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Proteste im Iran
„Frau, Leben, Freiheit“ – Die Iranerinnen und ihr Protest gegen das Mullah-Regime

Iran

Die im Iran geborene Journalistin Golineh Atai las am 11. Oktober 2022 auf einer Kooperationsveranstaltung der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, der Reinhold-Maier-Stiftung und des Literaturhauses Stuttgart aus ihrem Buch „Iran. Die Freiheit ist weiblich“

© FNF

Die im Iran geborene Journalistin Golineh Atai las am 11. Oktober 2022 auf einer Kooperationsveranstaltung der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, der Reinhold-Maier-Stiftung und des Literaturhauses Stuttgart aus ihrem Buch „Iran. Die Freiheit ist weiblich“ und diskutierte mit der Journalistin Violetta Hagen und mit dem Publikum über die gegenwärtigen Demonstrationen im Iran, die von dem Wunsch nach einem freien und selbstbestimmten Leben getragen werden. 

Der lange Kampf der iranischen Frauen

In ihrer Lesung zeichnete Atai ein vielschichtiges Portrait der iranischen Frauen seit der iranischen Revolution in den späten 1970er Jahren. Der selbsternannte Gottesstaat der Mullahs versuche seit mehr als 40 Jahren, jedwede demokratische und rechtsstaatliche Regung im Keim zu ersticken. Die Protestwellen zeigten jedoch, dass die Ablehnung des Regimes bereits von einer Mehrheit in der iranischen Gesellschaft getragen würde. Zwar würden keine Statistiken über das Stimmungsbild im Iran erhoben, jedoch zeichne sich deutlich ab, dass die Proteste generationen-, schichten- und geschlechterübergreifend unterstützt würden. Atai stellt fest: „Die Protestdynamik hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen.“ Das besondere an den gegenwärtigen Protesten sei, dass es ein so großes „Wir-Gefühl“ gebe. Selbst Angehörige von glühenden Unterstützern der Mullahs kämpften mittlerweile gegen das Regime.

Der westliche Umgang mit dem Iran

Im Gespräch mit Violetta Hagen kritisierte Golineh Atai die Fehlwahrnehmungen über den Iran in den westlichen Gesellschaften. So sei es unverständlich, dass viele Formen weiblicher Unterdrückung nicht in aller Schärfe verurteilt würden: „Was das Regime im Iran geschafft hat, ist einen staatlichen Zwang als Kultur zu verkaufen. Dies ist jedoch mitnichten so.“ Zudem kritisierte sie, dass viele westliche Politikerinnen auf Staatsreisen aus gut gemeinter Rücksichtnahme entgegenkommend agiert und etwa ein Kopftuch angezogen hätten. Für jene Iranerinnen, die sich für Freiheit und Selbstbestimmung einsetzten, habe ein solches Auftreten „massiv geschadet“. Atai bemängelte darüber hinaus die in Deutschland und Europa verbreitete Fokussierung auf das Atomwaffenabkommen von 2015 mit dem Iran. Durch dessen Einführung habe sich die Situation für die Frauen und Männer vor Ort nicht gebessert. Alleine im Jahr des Abkommens seien rund 1.000 Oppositionelle hingerichtet worden. Es sei daher wichtig, dass die westliche Politik und Gesellschaft den Verhältnissen im Iran die nötige Aufmerksamkeit schenke und entschlossen gegen das Regime agiere.