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SPANIEN
Spanien kommt nach Verhaftung von Rapper nicht zur Ruhe. Mehr Gelassenheit!

Barcelona riot
© Creative Commons

In der Nacht von Sonntag auf Montag kam es in Katalonien zum 6. Mal in Folge zu schweren Ausschreitungen, nachdem am Dienstag der Rapper Pablo Hasél verhaftet worden war. Er hatte eine Haftstrafe nicht angetreten, zu der er wegen „Anstiftung zum Terrorismus und Beleidigung des Königshauses und staatlicher Institutionen“ verurteilt worden war. Auch in Madrid und weiteren Städten war es durch linksextreme und anarchistische Gruppen, unter ihnen aber auch einfach krawallbereite Jugendliche, zu zum Teil gewaltsamen Protesten gekommen. Sie sehen geschmacklose, gewaltverherrlichende Zeilen in seinen Texten wie „Endlich Todesstrafe für die lächerlichen Thronfolgerinnen“, „Möge Patxi López‘ (ein sozialistischer Politiker) Auto explodieren!“ oder „Der Mafioso, der König, feiert mit der saudischen Monarchie…“ durch die Meinungs- und Kunstfreiheit gedeckt, der oberste Gerichtshof sah dies anders.  

In der Links-Regierung vom sozialistischen Premierminister Sánchez kommt es hierdurch ebenfalls zu weiteren Spannungen, weil der linkspopulistische Koalitionspartner Unidos Podemos sich bis heute weigert, die Proteste zu verurteilen – für eine Regierungspartei eigentlich unverzeihlich. Sánchez verurteilte hingegen die Gewalt, sprach sich aber auch dafür aus, die Meinungsfreiheit künftig noch besser zu schützen - und trifft damit wohl einen Kern. Denn zumindest eine gewisse Doppelmoral ist nicht zu verneinen: Bei Altfaschisten in der Tradition der Falange (einer faschistischen spanischen Partei der 30er Jahre), die auf ihren Treffen völlig legal den Faschistengruß zeigen, oder wenn am spanischen Nationalfeiertag Franco-Bildchen am Straßenrand zum Verkauf angeboten werden, gibt es keinen Aufschrei und keiner mag einen Angriff auf die demokratischen spanischen Institutionen zu erkennen.

Barcelona riot
© Creative Commons

Auch etwas mehr Gelassenheit würden dem Königshaus, dessen Unterstützern und den „staatlichen Institutionen“ guttun: Als jüngst verkündet wurde, dass Infantin Leonor fortan ein Internat in Wales besuchen würde, erlaubte sich ein freier Journalist beim staatlichen Fernsehsender TVE die lakonische Bildunterschrift „Leonor verlässt Spanien – wie ihr Großvater“ und spielte damit auf den emeritierten König Juan Carlos an, der nach zahlreichen Korruptionsvorwürfen im Exil in Abu Dhabi weilt. Zuviel für die Verantwortlichen, die nach einem „Shitstorm“ von einer „schweren Unverantwortlichkeit“ sprachen und den Verfasser umgehend feuerten. Daraus ergibt sich jedoch der Eindruck eines leicht verwundbaren Königshauses -  das kann eigentlich nicht im Sinne der Verantwortlichen sein und sollte fortan mitgedacht werden. Denn diesen Gefallen sollte man Rapper Hasél eigentlich nicht tun, der seinem Genre bereits in künstlerischer Hinsicht selbst jeden Gefallen verweigert.