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Digitalisierung der Arbeitswelt
Wie sieht das Büro der Zukunft aus?

Digitalisierung der Arbeitswelt
© picture alliance / Robert Schlesinger | Robert Schlesinger

Trotz des Vormarschs des mobilen Arbeitens werden Büros nicht verschwinden. Die Art des Arbeitens im Büro und auch die Büroräume selbst werden sich jedoch grundlegend verändern. Welche Trends gibt es für das Büro der Zukunft? Und welche Rahmenbedingungen müssen geschaffen werden, damit Unternehmen und Arbeitskräfte positiv in die moderne Arbeitswelt der Zukunft blicken können?

Keine Frage: Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben die Digitalisierung der Arbeitswelt massiv beschleunigt. Zwar gab es in vielen Unternehmen auch schon vor dem Jahr 2020 die Möglichkeit, mobil zu arbeiten, doch erst mit Beginn der Corona-Pandemie gehört die Arbeit aus dem Home-Office für viele Menschen zum Alltag.

Im Laufe der letzten Jahre wurden unterschiedliche Vorhersagen dazu getroffen, wie unsere Arbeitswelt nach Ende der Pandemie aussehen könnte. Die Prognosen reichten vom „Ende des Büros“ bis zur „schnellen und vollständigen Rückkehr ins Büro“. Inzwischen wissen wir, dass die Antwort für viele Menschen und viele Unternehmen irgendwo dazwischenliegt – zumindest dort, wo sich das mobile Arbeiten mit dem Tätigkeitsprofil vereinbaren lässt.

Vormarsch des Hybrid-Modells

Laut einer Umfrage von Bitkom wollen etwa neun von zehn Befragten zumindest hin und wieder im Home-Office arbeiten. In einer weiteren Umfrage sprachen sich 65 Prozent der Befragten für ein Hybrid-Modell aus, bei dem sie teilweise im Büro und teilweise von zu Hause arbeiten. Gerade in Zeiten des zunehmenden Fachkräftemangels werden sich diese Wünsche nicht vollständig ignorieren lassen. Die Führungskräfte-Umfrage im Auftrag der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit und des Deutschen Führungskräfteverbands (ULA) zeigt zudem, dass die allermeisten Unternehmen den Umstieg auf virtuelles Arbeiten und virtuelle Führung gut gemeistert haben.

Es ist also davon auszugehen, dass sich in vielen Unternehmen Hybrid-Modelle durchsetzen, bei denen die Arbeitskräfte zwei oder drei Tage pro Woche vor Ort erscheinen und den Rest der Zeit von zu Hause arbeiten. Bei diesem Modell wird das Büro keineswegs aus unserem Leben verschwinden, die Arbeit im Büro und auch die Büroräume selbst werden sich jedoch grundlegend verändern. Welche Veränderungen könnten dabei auf Büros zukommen?

Keine weitere Ausweitung von Büroräumen

Vor der Pandemie waren Büroflächen sehr gefragt – und wurden immer teurer. Dieser Trend scheint laut einer IW-Studie nun durchbrochen zu sein. Bundesweit sind die Mieten im vergangenen Jahr lediglich um 5,9 Prozent gestiegen, deutlich weniger als die Inflationsrate. Schlecht ausgestattete Büros abseits von Top-Lagen haben es dabei besonders schwer: Jede vierte Büroimmobilie ist länger als 38 Wochen auf dem Markt. Der Abbau von Büroflächen bleibt weiterhin selten, doch auch Ausweitungen finden nicht mehr statt. Für viele Unternehmen geht es nun also darum, die vorhandenen Büroflächen optimal zu nutzen.

Höhere Qualität der Arbeitsräume

Gleich zwei Entwicklungen sprechen dafür, dass wir zukünftig eine Aufwertung von Büroräumen beobachten werden. Der Fachkräftemangel führt zwangsläufig zu einem stärkeren Wettbewerb um Arbeitskräfte, bei dem hochwertige Büroräume ein Wettbewerbsvorteil sein können. Gleichzeitig schaffen Unternehmen über hochwertige Büroräume einen Anreiz für ihre Arbeitskräfte, trotz der Möglichkeit zum mobilen Arbeiten, wieder öfter im Büro zu erscheinen.

Kommunikation rückt in den Mittelpunkt

Das Home-Office eignet sich optimal, um sogenannte Stillarbeit zu verrichten – also Tätigkeiten, die konzentriert bearbeitet werden müssen, ohne dabei in Kontakt zu anderen zu treten. Auch im Büro lassen sich solche Aufgaben erfüllen, doch die echten Vorteile des Büros liegen woanders: in der Kommunikation und im Austausch von Ideen. Büroräume könnten in Zukunft deutlich mehr auf diese Tätigkeiten ausgerichtet sein und statt einer Vielzahl von Einzelbüros, größere Flächen für Meetings und Begegnungsorte bieten, die flexibel genutzt werden können. 

Vernetzung von physischer und digitaler Arbeitswelt

Spätestens seit Beginn der Corona-Pandemie sind Kommunikations-Plattformen wie Zoom oder Teams nicht mehr aus der Arbeitswelt wegzudenken. Software-Lösungen wie diese haben den Fortschritt des mobilen Arbeitens überhaupt erst möglich gemacht. Gerade in diesem Bereich könnte es in den nächsten Jahren erhebliche Verbesserungen geben. Videokonferenzen könnten beispielsweise mit Hilfe künstlicher Intelligenz bald deutlich authentischer wirken. Wohin die Reise genau geht, ist im Moment noch nicht absehbar, doch klar ist: Diese Entwicklung werden auch Auswirkungen auf das Büro haben. Die Vernetzung von physischer und digitaler Arbeitswelt wird für das Büro der Zukunft ohne Zweifel eine zentrale Rolle spielen.

Fazit

Natürlich hat die Politik nichts mit der Gestaltung von Büroräumen zu tun – hierbei handelt es sich um individuelle Entscheidungen der Arbeitgeber. Doch natürlich kann die Politik die Voraussetzungen für eine moderne Arbeitswelt schaffen, in der Anpassungen von Büroräumen so unbürokratisch wie möglich vorgenommen werden können. Zum einen braucht es mehr Flexibilität im Arbeitszeitgesetz und einen modernen Rechtsrahmen für mobiles Arbeiten, damit Arbeitgeber und Arbeitnehmer die individuell besten Vereinbarungen treffen können. Zum anderen braucht es signifikanten Bürokratieabbau im Bauwesen, damit der Bau sowie Anpassungen von Büroräumen nicht an hohen Baukosten und unnötigen Vorgaben scheitert. Wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, können sowohl Unternehmen als auch Arbeitskräfte positiv in die hybride Arbeitswelt der Zukunft blicken!