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Afrika
10 Empfehlungen für liberale Afrika-Politik

An diesen 10 Punkten sollten Entwicklungsbemühungen in Afrika ansetzen
10 Ideen für eine liberale Afrika-Politik

Afrika birgt immenses Potential, das auch von der deutschen Wirtschaft genutzt werden sollte

© iStock / shekularaz

Deutschland engagiert sich noch zu wenig in Afrika, dabei boomt der Kontinent. Eine sehr junge, dynamische Bevölkerung, vielerorts eine moderne Tech-Startup-Szene, riesige räumliche Ressourcen: An diesen Potentialen sollten Entwicklungsbemühungen ansetzen, meinen die Panelisten unserer Konferenz „Start-up Africa“ und empfehlen zehn Punkte für die deutsche und europäische Politik mit den afrikanischen Partnerländern.

Blicken wir auf unseren südlichen Nachbarkontinent Afrika, genauer gesagt auf Subsahara-Afrika, mit seinen 48 Staaten und einer Fläche dreimal so groß wie Europa, bietet sich uns ein sehr vielschichtiges Bild. Einerseits sehen wir ein Afrika, das wir hinlänglich aus den Medien kennen: Kriege, Terror,  Diktatoren, Hungersnöte. Andererseits sehen wir aber auch ein Afrika mit großen Potentialen:

  • einen Kontinent mit einem unvorstellbaren Reichtum an natürlichen Ressourcen
  • mit einer sehr jungen, dynamischen und kreativen Bevölkerung
  • ein boomendes Afrika, mit anhaltend hohen Wachstumsraten
  • ein Afrika, das weltweit zu den am schnellsten wachsenden Märkten für Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) zählt
  • ein Afrika, wo sich vielerorts eine sehr innovative Tech-Startup-Szene entwickelt hat und das „Silicon Savannah“ in Kenia entstanden ist.
  • ein Afrika, das auch ein enormes Potential für alternative Energie birgt 
  • und last but not least ein Afrika, wo vielerorts auch erfreuliche Entwicklungen bei den politischen Rahmenbedingungen zu beobachten sind.

Und genau an diesen Potentialen sollten Entwicklungsbemühungen ansetzen – ganz unabhängig davon, ob sie von innen oder von außen kommen. Dazu haben die Panelisten der Afrikakonferenz „Start up Africa“ zehn Empfehlungen ausgesprochen.

An die deutsche/europäische Politik:

1. Paradigmenwechsel in der deutschen und europäischen Entwicklungszusammenarbeit

Die klassische Entwicklungszusammenarbeit mit Afrika hat in den letzten fünf Jahrzehnten nur zu mäßigen Erfolgen geführt – obwohl oder gerade weil die unvorstellbare Summe von rund 835 Mrd US-Dollar an öffentlichen Entwicklungsgeldern in diesen Kontinent geflossen sind (Zeitraum 1960-2014). Aus diesem Grund ist ein Paradigmenwechsel in der Entwicklungszusammenarbeit dringend notwendig. Das heißt: neben staatlichen und zivilgesellschaftlichen Akteuren muss künftig der Privatsektor als gleichberechtigter Partner anerkannt werden. Ihm kommt eine besondere Bedeutung zu wenn es darum geht, wirtschaftliches Wachstum anzuregen, Armut und Fluchtursachen zu bekämpfen und Arbeitsplätze zu schaffen.

2. Für eine wertebasierte Entwicklungspolitik

Deutschland und Europa müssen in Afrika weiterhin für ihre Werte eintreten. Dabei sollte ein besonderer Fokus auf Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, soziale Marktwirtschaft und die Stärkung der Zivilgesellschaft liegen. Die Einhaltung dieser demokratischen Mindeststandards sollte auch in Zukunft Bedingung für Entwicklungszusammenarbeit sein. Erst dieser Wertebezug macht Entwicklungszusammenarbeit wirklich glaubwürdig.

3. Die „Wirtschaftspartnerschaftsabkommen“ der Europäischen Union mit den afrikanischen Staaten rasch unterzeichnen 

Die Bundesregierung sollte sich für die zügige Unterzeichnung der „Wirtschaftspartner-schaftsabkommen“(WPAs) einsetzen. Gleichzeitig sollten afrikanische Regierungen und Unternehmen dahingehend beraten werden, wie sie die Chance eines verbesserten Zugangs zum EU-Markt optimal nutzten können.

4. Förderinstrumente für deutsche Unternehmer in Afrika ausbauen

Made in Germany ist in Afrika nach wie vor sehr gefragt. Besonders Produkte in den Bereichen Umwelt- und Energietechnik, Logistik, Gesundheit und Ernährung haben einen großen Wettbewerbsvorteil. Um mehr deutsche Unternehmer für ein Engagement in Afrika zu motivieren, sollte/n:

  • das Portfolio der „Deutschen Entwicklungsbank“ (DEG) aufgestockt werden,
  • staatliche Exportkreditversicherungen und Investitionsgarantien für afrikanische Länder ausgebaut werden,
  • Das BMZ-Budget für die Kooperation mit der Wirtschaft (derzeit nur 1,8 Prozent) deutlich aufgestockt werden.

5. Innovative Sektoren und Finanzierungsinstrumente in Afrika unterstützten

  • Die deutsche EZ sollte noch stärker auf die innovativen Sektoren Afrikas wie Biotechnologie, erneuerbare Energien, Informations- und Kommunikationstechnologien fokussiert werden.
  • Auch die Förderung sog. „Innovation-Hubs“ ist ein vielversprechender Ansatz, da sie als Entwicklungsmotoren fungieren können.
  • Die deutsche EZ sollte die Entwicklung afrikanischer ­Crowdfunding-Plattformen unterstützen. Crowdfunding stellt für die Finanzierung von Klein- und Mittelunternehmen (KMU) - insbesondere in der Gründungsphase - eine attraktive Alternative zu den herkömmlichen Bankkrediten dar.

An die afrikanischen Partnerländer:

1. Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive starten

Die Jugend von heute ist der Schlüs­sel für Afrikas Zukunft. Aber es muss in sie investiert werden. Die berufliche Bildung muss stärker an den Bedarfen der Wirtschaft und des Arbeitsmarktes ausgerichtet werden und auch innerhalb von Betrieben stattfinden. Der Privatsektor sollte an der Ausarbeitung der Curricula beteiligt werden. E-Learning-Angebote könnten stärker genutzt werden.

2. Entrepreneurship-Education ausbauen

Auch die (künftige) Gründer- und Jungunternehmergeneration Afrikas braucht eine bessere Ausbildung. Dafür müssen unternehmerisches Denken und Handeln stärker in den Unterricht auf allen Ebenen eingebaut sowie verstärkt Gründerzentren an Hochschulen etabliert werden.

3. Eine Innovationsoffensive für Afrika starten

In Afrika liegt ein enormes Innovationspotential brach, weil es an innovations-freundlichen Rahmenbedingungen und den notwendigen Investitionen fehlt.Die Forschungsinfrastruktur sollte insbesondere in den innovativen Bereichen ausgebaut und die Forschungskooperationen mit dem Ausland intensiviert werden. Forschungsergebnissen müssen schneller vermarktet werden. Auch das Innovations-potential von KMUs und Start-ups könnte stärker genutzt werden.

4. Regionale Wirtschaftsintegration forcieren

Die Vision einer "Kontinentalen Freihandelszone" in Afrika ist zu begrüßen. Als Zwischenschritt zu diesem Ziel sollten Bemühungen um regionale wirtschaftliche Integration verstärkt werden. Dieser regionale Integrationsansatz verspricht mehr Erfolg, als die geplanten Investitionspartnerschaften mit sog. „Reformchampions“, wie sie die deutsche Bundesregierung anstrebt.

5. Start-up Förderung ausbauen

Förder- und Finanzierungsprogramme sowie Mentorenprogramme – steuerliche Erleichterungen in der Anfangsphase – besserer Marktzugang – Anreize für Business Angels/Risikokapitalgeber – Crowdfunding - effizienten und kostengünstigen Patent- und Markenschutz einführen.