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Reformpaket: Wie wir den Generationenvertrag retten können

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Das deutsche Rentensystem steht vor einer demografischen Krise.

© picture alliance / Michael Kempf/Shotshop | Michael Kempf

Immer weniger Junge müssen immer mehr Alte finanzieren – und die Bundesregierung verspricht trotzdem stabile Renten für alle und eine Ausweitung der Leistungen. Gleichzeitig fordert die Bundeswirtschaftsministerin pauschal längere Arbeitszeiten. Kann das funktionieren? Ein neues Gutachten im Auftrag der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit zeigt: Nur mit mutigen Reformen und als generationenübergreifende Kraftanstrengung lässt sich die gesetzliche Rente retten – und dabei der Wohlstand steigern.

Der Reformdruck auf die gesetzliche Rentenversicherung ist gewaltig. In den kommenden Jahren werden Millionen Babyboomer in den Ruhestand gehen, während die Zahl der Erwerbstätigen schrumpft und die Lebenserwartung (und damit die Bezugsdauer) steigt. Schon heute ist absehbar: Wenn das System nicht reformiert wird, drohen einseitige Belastungen für die junge Generation, steigende Arbeitskosten und ein Verlust an wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit.

Während 2019 für die Finanzierung von 100 Rentnerinnen und Rentner noch 288 Beitragszahlerinnen und Beitragszahler zur Verfügung standen, werden es bis 2035 nur noch knapp 240 sein, bis 2050 sogar nur knapp über 230. Anders gesagt: bis 2050 würden einem Rentner nur rund zwei Beitragszahler gegenüberstehen.

Relation von Erwerbsfähigen und Rentenempfängern

Relation von Erwerbsfähigen und Rentenempfängern
© FNF, ifo Dresden (2025)

Eine demografische Zeitbombe

Ohne strukturelle Reformen bedeutet das: geringere Nettolöhne, höhere Arbeitskosten und eine zunehmende Belastung der jungen Generation. Laut der Analyse des ifo Dresden im Auftrag der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit hätte ein reines „Weiter so“ dramatische Konsequenzen:

  1. Die Kosten für die gesetzliche Rentenversicherung würden von 9,4 % des BIP in 2019 auf 11,1 % in 2050 steigen. In Preisen von 2020 heißt das, dass man für die Finanzierung des Rentensystems 2050 162 Mrd. Euro mehr benötigen wird als noch 2019.
  2. Der Beitragssatz für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer würde sich um 3,4 Prozentpunkte erhöhen, von 18,6 % in 2019 auf 22 % in 2050. Die zusätzlichen Rentenbeiträge für eine durchschnittlich verdienende Arbeitnehmerin oder einen durchschnittlich verdienenden Arbeitnehmer würden damit in 2050 den Mietausgaben eines Singlehaushalts für zwei Monate entsprechen.
  3. Für die Finanzierung des Rentensystems müsste der Bundeszuschuss 2050 von 100 Mrd. Euro im Jahr 2019 auf 154 Mrd. Euro im Jahr 2050 steigen. Gegenüber unserem Basisjahr entspricht dies einer Erhöhung um 54 Prozent.

Es gibt wirksame Reformoptionen

Die gute Nachricht: Die Studie des ifo Dresden zeigt, dass es durchaus Handlungsoptionen gibt, um unser Rentensystem stabiler und gerechter zu machen:

  • eine Koppelung des Renteneintrittsalters an die Lebenserwartung,
  • eine Verstärkung des Nachhaltigkeitsfaktors,
  • eine höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen,
  • qualifizierte Zuwanderung,
  • die Abschaffung der „Rente mit 63“,
  • eine inflationsorientierte Anpassung der Bestandsrenten.

Ein solches Reformpaket würde die Beitragssätze bis 2050 deutlich langsamer steigen lassennur auf 19,5 % statt 22 %. Die zusätzlichen Kosten würden dadurch nicht mehr einseitig den Jüngeren aufgebürdet, sondern fair verteilt.

Gewinn für alle Generationen

Es geht bei diesen Reformvorschlägen um die Sicherung und Stabilität des gesamten Systems. Auch Rentnerinnen und Rentner profitieren, wenn die Rentenversicherung langfristig verlässlich finanziert ist – und der Wirtschaftsstandort Deutschland gestärkt wird. Denn geringere Beitragssätze bedeuten mehr Investitionen, mehr Beschäftigung, mehr Wachstum. Und davon profitieren am Ende alle.

Ein stabiles, generationengerechtes Rentensystem ist kein Selbstläufer. Es braucht politische Bereitschaft, langfristig zu denken – und Mut zur Veränderung. Das vorliegende Gutachten macht deutlich: Der Weg ist machbar. Man muss ihn nur gehen.