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US MIDTERM ELECTIONS 2022
Schwache Midtermergebnisse - Donald Trump ist geschwächt

Ein Fernsehbildschirm zeigt den Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, der während seiner Wahlparty im Tampa Convention Center als Sieger hervorgeht

Ein Fernsehbildschirm zeigt den Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, der während seiner Wahlparty im Tampa Convention Center als Sieger hervorgeht

© picture alliance / ZUMAPRESS.com | Luis Santana

Langsam klären sich die Fronten bei den Midterms (Zwischenwahlen) in den USA. Inzwischen ist klar, dass die Demokraten ihre knappe Mehrheit im Senat verteidigen konnten, eine Mehrheit für die Republikaner im Repräsentantenhaus ist weiter wahrscheinlich, wenn auch noch nicht sicher.

Bei den Republikanern brodelt es deshalb gewaltig. Das unerwartet schwache Abschneiden bei den Zwischenwahlen hat dort vor allem einer Person ganz besonders geschadet: Ex-Präsident Donald Trump, der – mit hoher Wahrscheinlichkeit – bei einem Sieg der Republikaner seinen Hut in den Ring für die Präsidentschaftswahlen 2024 werfen wollte. Diese Nachricht hätte wohl vor einer Woche noch bei den Republikanern für Jubelstürme gesorgt, heute dagegen haben sich die Minen deutlich verdüstert. Denn viele von Trump unterstützte republikanische Kandidaten, sei es für den Senat, das Repräsentantenhaus, die Gouverneurswahlen oder sogar bei den Landesparlamenten in Michigan und Pennsylvania haben bei dieser Wahl verloren.

Offene Kritik an Trump

Trump ist damit so verwundbar wie noch nie. Es regen sich bereits erste Stimmen bei den Republikanern, die offene Kritik an Trump wagen, was vor einem Monat noch undenkbar gewesen wäre. Auch bei sonst Trump-freundlich gestimmten Medien, etwa FOX News, wird er plötzlich deutlich kritischer betrachtet. Denn er hat zwar ihm freundlich gestimmte Kandidaten massiv öffentlich unterstützt, auf die mögliche Wählerschaft jenseits des harten Kerns der Trump-Unterstützer aber keine Rücksicht genommen. Diese Entscheidung hat sich jetzt gerächt, denn mit den radikalen Kandidaten kann der Durchschnittskonservative oft nicht viel anfangen. Ein Ex-Präsident, der sich so verkalkuliert, wird zunehmend zur Belastung für die Republikaner und deren Image. Trumps eigenes Ansehen leidet zudem.

DeSantis als neuer heiße Kandidat auf das Amt des Präsidenten

Massiv an Ansehen gewonnen hat dagegen Ron DeSantis, der frisch wiedergewählte Gouverneur von Florida, der selbst im sonst tief demokratischen Miami klar gewonnen hat. Seine Positionen ähneln denen von Trump stark, die Art seines Auftretens könnte aber unterschiedlicher nicht sein. Dem aggressiven, ruppigen und schlichten Ton Trumps setzt DeSantis mehr Klasse und Understatement entgegen. Er hat im Militär gedient und hat nicht im Ansatz so viele Skandale, die seine Persona umgeben wie Trump. DeSantis wird von den Republikanern als der neue heiße Kandidat auf das Amt des Präsidenten gehandelt. Eine aktuelle Umfrage von YouGov unter Republikanern sowie unabhängigen Wählern, die eher zu den Republikanern neigen, zeigt, dass inzwischen eine leichte Mehrheit DeSantis als den besseren Kandidaten ansieht (42% für DeSantis, 35% für Trump).

Ob Trump allerdings seinem potenziellen Konkurrenten Platz macht, ist mehr als fraglich. Eher wahrscheinlich ist eine Flucht nach vorne, damit seine Stellung innerhalb der Partei nicht weiter erodiert. Gespaltene Parteien erzielen selten gute Ergebnisse bei Wahlen, doch Donald Trump geht es nicht um das Wohlergehen der republikanischen Partei, sondern in erster Linie um sich selbst.

17 Nov.
17.11.2022 19:15 Uhr
Tübingen

The Crisis of the West: Why Trump?

Vortrag und Diskussion mit Tim Lücke und Sonja Niemeier

25 Okt.
25.10.2022 18:30 Uhr
virtuell

The US Midterm Elections 2022: What is at stake?

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