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5 Jahre EWA
Liberale verändern die politische Landschaft für Frauen

Alumnae Foto
Ein Bild der virtuell versammelten Alumnae seit der Gründung der EWA. © Kristiin Elmat

Über 70 Absolventinnen feierten letzte Woche das fünfjährige Bestehen der European Women’s Academy. Die Akademie ist ein einjähriges Trainingsprogramm, das aufstrebenden Politikerinnen das Wissen und die Fähigkeiten vermittelt, um sich erfolgreich in Wahlen zu behaupten. Zahlreiche Absolventinnen sind mittlerweile Mitglieder in nationalen und regionalen Parlamenten oder bekleiden Bürgermeisterinnenposten und andere politische Ämter. Alleine aus dem Jahrgang 2018 wurden vier Teilnehmerinnen ins Europäische Parlament gewählt.

Obwohl sich die politische Landschaft in den letzten Jahren zugunsten von Frauen verändert hat, stoßen viele immer noch auf Widerstände, wenn sie in Führungspositionen aufsteigen wollen. „Als ich meine berufliche Karriere begann, habe ich nicht einmal realisiert, dass es negative Vorurteile geben könnte, aber als ich in meiner Karriere auf höhere Ebenen vorrückte, wurde die sogenannte gläserne Decke immer sichtbarer", so die estnische Staatspräsidentin Kersti Kaljulaid, die das Jubiläumsevent feierlich eröffnete. Kaljulaid ist die erste Frau, die seit der Staatsgründung Estlands das Präsidentenamt bekleidet. Im höchsten Amt ihres Landes hat sie zweifelsohne jegliche Hürde überwunden und Skeptiker eines Besseren belehrt. Ihr Weg dorthin war jedoch geprägt von Diskriminierung und Vorurteilen. „In meiner früheren Funktion als estnische Vertreterin beim Europäischen Rechnungshof wurde ich für die Dolmetscherin gehalten und zur Übersetzerkabine geleitet statt an den Verhandlungstisch.“ Und selbst in ihrer Funktion als estnische Präsidentin passiert es, dass sie bei wichtigen Treffen mit Staats- und Regierungschef beiseitegeschoben wird, da einige hinter dem Titel „President of the Republic of Estonia“ ein anderes Gesicht erwarten. Ihr Tipp für allen Frauen in der Politik, die ähnliche Situationen durchleben: Statt solche Vorfälle wegzulächeln, die Leute direkt mit ihren Vorurteilen zu konfrontieren.

Eine Idee trägt Früchte

Als das Gründerteam um Annika Arras (Miltton New Nordics), Johanna Hasting (FNF), Joakim Frantz (ehem. ALDE) und Ian Marquardt (ALDE) 2015 zusammenkam, hatte keiner von ihnen eine Vorstellung, wie erfolgreich sich die Akademie entwickeln würde. „Die European Women’s Academy startete damals als ein kleines Projekt“, so Johanna Hasting, inzwischen Leiterin des Länderbüros Baden-Württemberg der Stiftung für die Freiheit. „Wenn ich jetzt all die erfolgreichen Absolventinnen sehe, bin ich wirklich beeindruckt, wie sich unsere Vision von damals verwirklicht hat.“

In den vergangenen Jahren hat sich die European Women’s Academy zu einer Kaderschmiede für Politikerinnen in Europa entwickelt. Auch für Bettina Stark-Watzinger, EWA Alumna aus dem Jahr 2016 und Mitglied des Deutschen Bundestags, hat sich die Akademie als echter „game changer“ ihrer politischen Karriere erwiesen. Als Vorstandsmitglied der Naumann-Stiftung möchte sie sich weiterhin für die Förderung von Frauen auf allen Ebenen der Politik einsetzen: „Frauenrechte sind Menschenrechte, und wir als FNF sehen es als unsere Aufgabe an, sie zu unterstützen und zu stärken.“

Interview with Bettina Stark-Watzinger

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Mit dem Trainingsprogramm leisten die liberalen Partner einen aktiven Beitrag für mehr Chancengleichheit und Gleichberechtigung in Europa – und das über die Grenzen der Politik hinaus. Wie ein Bericht des „World Economic Forum“ zeigt, führt die Verbesserung der politischen Vertretung von Frauen allein durch den Vorbild-Effekt in der Regel auch zu einer höheren Anzahl von Frauen in Führungspositionen in der Wirtschaft.

Trotz der Erfolge der Akademie bleibt es dennoch ein langer Weg, bis die „gläserne Decke“ tatsächlich durchbrochen ist. Obwohl immer mehr Frauen in Europa politische Ämter bekleiden, sind sie auf allen Ebenen nach wie vor unterrepräsentiert. Diejenigen, denen es gelingt, ein Amt zu erlangen, sind häufiger Vorurteilen und Diskriminierung ausgesetzt als ihre männlichen Kollegen, was ihre Mandate untergräbt und es ihnen erschwert, sich als Entscheidungsträgerinnen durchzusetzen. 

Für die liberalen Partner ist dies Grund genug, die European Women’s Acaemy nicht nur fortzuführen, sondern ihre Arbeit im nächsten Jahr deutlich auszuweiten. "Unser Ziel ist es, dafür zu sorgen, dass die Stimmen von Frauen überall gehört werden, wo politische Entscheidungen getroffen werden. Eine Gesellschaft, in der Frauen gleichberechtig am Entscheidungstisch sitzen, ihre Führungsrolle geschätzt wird und in der sich Politikerinnen frei von Vorurteilen entfalten können, ist eine Gesellschaft, die bessere Entscheidungen für alle trifft", sagt Adam Vink, Projekmanager der European Women's Academy. In den kommenden Jahren soll insbesondere die Alumni-Arbeit der Akademie intensiviert und zu einem einflussreichen Netzwerk ausgebaut werden, das sich für Geschlechtergerechtigkeit auf allen Ebenen der europäischen Politik einsetzt. Damit sollen weitere Maßnahmen und Förderprogramme angestoßen werden, um Gleichberechtigung zu erreichen und die Vielfalt in der europäischen Politik zu erhöhen.