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Grunderwerbsteuer
Endlich Entlastung für „Häuslebauer“ in Sicht

Häuserbau
© picture alliance / Kirchner-Media | David Inderlied

Deutschland ist EU-Schlusslicht bei der Wohneigentumsquote. Nirgendwo sonst innerhalb der EU ist der Anteil der Menschen mit Wohneigentum geringer als hierzulande (siehe Abbildung 1). Hierfür gibt es unterschiedliche Gründe. Die Wohnungspolitik der letzten Jahrzehnte hat sicherlich viele Anreize für das Mieten geschaffen. Doch insbesondere für junge Menschen ohne große Ersparnisse sind die hohen Erwerbsnebenkosten eine unüberwindbare Hürde. Denn diese Kosten müssen in der Regel über Eigenkapital finanziert werden. Die Grunderwerbsteuer macht hierbei den größten Anteil aus. Doch laut einem Vorschlag aus dem Bundesfinanzministerium könnte es genau bei dieser Steuer in Zukunft spürbare Erleichterungen geben.

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© Dirk Assmann

Die Grunderwerbsteuer soll sinken

Laut einem Bericht des Handelsblatt will Bundesfinanzminister Christian Lindner den Bundesländern mehr Gestaltungsmöglichkeiten bei der Grunderwerbsteuer einräumen. Dies geht aus einem Papier des Bundesfinanzministeriums hervor, das in den vergangenen Tagen an die Bundesländer verschickt wurde. Demzufolge soll den Bundesländern sogar die Möglichkeit eingeräumt werden, den Grunderwerbsteuersatz auf null zu senken. In diesem Fall würde die Steuer also sogar ganz wegfallen.

Konkret soll im Papier des Bundesfinanzministeriums Folgendes zu lesen sein: „Die Länder erhalten die Befugnis, einen ermäßigten Steuersatz bei unmittelbaren Grundstückserwerben einzuführen, wenn der Erwerber des Grundstücks eine oder mehrere natürliche Personen sind und das Grundstück nach dem Erwerb den eigenen Wohnzwecken dienen soll." Die Bundesländer sollen zudem „weitere Einschränkungen für die Gewährung des ermäßigten Steuersatzes festlegen können, insbesondere eine weitere Beschränkung des Erwerberkreises". Auf diese Weise soll sichergestellt werden, dass die Steuererleichterung bei Familien und all jenen Menschen ankommt, die sich den Traum einer eigenen Immobilie erfüllen wollen. Gewerbliche Immobilieninvestoren und spekulative Käufe sollen von der Steuersenkung ausgeschlossen werden.

Mit dem Vorhaben wird nun ein Projekt aus dem Koalitionsvertrag konkretisiert. Dort wurde bereits eine Reform der Grunderwerbsteuer vereinbart, die den Erwerb von selbst genutztem Wohneigentum erleichtern sollte.

Die Entlastungen wären spürbar

Die Grunderwerbsteuer fällt bei jedem Erwerb eines Grundstücks oder Grundstückanteils an. Im Jahr 2021 betrugen die Einnahmen aus der Grunderwerbsteuer in Deutschland rund 18,33 Milliarden Euro. Damit machte die Grunderwerbsteuer etwa 2,2 Prozent des gesamten Steueraufkommens im Jahr 2022 aus. Seit dem Jahr 2006 können die 16 Bundesländer selbst über die Höhe des Grunderwerbsteuersatzes bestimmen. In diesem Zeitraum ist der Steuersatz in den meisten Bundesländern kräftig gestiegen und liegt deutschlandweit zwischen 3,5 und 6,5 Prozent (siehe Abbildung 2).

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© Dirk Assmann

Eine einfache Beispielrechnung zeigt, wie groß die Ersparnisse tatsächlich sein könnten, wenn die Pläne des Finanzministeriums umgesetzt werden. Angenommen eine junge Familie möchte ein Haus in Brandenburg mit einem Kaufpreis von 500.000 Euro erwerben. Da der Steuersatz in Brandenburg bei 6,5 Prozent liegt, müsste die Familie Grunderwerbsteuern in Höhe von 32.500 Euro zahlen. Würde das Land Brandenburg tatsächlich die neuen Möglichkeiten nutzen und den Grunderwerbsteuersatz auf null senken, könnte sich unsere Beispielfamilie also über 30.000 Euro sparen. Hierdurch würde sich die Eigenkapitalhürde, die so viele Menschen vom Eigentumserwerb abhält, also deutlich reduzieren.

Fazit

Der Vorschlag aus dem Bundesfinanzministerium kommt zum richtigen Zeitpunkt. Denn für viele Menschen rückt der Traum vom Eigenheim gerade in unerreichbare Ferne. Die steigenden Bauzinsen, Materialengpässe sowie die anhaltende Baukostensteigerung könnten den Eigentumserwerb in den nächsten Jahren deutlich schwieriger machen. Mit einer Reform der Grunderwerbsteuer würde man nun einen Impuls setzen, der vielen jungen „Häuslebauern“ wieder neue Hoffnung gibt. Hiervon profitiert die gesamte Gesellschaft: Denn Wohneigentum verhindert Altersarmut, schützt vor Mietsteigerungen und Gentrifizierung und ist eine echte Werbung für die Soziale Marktwirtschaft.