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Veranstaltung
Mehr Frauen in Führungsverantwortung

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und Daniela Schmitt im Gespräch während der Veranstaltung "Frauen in Verantwortung".

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und Daniela Schmitt im Gespräch während der Veranstaltung "Frauen in Verantwortung".

© Matthias Domroes

Immer noch sind viele Frauen in der Führungsspitze von Politik und Wirtschaft unterrepräsentiert. Woran das liegt, was schon erreicht wurde und was noch getan werden kann, darüber sprachen die beiden liberalen Spitzenpolitikerinnen Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und Daniela Schmitt in einer Matinee in Mainz.

Ob positive Vorbilder, Coaching oder Care-Arbeit – vor knapp 70 Gästen beleuchteten die frühere Bundesjustizministerin und die rheinland-pfälzische Ministerin für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau am 7. Dezember im Hotel Hilton die unterschiedlichen Aspekte auf dem Weg von Frauen in Führungspositionen. Zugleich sprachen die beiden FDP-Politikerinnen den Frauen Mut zu. „Trauen Sie sich etwas zu und unterschätzen Sie nicht Ihre eigenen Fähigkeiten“, sagte Sabine Leutheusser-Schnarrenberger.

„Eine Frau kann alles, sie muss es aber auch wollen“, betonte Daniela Schmitt, die vor ihrer Ministeriumskarriere als Bankdirektorin gearbeitet hat. Ein Spitzenamt sei jedoch kein „Nine to five“-Job. Zahlreiche jüngere Frauen wollten aus diesem Grund keine Führungskraft werden. „Wir können gute Rahmenbedingungen schaffen, erzwingen können wir es nicht“, betonte die Ministerin weiter.

Zum Aufstieg in der Politik gehöre für Frauen auch eine Portion Hartnäckigkeit, diese Erfahrung machte Schmitt nach ihrem Parteieintritt. Für Leutheusser-Schnarrenberger waren Vorbilder wichtig – bei ihr unter anderen die FDP-Bildungspolitikerin Hildegard Hamm-Brücher. Und wenn einem dann irgendwann ein attraktives Angebot gemacht werde, sollte man auch zugreifen: „Ein zweites Mal wirst Du nicht gefragt“. Wie viele Frauen, so habe auch sie auf Kompetenz gesetzt, in ihrem Fall auf die juristische Expertise. Einen Job als Bundesfinanzministerin hätte sie abgelehnt.

Beide Politikerinnen sehen in ihrer Partei noch Luft nach oben. Leutheusser-Schnarrenberger wünscht sich bessere Platzierungen von Frauen in den Landeswahllisten, Schmitt familienfreundlichere Formate („Arbeitsfrühstücke statt Sitzungen ab 20.00 Uhr im Hinterzimmer“) und einen wertschätzenden Umgang miteinander. Für ebenso wichtig halten sie das Arbeiten in gemischten Teams. Selbst am Kabinettstisch, nicht gerade für Teamarbeit bekannt, komme eine Runde konstruktiv weiter, wenn die Teilnehmer ihrem jeweiligen Gegenüber zuhörten und man etwas „gemeinsam durchbringe“.

Bei der gemeinsamen Veranstaltung der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit und des Liberalen Mittelstands Rheinland-Pfalz führten die liberalen Spitzenfrauen zahlreiche Mut machende Beispiele an. So hätten liberale Frauen einen Kreisverband „in kürzester Zeit auf den Kopf gestellt“, berichtete FDP-Politikerin Schmitt. „Selbst in der sehr traditionell aufgestellten Landwirtschaft läuft es in der Familiennachfolge nicht mehr zwangsläufig auf den Sohn hinaus“, habe sie als Landwirtschaftsministerin gelernt. Und für nachdenkenswert halte sie Ideen von einem Zusammenschluss mehrerer mittelständischer Firmen auf dem Lande für den Betrieb einer gemeinsamen Kita.

Die ehemalige Bundesministerin nannte als positives Beispiel den Führungswechsel bei der Deutschen Bahn. Dort habe man in der „schwierigsten Zeit“ des Unternehmens mit Evelyn Palla eine Frau und dreifache Mutter an die Spitze geholt. Leutheusser-Schnarrenberger, die stellvertretende Vorsitzende der Naumann-Stiftung ist, erwähnte auch das erfolgreiche Female Empowerment-Programm der Stiftung, ein Trainingsprogramm zur persönlichen und politischen Weiterentwicklung mit angeschlossenem Netzwerk. Eines sei klar: „Es ist schon viel erreicht worden und es wird kein Zurück geben“.