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Dokumentarfilm
„Women Leading Protests“ – Wie ist es, als Frau in der ersten Reihe für Demokratie zu kämpfen, Frau Wong?

Ein Dokumentarfilm der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit
Women Leading Protests

In fast allen prodemokratischen Protestbewegungen der vergangenen Jahre haben Frauen führende Rollen gespielt. Die Forschungsergebnisse der Politikwissenschaftlerin Erica Chenoweth, die an der Harvard-Universität zur Rolle von Frauen in politischen Revolutionen forscht, zeigen: Wenn die Präsenz von Frauen in einer Protestbewegung hoch ist, hat der Protest auch größere Erfolgschancen – wenngleich das Beispiel Hongkong zeigt, dass es dennoch keine Garantie dafür gibt. Chenoweth sieht drei Gründe für den Zusammenhang. Erstens: Umso mehr Frauen sich engagierten, desto größer sei die gesellschaftliche Breite der Bewegung. Zweitens: Frauen agierten solidarisch; für sie zähle das gemeinsame Ziel, nicht der individuelle Erfolg. Drittens: Frauen protestierten friedlich, ohne Gewalt. Das sichere ihnen breite gesellschaftliche Unterstützung. Der Dokumentarfilm „Women Leading Protests“ der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit befasst sich mit diesem Thema, indem er die Geschichten von vier Frauen erzählt, die in unterschiedlichster Form an den Protesten in Hongkong, Belarus, Venezuela und dem Libanon beteiligt waren. Sie stehen für Frauen auf der ganzen Welt, die sich für Veränderung in ihren Ländern einsetzen.

Zurück nach Hongkong: Bei den ersten Protesten konnte Presley Wong noch nicht dabei sein. Sie lebte zu dem Zeitpunkt in Australien. Doch ihr Herz schlug von Anfang an für die Bewegung. Während sie hoffte, so schnell wie möglich in ihre Heimatstadt zurückkehren zu können, lief sie bereits in Australien bei Kundgebungen mit. Im November 2019 reiste sie dann zurück in ihre Heimat Hongkong – und wurde dort in der Protestbewegung aktiv. Inzwischen befürchtet sie nun ihre Stadt aus Angst um ihre Sicherheit wieder verlassen zu müssen – wie so viele andere Aktivistinnen und Aktivisten. Noch ist sie in Freiheit, doch nicht, weil sie Glück hatte, so Wong. Dass man ihre Identität aufdeckt, sei nur eine Frage der Zeit. Und überhaupt: „Glück gibt es in dieser Bewegung nicht. Wenn man selbst nicht gefasst wurde, bedeutet es nur, dass sie jemand anderen verhaftet haben.“ 

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Ein wiederkehrendes Motiv, das alle vier Protagonistinnen des Filmes „Women Leading Protests“ schildern, ist die Solidarität und der Zusammenhalt der Frauen untereinander. „Nachdem die Bewegung begann, war Hongkong nicht mehr Hongkong. Alles hat sich verändert. Wir tun das nicht nur für uns selbst, wir tun es für die Menschen um uns herum“, sagt Presley Wong. Dieser Zusammenhalt reiche auch über nationale Grenzen hinaus. Sie habe viel von anderen Frauen in Protestbewegungen weltweit gelernt, sagt Wong. Es sei oft beängstigend, als Frau ganz vorne bei Protesten dabei zu sein. Nicht jeder könne das, aber das hieße nicht, dass man an die eigenen Grenzen, etwa physische, gebunden sein müsse, dass man nicht eine wichtige Rolle in der Bewegung einnehmen könne. Statt vorne bei Demonstrationen mitzulaufen, setzen sich viele Anführerinnen auf internationaler Bühne diplomatisch und auf eine friedlichere Art und Weise für die Ziele der Demokratiebewegung ein.

Wong trägt während des Interviews und auch sonst immer eine Maske: „Ich bin aktuell in Hongkong und es ist gefährlich für mich, über all die Details zu sprechen, ohne mein Gesicht zu bedecken. Ich muss alle Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, damit ich hier noch einigermaßen sicher leben kann.“ Dennoch bereut sie ihren Aktivismus nicht. Wir fragen sie, ob es sich gelohnt habe. Es lohne sich immer, sagt sie.

Der Film "Women Leading Protests" wird im Sommer 2021 zu sehen sein. Über Details zur Veröffentlichung werden wir Sie im „China Bulletin“ und auf freiheit.org informieren. Hier (https://www.freiheit.org/de/deutschland/women-leading-protests-frauen-im-kampf-fuer-die-demokratie) finden Sie weitere Trailer und Informationen zum Projekt.

Zoë van Doren ist Referentin im Referat Asien der Friedrich-Naumann-Stiftung für Freiheit in Potsdam