Liberalismus
Freiheit verbindet: Junge Liberale im internationalen Dialog mit Südafrika
Die Julis treffen sich mit dem FNF-Regionalteam Afrika in Johannesburg.
© FNFWie gelingt es jungen Liberalen weltweit, angesichts wachsender globaler Herausforderungen gemeinsame Werte zu verteidigen und voneinander zu lernen? Dieser Frage ging eine Delegation der Jungen Liberalen (JuLis), der Jugendorganisation der Freien Demokratischen Partei (FDP), bei einer Studienreise nach Südafrika auf den Grund. Organisiert wurde das Austauschprogramm von der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit (FNF), die seit vielen Jahren mit der Democratic Alliance (DA) – mittlerweile nicht nur Regierungspartei im Westkap, sondern auch Teil der nationalen Koalitionsregierung – eng zusammenarbeitet.
Teil der Delegation war auch Niklas Wagner, 23, Bundesvorstandsmitglied der JuLis mit dem Schwerpunkt Pressearbeit. Nach einer intensiven Woche im Austausch mit jungen politischen Führungskräften der DA Youth und der Democratic Alliance Student Organisation (DASO) berichtet er im Interview über seine Eindrücke, über globale liberale Vernetzung – und darüber, was Deutschland von Südafrika lernen kann.
FNF: Niklas, was hat dich ursprünglich zur liberalen Politik gebracht?
Niklas Wagner: Ich bin in Ostdeutschland aufgewachsen, wo Politik oft mit Skepsis betrachtet wird – ein Erbe des früheren, autoritären Systems. In meiner Familie wurde nie über Politik gesprochen. Dieses Schweigen wurde für mich zum Auslöser, selbst aktiv zu werden. Ich wollte nicht in einer Gesellschaft leben, in der politische Meinungsäußerung unterdrückt wird – das hat mich zum Liberalismus geführt.
Wie kam es zum Engagement bei den JuLis?
Es war ein Prozess. Zur Europawahl 2019 habe ich mich intensiv mit Parteiprogrammen beschäftigt. Die Grundsätze der FDP – individuelle Freiheit, Rechtsstaat, Eigenverantwortung – haben mich überzeugt. Aber mir reichte es nicht, nur ein Kreuz zu setzen. Ich wollte selbst etwas bewegen – so bin ich den JuLis beigetreten und habe mich auch kommunalpolitisch engagiert.
Wie kam es zu deinem Interesse an Südafrika?
Schon vor der Reise hatte ich bei einem Seminar der Medienakademie einen Stipendiaten kennengelernt, der begeistert von seiner Zeit in Südafrika erzählte – insbesondere von der vergleichsweise starken Pressefreiheit im Land. Das hat mich neugierig gemacht, mehr über Südafrikas politische Kultur und Institutionen zu erfahren.
Was waren deine Erwartungen an Südafrika – und wie hat die Realität sie bestätigt oder verändert?
Ich bin bewusst offen gereist. Besonders beeindruckt hat mich, wie leidenschaftlich und professionell sich junge Menschen politisch engagieren. Es herrscht ein starker Gestaltungswille – und gleichzeitig ein realistischer Blick auf strukturelle Herausforderungen. Gerade die Arbeit der DA und ihrer Jugendorganisationen hat mich beeindruckt.
Bildergalerie
Die Julis treffen sich mit der Bundesvorsitzenden der Demokratischen Allianz, Helen Zille, im Nkululeko House in Johannesburg.
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Die Julis im Gespräch mit der Demokratischen Allianz und der Gemeinde Tembisa in Johannesburg.
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Die Julis posieren mit Mitgliedern der Demokratischen Allianz Gauteng im Osten von Johannesburg am Mandela-Tag, dem 18. Juli 2025.
© FNFWas ist dir im Austausch mit DA Youth und DASO besonders aufgefallen?
In Südafrika ist Politik spürbar nah am Alltag der Menschen. Die Fragen sind konkret: Wie verbessern wir Schulen, wie schaffen wir Arbeitsplätze, wie bekämpfen wir Korruption? In Deutschland neigen wir dazu, Politik stärker abstrakt und datengetrieben zu denken. Der direkte persönliche Einsatz der jungen DA-Aktiven war inspirierend.
Was können junge Liberale in Südafrika und Deutschland voneinander lernen?
Wir alle stehen vor ähnlichen Fragen: Wie machen wir liberale Politik glaubwürdig, gerade in schwierigen Zeiten? In Deutschland haben wir zuletzt erlebt, wie wichtig Prinzipientreue ist. Die südafrikanischen Partner beeindrucken durch ihre Resilienz und ihre Ernsthaftigkeit. Der Austausch hat uns gezeigt: Wir müssen nicht alles neu erfinden – wir können voneinander lernen.
Welche Rolle spielen solche internationalen Partnerschaften?
Sie sind entscheidend. Gerade in Zeiten demokratischen Rückschritts weltweit braucht es solidarische Netzwerke, die sich gegenseitig stärken. Der Austausch mit Südafrika hat mir gezeigt: Liberalismus funktioniert nicht im nationalen Alleingang. Wir brauchen offene, lernbereite, vernetzte junge Menschen, die über Kontinente hinweg kooperieren.
Gab es konkrete Ansätze aus Südafrika, die du in die Arbeit der JuLis mitnehmen möchtest?
Ja, der direkte, persönliche Politikstil. In Südafrika geht es oft nicht um den perfekten Policy Pitch, sondern um Zuhören, Präsenz im Kiez oder Campus. Das hat mich inspiriert. Wir können als JuLis stärker darauf achten, im Alltag präsent zu sein – nicht nur online oder bei Wahlkampfveranstaltungen.
Was ist deine Vision für die globale Zusammenarbeit junger Liberaler?
Wir müssen zeigen, dass Freiheit reale Chancen eröffnet: zum Lernen, zum Gründen, zur Selbstverwirklichung. Dafür braucht es weniger Barrieren, mehr Offenheit – und gegenseitige Unterstützung. Wenn wir glaubwürdig bleiben wollen, müssen wir den Liberalismus nicht nur predigen, sondern leben – international, solidarisch, menschlich.
In einer Zeit, in der demokratische Prinzipien weltweit unter Druck stehen, sind Partnerschaften wie die zwischen den Jungen Liberalen und der Democratic Alliance mehr als symbolisch. Sie sind ein praktisches Bekenntnis zu einer gemeinsamen, freiheitlichen Zukunft. Niklas Wagner kehrt aus Südafrika mit einem geschärften politischen Kompass zurück – und dem festen Glauben, dass internationale Solidarität der Schlüssel zur Erneuerung des Liberalismus ist.
„Es geht nicht darum, Lösungen zu exportieren. Es geht darum, gemeinsam zu lernen – und gemeinsam stärker zu werden.“