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Mit Medienkompetenz gegen Desinformation

Phyu Phyu Thi im Kampf gegen Desinformation in Myanmar
Grafik: Phyu Phyu Thi FFI

Als sie klein war, wollte sie Pilotin werden. Allerdings durften Frauen in Myanmar damals keine Pilotenausbildung machen. Sie war gezwungen, ihren Traum aufzugeben. Später stellte sie fest, dass sie gerne von Leuten umgeben ist und wollte in die Hotel- und Tourismusbranche einsteigen. Doch ihre Familie war dagegen. Ihre Eltern waren der Meinung, dass Frauen nicht im Gastgewerbe arbeiten sollten, da sie dort vielen Gefahren ausgesetzt wären.

Phyu Phyu Thi, Mitbegründerin und Programmdirektorin der Myanmar ICT for Development Organization, hat all das erlebt. Diese Erfahrungen haben ihr gezeigt, dass Frauen viele Einschränkungen auferlegt werden. Trotzdem schaffte sie es diese zu umgehen und ebnet nun den Weg für viele weitere Frauen.

"Of Peaceful Days"

Ende gut, alles gut für Phyu. Sie entdeckte eine neue Leidenschaft für die Forschung und das Schreiben, was sie in die Medienwelt führte und ihr ein Stipendium an der Universität von Chiang Mai einbrachte. Sie absolvierte einen Master in Sozialwissenschaften und öffnete so Tür und Tor für die Entwicklung und Forschung in diesem Feld. Zusätzlich wurde sie Sozialarbeiterin und half durch ihre Forschungsarbeit, die Friedensgespräche in Myanmar voranzubringen.

Ihr 2018 veröffentlichtes Buch "Of Peaceful Days" spiegelt ihre erfolgreiche Beteiligung an den Friedensbemühungen wider. Zusammen mit zwei anderen Autoren trägt sie in dem Buch Geschichten von Menschen unterschiedlicher Religionen zusammen, die harmonisch in Gemeinschaft leben. "Seit 2012 kommunale Gewalt im Rakhaing-Staat ausgebrochen ist, sind Freunde zu Fremden geworden. Religion wurde als Mittel benutzt, um das Land zu spalten", rezensierte die Myanmar Times.

Das Buchprojekt wurde durch die MIDO initiiert. MIDO ist eine Organisation, die Frieden als wichtige Komponente in der Entwicklung eines Landes betrachtet. Ihr Fokus liegt auf der Nutzung von Internet und Kommunikationstechniken. Damit einher geht die Förderung der Menschenrechte und der sozialen und ökonomischen Entwicklung. MIDO und Phyu haben durch die ständige Verbreitung von Desinformation in der burmesischen Gesellschaft aktuell viel zu tun.

Das Lösen von Familienangelegenheiten, das Zeitmanagement von Arbeits- und Haushaltsaufgaben – dieses ständige Problemlösen und Multitasking trainiert Frauen, effektive Führungskräfte zu sein.

PHYU PHYU THI

Die Rolle der sozialen Medien

In einem unabhängigen internationalen Bericht der Vereinten Nationen über die Untersuchungsmission in Myanmar wurde die zentrale Rolle von Facebook bei der Verbreitung von Hassreden, die maßgeblich Menschenrechte verletzen, aufgeführt. Im Rakhaing-Staat, in dem über 700.000 Rohingya vertrieben wurden, lässt sich die Verbreitung von Falschinformationen in Verbindung mit mehreren Gewaltausbrüchen beobachten. Politische Analytiker gehen davon aus, dass Hassreden und Desinformationskampagnen deutlich aggressiver im Vorfeld der Parlamentswahlen im November 2020 werden könnten.

Facebook ist bei weitem die größte Social Media Plattform in Myanmar. Trotz der vielen Probleme, die sie verursacht, plädiert Phyu keinesfalls für mehr Gesetze, da diese für politische Zwecke missbraucht werden könnten. Sie plädiert für ein Gleichgewicht zwischen der persönlichen Sicherheit und der freien Meinungsäußerung. Bildung ist ihrer Meinung nach der Schlüssel – dazu gehört die Einbindung von Medien und Informationskompetenzen in der Grundausbildung. Auch Schulungen für Faktenchecks, die Gemeinschaften in unterentwickelten Regionen erreichen, sind notwendig. Denn gerade die unterentwickelten Regionen sind vor Falschinformationen am wenigsten geschützt.

Für größere Ziele bestimmt

Phyu berichtet, dass ihre Arbeit lebensgefährlich geworden ist. Aber das Risiko ist es ihr wert, wenn dadurch Frieden und Entwicklung gesichert werden. Diese Art von Opfer, die Frauen bringen, diese Selbstlosigkeit – das macht wahre Führungsstärke aus.

"Meine ersten Ziele habe ich meiner Familie zuliebe aufgegeben. "Das Schicksal hat mich zu etwas Größerem geführt", gibt Phyu preis. "Das Lösen von Familienangelegenheiten, das Zeitmanagement von Arbeits- und Haushaltsaufgaben – dieses ständige Problemlösen und Multitasking trainiert Frauen, effektive Führungskräfte zu sein", erklärt sie. Sie sei dankbar für die Unterstützung ihres Mannes und fügt hinzu, dass Männer maßgeblich an der Entwicklung einer neuen Generation von Führungskräften teilhaben sollten.

Phyu ist keine Pilotin geworden, aber sie ist trotzdem oben angekommen.

Folgt ihrer und anderen Geschichten: #FemaleForwardInternational.