Think Freedom
Mit Daten gegen Korruption - "Think Freedom: The Firestone"
Schauen Sie sich an, wie dieser Freiheitskämpfer eine Massenbewegung gegen Korruption in Rumänien ins Rollen gebracht hat: „Corruption Kills“. Florin Badita hat mithilfe von Datenrecherche gezeigt, welche hohen Kosten solch illegale Praktiken verursachen – sowohl an Geld als auch an Menschenleben. Was treibt ihn an, nicht aufzugeben? Wie wurde Florin mit seinem Tatendrang und seiner Beharrlichkeit zum Zündfunken für eine Protestwelle in Rumänien? Jetzt im Porträtfilm „Think Freedom: The Firestone“
Jetzt schauen: "Think Freedom: The Firestone"
Wenn Florin Badita sich einmal in etwas festgebissen hat, gibt er so schnell nicht auf. Dann setzt sich unbändige Tatkraft in ihm frei: „Ich bin davon besessen und konzentriere mich sehr auf diese Sache.“ Er liebt es, sich von Grund auf in etwas hineinzuarbeiten und mehr und mehr darüber zu lernen. Und Florin Badita ist ein Erfinder, der immer weiter zu optimieren versucht – weil er Ineffizienz nicht ausstehen kann. Vor einigen Jahren wurde er auf eine Art von Ineffizienz mit verheerenden Folgen aufmerksam: Korruption.
„Ich bin ein normaler Mensch, der dazu neigt, sich schnell zu langweilen. Und der Ineffektivität wirklich, wirklich, wirklich verabscheut, wo immer er sie sieht.“
Im Jahr 2015 starben bei einem Brand in einem Nachtclub in der rumänischen Hauptstadt Bukarest 64 Menschen. Entfacht wurde er von nicht genehmigtem Bühnen-Feuerwerk. Außerdem erfüllte der Club grundlegende Sicherheitsstandards nicht, obwohl die Behörden ihn erst kurz davor kontrolliert hatten. Die Tragödie führte zu massiver öffentlicher Empörung und regte Florin Badita dazu an, den Kampf gegen die Korruption aufzunehmen.
„Daten helfen mir, die Welt besser zu verstehen. Wenn man Zugang zu Daten hat, kann man die Zukunft klarer sehen. Wenn ich Zugang zu Daten habe und weiß, wie man sie nutzt, kann ich über Fakten sprechen, nicht über Meinungen.“
Der Datenanalyst wählte seinen ganz eigenen Weg, um zu Protesten gegen Korruption zu aufzurufen. Mit Verweis auf den Freedom of Information Act begann er, Behörden um Auskünfte zu ersuchen, was öffentliche Dienstleistungen bei ihnen kosten. Zurück bekam er äußerst unterschiedliche Antworten. Daraus konnte er darauf schließen, wie stark voneinander abweichend, aber allesamt hoch die Kosten für Korruption waren. Nachdem er diese brisanten Daten in den sozialen Medien veröffentlicht hatte und damit teils riesige Reichweiten erzielte, wurden hunderttausende Menschen auf das Problem aufmerksam. Diese Erkenntnisse waren der Funke, der das Feuer entfachte. Sie regten Diskussionen an und sorgten für einen öffentlichen Aufschrei. Bürger fingen an, von den Behörden Verantwortung und Transparenz zu fordern.
„Auch wenn der Endpunkt noch nicht klar ist, wissen wir zumindest, dass wir dem Ziel näherkommen, wenn wir es tun.“
„Corruption Kills“ begann als eine Facebookseite und wuchs zu einer Massenbewegung. Sie erreichte ihren Höhepunkt 2017, als hunderttausende Menschen gegen Korruption protestierten. Es kam zu den größten Demonstrationen in Rumänien seit dem Fall des Kommunismus 1989. Die Bewegung erzielte zumindest kurzfristige Erfolge: Die Regierung gab eine umstrittene Verordnung auf und der Justizminister trat zurück. Doch eines ist sicher: Florin Badita hat ein Feuer entzündet.
„Denn jeder von uns verändert das Ganze, indem er einen kleinen Beitrag leistet.“
Er ist Teil der „30 under 30“-Liste 2018 des Forbes-Magazins und gewann den European Personality oft the Year-Award von Euronews und dem European Business Summit.
Florin Badita wurde in der Sonderausgabe „Human Rights Defenders“ der Friedrich-Naumann-Stiftung in Deutschland vorgestellt. Erfahren Sie hier mehr darüber.
Premiere in Rumänien
“Think Freedom: The Firestone” wurde am 3. Dezember im Cinema Victoria in Timisoara offiziell vorgestellt. Regisseurin Anna Stoeva von Tanuki Films aus Bulgarien gab eine Einführung dazu. Florin Badita selbst nahm an einer nachfolgenden Diskussion teil: Eine Bestandsaufnahme, was die Bürgerbewegung erreicht hat, wo sie gescheitert ist und wie zivilgesellschaftliches Engagement heute funktioniert.
THINK FREEDOM
Das Doku-Portrait ist Teil der Reihe „Think Freedom“ der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit. In dieser Reihe stehen die liberalen Grundprinzipien Freiheit, Verantwortung und Selbstentfaltung im Fokus. Gezeigt wird der Kampf um Selbstbestimmung der Hauptfiguren, die in ihren Gesellschaften Herausforderungen in den schrumpfenden Räumen der Freiheit meistern.
Unsere Helden sind inspirierende Botschafter der Freiheit. Sie sind liberale Multiplikatoren aus allen Bereichen des Lebens: Aktivismus, Zivilgesellschaft, Politik, Recht, Kunst und mehr. Bisher haben wir Charaktere mit Schwerpunkt Ost- und Südosteuropa aus Rumänien, Bulgarien, Kroatien, Serbien, der Ukraine, Russland, der Türkei, Aserbaidschan und Deutschland vorgestellt.
Die Regisseurin: Bei diesem Film, wie auch bei vielen anderen Folgen von Think Freedom, führt Anna Stoeva Regie, eine Dokumentarfilmerin, Produzentin und Filmemacherin. Sie hat an einer Reihe von internationalen Dokumentarfilmen gearbeitet, darunter The Last Black Sea Pirates (HotDocs 2013, FIPRESCI Award Krakow 2013), Dad Made Dirty Movies (Premiere bei Visions du Reel 2011) und Paradise Hotel (HBO Bulgaria Original Programming). Sie ist Produzentin der Kurzfilme "Red Light" und "Getting Fat In A Healthy Way", die bisher 45 internationale Preise gewonnen haben und auf über 100 Festivals zu sehen waren, sowie Co-Creatorin und Headwriterin der deutschen Mystery-Horror-Serie HAUSEN (Sky Deutschland 2020). In den letzten 10 Jahren hat sie mit ihrer Produktionsfirma Tanuki Films an einer Reihe von Dokumentar- und Online-Projekten gearbeitet und dabei die Überschneidungen zwischen Dokumentarkunst und sozialen Anliegen mit Bedeutung gefunden.
“Ich fühle mich wie eine Forensikerin, die ganz genau auseinander nimmt, was es braucht, um aus einer Idee eine Bewegung zu machen - um die Energie in den Menschen zu wecken und daraus ein Momentum des Wandels zu kreieren. Es war eine Fundgrube an Erkenntnissen und Einsichten darüber, wie unvorhersehbar und aufregend diese Prozesse sind, die zur Transformation in der Gesellschaft führen.”
Die Produktion: Tanuki Films ist ein preisgekröntes Boutique-Produktionsteam, das sich auf Dokumentarfilme, Journalismus und interaktives Storytelling spezialisiert hat. Die Serie "Think Freedom" ist eine erfolgreiche kreative Zusammenarbeit zwischen Tanuki und FNF. Seit ihrer Gründung im Jahr 2011 haben Tanuki eine Reihe von Dokumentarfilm Kampagnen, investigativen journalistischen Beiträgen sowie Werbe- und Filmprojekten entwickelt und durchgeführt. Tanuki arbeitet mit einem Team von visuellen Geschichtenerzählern, die über einen reichen Erfahrungsschatz und eine Leidenschaft für das Kino verfügen, das sie in den Dienst der gesellschaftlichen und Brand Storys stellen, die sie erzählen. Nachdem sie den Open Data Expo Hackathon 2015 gewonnen haben, gilt ihre neueste Leidenschaft dem Datenjournalismus und insbesondere Geschichten, die Datenvisualisierung mit dokumentarischem Storytelling verbinden.
Kamera: Carmen Tofeni ist eine Kamerafrau und Dokumentarfilmerin, die mit großem Verantwortungsbewusstsein an ihre Arbeit herangeht und sicherstellt, dass die Erzählung und der emotionale Bogen der Geschichte durch aussagekräftige Bilder und eine passgenaue Kameraarbeit sorgfältig eingefangen werden. Dieses Engagement zieht sich wie ein roter Faden durch ihr vielfältiges Portfolio, das sowohl Spielfilme, (IVANA THE TERRIBLE, OUR SUMMER BREAK, ROUTE-3, THE EVIL EYE, THEY ARE NOBODY) als auch Dokumentarfilme (THE LAND YOU BELONG, ...AND THERE ARE THOUGHTS, BUILDING NR.6) umfasst. Carmen ist Absolventin der Italienischen Nationalen Filmschule, des Aristoteles Dokumentarfilm-Workshops, der Berlinale und des Sarajevo Talent Campuses. Sie wurde für den rumänischen Nationalpreis GOPO in der Kategorie Beste Kamera nominiert und erhielt die Anerkennung der Rumänischen Gesellschaft der Kameraleute (RSC). Parallel dazu geht Carmen über das traditionelle Filmemachen hinaus, indem sie in Projekten, die Tanz, Fotografie und Theater miteinander verbindet und mit Kamerasprache und Bildgestaltung experimentieret.
“Florin Badita zu treffen war, wie einen Blick in den Maschinenraum des zivilgesellschaftlichen Engagements zu werfen: Seine Beharrlichkeit, seine Leidenschaft für die Klarheit des Algorithmus` und sein unerschütterlicher Optimismus sind eine einzigartige Kombination. Florins Willenskraft ist faszinierend.”
Koproduktion: Luft Film ist ein rumänisches Kreativzentrum, das sich auf die Arbeit an der Schnittstelle zwischen Dokumentarfilm und Fiktion konzentriert und dabei im visuellen experimentierfreudig ist. Mit seiner soliden Erfahrung im Dokumentarfilm arbeitet Luft Film eng mit lokalen Gemeinschaften und der Filmszene in Bukarest zusammen, um neue Stimmen zu unterstützen und relevante Themen in die Öffentlichkeit zu bringen.
The film crew and the hero. From left to right - Anna Stoeva, Carmen Tofeni, Florin Badita
© Friedrich Naumann Foundation for Freedom East and Southeast Europe