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Klimaschutz
UN-Klimagipfel oder warum die Welt einen globalen Zertifikatehandel braucht

Das "Palmhouse" im Botanischen Garten Glasgow
Das "Palmhouse" im Botanischen Garten Glasgow © gettyimages / The Image Bank

Klimaschutz: Den Worten Taten folgen lassen

Klimaschutz ist das Thema der Zeit – auch in den anstehenden Koalitionsgesprächen zwischen SPD, Grünen und  FDP wird das nicht anders sein. Fest steht, auch abseits von Koalitionssondierungen, dass Deutschland in vielen Bereichen Reformen braucht. Aber besonders beim Klimaschutz gab es nie mehr zu tun.

Die deutsche Wirtschaft muss noch mehr Emissionen einsparen, wenn sie die selbstgesteckten Ziele aus dem Pariser Klimaabkommen erreichen will. Laut aktuellem Stand soll Deutschland bis 2045 klimaneutral sein. Die dafür vorgesehenen Technologiepfade werfen Folgefragen auf. Bis 2030 sieht das Klimaschutzgesetz eine Reduktion der Treibhausgase um 65% im Vergleich zu 1990 vor.  Studien zufolge werden diese Ziele mit dem aktuellen Engagement kaum zu erreichen sein.

Deutschland ist aber keineswegs das einzige Land, dessen tatsächlicher Treibhausgasausstoß von den geplanten Reduktionen abweicht. Und selbst wenn die Pläne eingehalten werden, würden sie in der Gesamtheit die Pariser Klimaziele verpassen. Zu diesem Ergebnis kommt der unlängst veröffentlichte Emissions Gap Report 2021 des UN Umweltprogramms. Mit den aktuellen Plänen werden die Emissionen in aller Welt bis 2030 um 7,5 % sinken. Hält dieser Trend an, hätte das laut den Expertinnen und Experten eine Erwärmung um 2,7°C bis zum Ende des Jahrhunderts zur Folge. Um das anvisierte 1,5°C Ziel zu erreichen, müssten die Emissionen bis 2030 aber um 55 % zurückgehen. Hier klafft also noch eine breite Lücke. Nichtsdestotrotz haben sich viele Länder schon zu ambitionierten Klimaagenden bekannt – nur hilft ein Versprechen alleine niemandem, wenn es an der Umsetzung fehlt.

Gemeinsame Klimastrategie benötigt,

Fakt ist: Mit den Einsparmaßnahmen geht zunächst eine erhebliche Mehrbelastung für die betroffenen Wirtschaftsstandorte einher. Das hat zur Folge, dass wirksamer Klimaschutz politisch häufig schwer zu vermitteln sein wird – besonders wenn die Maßnahmen im nationalen Alleingang umgesetzt werden.  

Es ist trotzdem an der Zeit, den Worten Taten folgen zu lassen. Dafür bietet sich die UN Klimakonferenz in Glasgow an. Ab dem 31.10.2021 werden die Nationen für knapp zwei Wochen über das weitere Vorgehen beraten. Dabei muss es das Ziel der EU-Mitglieder sein, sich mit möglichst vielen ähnlich-gesinnten Nationen abzustimmen - denn Klimaschutz im Alleingang ist weder wirtschaftlich sinnvoll noch wirksam. Treibhausgase wirken nicht nur dort, wo sie ausgestoßen werden. Vielmehr verteilen sie sich um den gesamten Planeten. Daher können die Einsparmaßnahmen einzelner Nationen die globalen Entwicklungen höchstens verlangsamen, keinesfalls aber aufhalten. Folglich wird eine gemeinsame Klimastrategie benötigt, die von den großen Wirtschaftsnationen geteilt wird. Das heißt konkret: Die Regierungen müssen sich gegenseitig zusichern, passende Maßnahmen umzusetzen. Nur dann kann ein Abwandern wichtiger Industrien in Regionen mit laxeren Klimavorschriften verhindert werden. Folglich ist eine Klimaallianz essenziel für die Umsetzung der Ziele von Paris.

Wir brauchen innovativen Klimaschutz

Eine solche Allianz könnte die Einigung auf einen einheitlichen CO2 Preis oder gemeinsame Marktinstrumente zum Ziel haben. Innerhalb des entstehenden Wirtschaftsraums würden alle Unternehmen ähnlichen Klimaschutzmaßnahmen ausgesetzt sein. Nach außen hin kann die Wirtschaft bei Bedarf, durch WTO-konforme Maßnahmen abgeschirmt werden, denn andernfalls hätten internationale Wettbewerber, die die Belastung durch den Klimaschutz nicht tragen müssen, marktverzerrende Vorteile. Hierfür ist auf europäischer Ebene bereits ein Instrument in Bearbeitung. Ein ähnlicher Ansatz könnte gegebenenfalls auf die Partnerländer ausgeweitet werden. So werden Unternehmen, die sich im Klimaschutz engagieren, nicht für ihren Einsatz abgestraft.

Langfristig kann über ein ständiges Anwachsen dieser Allianz ein globaler Zertifikatehandel entstehen. Dieser ermöglicht dann, dass Maßnahmen zur Vermeidung von Emissionen zuerst dort vorgenommen werden, wo sie am effektivsten sind. Außerdem schafft das Instrument Anreize zur Investition in Innovationen und neue Technologien. Hier liegen insbesondere für den Forschungs- und Wirtschaftsstandort Deutschland große Potentiale. Denn ohne Zweifel wird die globale Nachfrage nach innovativen Klimaschutzprodukten wachsen. Daher können die zunächst belastenden Klimaschutzmaßnahmen mit ihrem Innovationsdruck langfristig ein neues Wirtschaftswunder begründen. Denn die hier entwickelten Technologien können auch andernorts bei den notwendigen Transformationsprozessen eingesetzt werden. Somit profitieren Klima, Wirtschaft und das gesellschaftliche Miteinander. Angesichts dieser wahrlich nachhaltigen Perspektiven wird es höchste Zeit, die Versprechen im Klimaschutz in die Tat umzusetzen.

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