All diese Fragen wurden aus der Perspektive von Zivilgesellschaft, Politik und Wissenschaft analysiert.

Afrika ist ein junger Kontinent, und Politik wird oft von älteren Eliten dominiert. Auch wenn viele junge Afrikanerinnen und Afrikaner im Kampf für mehr Mitbestimmung, Rechtsstaatlichkeit und individuelle Freiheiten vor einem komplexen Bündel struktureller Hürden stehen, verstummen ihre Stimmen nicht. Sie riskieren viel, wenn sie sich politisch engagieren. Die simbabwische Menschenrechts- und Demokratieaktivistin Namatai Kwekweza steht symbolisch für die „neue Generation Demokratie“.

Für die Friedrich-Naumann-Stiftung ist es sowohl eine Verantwortung als auch ein Privileg, diejenigen zu unterstützen, die sich in einem solchen Umfeld für liberale Werte einsetzen. In Simbabwe arbeiten wir mit NGOs und Personen zusammen, die sich für Meinungsfreiheit und demokratische Teilhabe einsetzen. Viele der mutigen Akteure in der Zivilgesellschaft, den Medien und der Oppositionspolitik sind Frauen. Es erfordert unglaublichen Mut von Aktivistinnen, sich in einem Umfeld der Unterdrückung und Willkür, das auf Einschüchterung, Unterwerfung und das Zum-Schweigen-Bringen abweichender Stimmen abzielt, für Werte und Rechte einzusetzen. Namatai Kwekweza zeigt, dass demokratische Innovation und Widerstandsfähigkeit auch in restriktiven Kontexten möglich sind. Und sie erinnert uns daran, warum internationale Zusammenarbeit auf Partnerschaft, Respekt und langfristigem Engagement basieren muss.