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Veranstaltung
Über das Recht auf Abtreibung

Diskussion und Filmscreening am 8. März in Köln
Recht auf Abtreibung
© FNF

Mit zahlreichen Veranstaltungen widmete sich die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit rund um den 8. März dem Weltfrauentag. Im Kölner Filmpalast verband das Landesbüro NRW wie jedes Jahr eine Paneldiskussion zum Thema Frauenrechte mit einem anschließenden Filmscreening. Dieses Jahr widmete sich die Veranstaltung dem Recht auf Abtreibung aus verfassungsrechtlicher, politischer, medizinischer und gesellschaftlicher Perspektive, sowohl in Deutschland als auch in den USA.

Transatlantisches Panel

Erneut fand der Abend in Kooperation mit dem AmerikaHaus NRW e.V., der Deutsch-Amerikanischen Juristen-Vereinigung e.V. und der Deutsch-Kanadischen Gesellschaft e.V. statt. Entsprechend der transatlantischen Ausrichtung war auch das Panel deutsch-amerikanisch besetzt: Die bilinguale US-amerikanische Juristin Dana E. Heitz, die u.a. als Dozentin an der Humboldt Universität Berlin lehrt, diskutierte mit der Kölner Allgemeinmedizinerin Bettina Houben, die sich als Vorsitzende der Liberalen Frauen NRW und gesundheitspolitische Sprecherin der FDP im Stadtrat für die liberale Sache engagiert. Moderiert wurde die Diskussion von der Kölner Journalistin und Podcasterin Alexandra Eul.

In den USA fand der Kampf um das Recht auf Abtreibung letztes Jahr einen vorläufigen Tiefpunkt. Dort hatte der konservativ dominierte Supreme Court die aus den 70er-Jahren stammende Grundsatzentscheidung in Roe v. Wade, und damit das bundesweite Recht auf Abtreibung gekippt. Seither liegt die Entscheidung, wie sie das Abtreibungsrecht regeln, bei den Bundesstaaten und eine ganze Reihe von US-Bundesstaaten haben Abtreibungen inzwischen verboten.

Legal, aber nicht unbedingt möglich

Dana E. Heitz berichtete, wie schwierig es für manche Frauen in solchen Staaten nun ist, eine Abtreibung durchzuführen: „Auch wenn es legal ist, in einen anderen Bundesstaat zu reisen, um eine Abtreibung durchzuführen, heißt das noch lange nicht, dass jede Frau auch die Möglichkeit hat und es machen kann“, erläuterte die Juristin. Die betroffene Frau müsse die finanziellen Mittel haben, von der Arbeit oder der Schule freibekommen und überhaupt mobil sein können. Auch die Tatsache, dass Schwangerschaftsabbrüche weiterhin tendenziell ein Tabu-Thema seien und die Frauen den Eingriff manchmal verheimlichen wollen oder müssen, sei für manche Frauen sehr belastend. Der jetzige Flickenteppich an Regelungen in den einzelnen Staaten sei außerdem für die Betroffenen kompliziert zu durchblicken.

Auch in Deutschland ist das Recht auf Abtreibung ein ebenso aktuelles wie kontroverses Thema. Hierzulande ist ein Schwangerschaftsabbruch nach § 218 Strafgesetzbuch grundsätzlich rechtswidrig. Nur unter bestimmten Bedingungen bleibt er auf Grundlage der sogenannten „Beratungsregelung“ bis zur zwölften Schwangerschaftswoche straffrei. Ende Februar hat die Bundesregierung eine Expertenkommission berufen, die über eine mögliche Regelung der Abtreibung außerhalb des Strafrechts berät. Innerhalb eines Jahres soll ein Ergebnis vorliegen.

Warum eine solche Kommission aus Sicht der FDP überhaupt noch nötig sei, wollte Alexandra Eul von Bettina Houben wissen. „Wir sind sowohl Freiheits- als auch Rechtsstaatspartei“, so die Liberale. Sie betonte, dass eine gesetzliche Regelung nötig sei, die Frauen in ganz verschiedenen Lebenssituationen gerecht werden. Daher hatten SPD, Grüne und FDP hatten im Koalitionsvertrag die Einsetzung einer solchen Kommission vereinbart.

Beratung und Aufklärung sind essenziell

Aus medizinischer Sicht sei es notwendig, dass die Frauen gut beraten werden, denn eine Abtreibung sei für viele Frauen auch psychologisch schwer zu verkraften. „Obwohl sie sich rational für eine Abtreibung entschieden haben, bedrückt es viele Frauen trotzdem, zum Beispiel wenn dann der Geburtstermin näher rückt“, so Houben. Sie wies außerdem darauf hin, dass der Schwangerschaftsabbruch im Medizinstudium, zumindest in der Facharztausbildung, im Curriculum bislang nicht verankert sei. Dies müsse sich dringend ändern, forderte die Ärztin.

Die Ampel-Koalition hatte bereits im vergangenen Jahr das Werbeverbot für Abtreibungen abgeschafft, das es Ärzten erschwerte, Informationen über Schwangerschaftsabbrüche bereitzustellen. „Gerade bei einem solch sensiblen Thema ist es essenziell, dass wir Ärzte unsere Patientinnen umfassend informieren können“, berichtete Houben. Dass Ärztinnen und Ärzte für Abtreibungen teils persönlich angegriffen werden, findet die Medizinerin unerhört. Vielmehr gelte es, medizinische Versorgungslücken zu schließen und für mehr Aufklärung zu sorgen.

Viele der rund 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beteiligten sich rege an der Debatte. Trotz des komplexen und sehr intimen Themas entstand so ein Austausch in freundlicher und lockerer Atmosphäre. Schon während der Diskussion knabberten viele junge Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Popcorn, recherchierten auf ihren Smartphones parallel im Internet rund um das Thema und stellten ihre Fragen: „Warum hat ein Ungeborenes Leben überhaupt schon Rechte?“ „Wer bezahlt für Schwangerschaftsabbrüche und sind sie teurer geworden?“ „Welche Argumente gibt es alle gegen Abtreibungen und sind die Gruppen, die diese vorbringen, in den USA andere als in Deutschland?“

Call Jane – Wenn Abtreibung nur im Geheimen geht

Im Anschluss an die Diskussion zeigten die Veranstalter den 2022 erschienenen Film „Call Jane“ mit Elizabeth Banks und Sigourney Weaver in den Hauptrollen. Er greift die wahre Geschichte der Chicagoer “Janes” auf, die anderen Frauen in den 1960er-Jahren Zugang zu sicheren und bezahlbaren Schwangerschaftsabbrüchen ermöglichten. Da Abtreibungen zu dieser Zeit in Chicago illegal waren, legten sich die Frauen hierdurch nicht nur mit dem Staat, sondern auch mit der Kirche und sogar der Mafia an.

„Call Jane“ zeigt eindrücklich, welche Qual es für Frauen bedeutet, wenn ihnen eine Abtreibung verwehrt wird: Hohe medizinische Risiken, persönliche Verzweiflung und schlecht ausgebildete Ärzte waren für die Betroffenen Frauen noch in den 1960er-Jahren traurige Realität – egal ob die Frau nach einer Vergewaltigung schwanger wurde, ihr Leben durch die Schwangerschaft auf dem Spiel stand oder sie mit großer Kinderschar nicht mehr über die Runden kam.

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