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Liberalismus
"Keep that fire of freedom burning"

Deirdre McCloskey im Dialog mit Stipendiatinnen und Stipendiaten der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit zur Zukunft des Liberalismus
Deirde Nansen McCloskey sprach beim Stipendiatenkonvent der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit dieses Jahr über die Zukunft des Liberalismus.
Deirde Nansen McCloskey sprach beim Stipendiatenkonvent der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit dieses Jahr über die Zukunft des Liberalismus. © Martin Thoma | Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Deirdre Nansen McCloskey, emeritierte Professorin und Grande Dame der Ökonomie, Geschichte und Kommunikationswissenschaften, lud per Zoom in ihr Hotelzimmer in New York City ein und verzauberte ihre Gäste bei einem Salongespräch über liberale Tugenden, Verantwortung und ethischer Verpflichtung. Ihre Gäste waren rund 50 Stipendiatinnen und Stipendiaten, die am vergangenen Wochenende zu ihrem jährlichen Konvent in der Theodor-Heuss-Akademie zusammengekommen sind.

Adultism: Liberale sind erwachsen

Adultism, sagte McCloskey, sei die geeignetere Bezeichnung für den von uns gelebten Liberalismus, denn sie beschreibe das natürliche Streben der Menschheit, sich frei zu entfalten und Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen. Erwachsen zu sein geht einher mit Selbstreflexion, mit Individualismus und mit der Fähigkeit, anderen auf Augenhöhe zu begegnen. McCloskey gibt an, praktizierende Christin zu sein, und ergänzt daher die Pflichten der Erwachsenen um eine moralische Komponente. Freiheit kann immer nur die Freiheit aller bedeuten. Dem gegenüber steht allerdings ein anderes Streben der Menschheit, dem sie eher kindliche Attribute zuweist. Es ist der Wunsch nach Verehrung und Fürsorge. Mit dem Bild des apokalyptischen Weißen Reiters („man on a white horse“) beschreibt McCloskey die Anfälligkeit der Menschen, vermeintlichen Anführern zu folgen, sich beschützt zu glauben, und ihre Freiheit aufgeben. Sowohl konservative als auch sozialistische Regierungen rechtfertigen Kontrolle und Bevormundung, indem sie die Ängste der Menschen schüren und sich selbst zum Weißen Reiter erklären.

Institutionen sind gut, Überzeugung ist besser

Zwar leben wir in Deutschland und in den USA in von funktionierenden Institutionen und durch Gewaltenteilung gesicherten liberalen Gesellschaften, doch reicht das nach McCloskey nicht aus. Zu undeutlich sind hier die Umfragen, wenn es um eine mögliche Wiederwahl Donald Trumps bei den Präsidentschaftswahlen 2024 geht, zu fragil die Vielfalt. 25% der Amerikaner attestiert sie einen Hang zum Autoritären. Um wirklich liberale Gesellschaften zu stärken, bedarf es einer signifikanten Überzeugungsarbeit. McCloskey ruft daher vor allem Journalisten und Künstler auf, ihre Möglichkeiten öffentlich gehört zu werden, aktiv zu nutzen und für liberale Werte zu werben. Die Menschen müssen in ihrem Innersten davon überzeugt werden, dass nur Selbstbestimmung und das Streben erwachsen zu sein vor Abhängigkeit ("slavery") und Fremdbestimmung schützt.

Macht den Liberalismus sichtbar

Auch die Stipendiatinnen und Stipendiaten wurden aufgerufen, ihr Engagement noch weiter sichtbar zu machen. „Keep that fire of freedom burning“ war am Ende des Vortrags der sehr persönliche Appell einer fast 80-Jährigen, deren Biographie durchzogen ist von äußeren Widerständen, schmerzhaften Einschränkungen und großer innerer Durchsetzungskraft, an die junge Generation. Der Konvent ist das jährliche Highlight der Stipendiatinnen und Stipendiaten. Der Austausch mit Deirdre McCloskey brachte diesen besonderen Moment auf den Punkt.