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Gerhart Baum
Gerhart Rudolf Baum und die Menschenrechte

Sein Engagement für die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit
Gerhart Baum

Gerhart Baum

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt (bearbeitet)   

Mit Gerhart Baum ist nicht nur ein herausragender Innenpolitiker verstorben, der sich mit seinem Einsatz für Demokratie und Grundrechte, gegen den Rechtsextremismus, den Antisemitismus  und die Abwehr terroristischer Bedrohungen bleibende Verdienste für Deutschland erworben hat. Baum war auch ein intensiver Beobachter des globalen Wandels und ein engagierter Kämpfer für die weltweite Geltung der Menschenrechte.

Dieses Engagement begann bereits in der Frühphase seines politischen Lebens und wurde in den 1990er Jahren nochmals intensiviert, als er als Vorsitzender der deutschen Delegation der Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen weltweit unterwegs war. So vertrat er Deutschland auf der UN-Menschenrechtskonferenz in Wien und reiste gemeinsam mit Burkhard Hirsch nach Südafrika, wo er auch mit Nelson Mandela zusammentraf.

Seit den 2000er Jahren führte Baums Interesse an der Menschenrechtsthematik zu einer intensiven Kooperation mit der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, deren internationale Arbeit bis heute gerade diesem Feld große Bedeutung zumisst. Baum reiste mehrfach nach Russland, wo er mit dem Moskauer Büroleiter Julius Freytag von Loringhoven Reisen durch das Land unternahm, sein ins Russische übersetzte Buch über die Grundrechte vorstellte, mehrere Menschenrechtsgruppen und insbesondere Boris Nemzow sowie Alexey Nawalny traf. Baum zeigte sich trotz seines fortgeschrittenen Alters unermüdlich: So hielt er sich zu Buchvorstellungen in St. Petersburg, Moskau, Jekaterinburg (Ural), Irkutsk (Ostsibirien), Jaroslawl (Goldener Ring) und Petrosawodsk (Karelien) auf. Julius Freytag bemerkte zur Wirkung Baums in der Festschrift zum 90. Geburtstag von Baum:

Der Erfolg des Buchs hing sicherlich auch damit zusammen, dass hier kein „Westler“ Russland irgendetwas zu erklären versuchte, sondern ein deutscher Liberaler an vielen wichtigen Diskussionen im Ringen zwischen Freiheit und Sicherheit aufzeigte, dass uns auch im „Westen“ unsere Freiheit nicht geschenkt wird, sondern täglich neu erkämpft werden muss.“

Gerhart Baum und Sabine Leutheusser-Schnarrenberger

Gerhart Baum und Sabine Leutheusser-Schnarrenberger

© Frank Nürnberger

Ohne Zweifel spielte bei den mehrmaligen Reisen Baums nach Russland in den Jahren nach 2012 seine persönliche Beziehung zum Land eine wichtige Rolle: er hatte eine russischsprachige Mutter, deren familiäre Wurzeln in Charkiw und Moskau lagen. So kam es in den Tagen zu intensivem Austausch und ebenso eindrücklichen Gesprächen.

Auch in der Ukraine und Georgien wurden anlässlich der Übersetzungen in die jeweiligen Landessprachen von den jeweiligen Regionalbüros Buchvorstellungen organisiert.

In den Jahren um 2020 hatte sich zudem die Menschenrechtslage in der Türkei verschärft, so dass die Frage von Menschen- und Bürgerrechten auch hier eine aktuelle Dynamik erfuhr. Die Übersetzung von Baums Buch über die Grundrechte ins Türkische wurde von der Stiftung übernommen und auch hier wurde das Buch in Stiftungsveranstaltungen mehrfach präsentiert.

Schließlich ist auch das Engagement Gerhart Baums gegen den Antisemitismus zu erwähnen. Nachdem er bereits mehrfach zuvor Israel bereist hatte, konnte er auch hier vor Ort seinen Einsatz fortsetzen. Nach langwierigen Verhandlungen konnte er an der Spitze einer Delegation die Entschädigung der israelischen Opferfamilien der Olympischen Spiele von 1972 erreichen. Noch 2023 weilte er zuletzt zu einem Besuch in Israel.

Baums Energie und Engagement schienen in den letzten Jahren nahezu grenzenlos zu sein. Für einen inzwischen über neunzig Jahre alten Menschen rief das allerorten Respekt und Bewunderung hervor. Selbst in seinen letzten Lebenswochen und auch vom Krankenbett aus führte er Gespräche und gab Interviews. Seine Zusammenarbeit mit der Stiftung und insbesondere auch mit den Vorstandsmitgliedern blieb bis zum Ende sehr eng.

Die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit hat Gerhart Baum sehr viel zu verdanken. Für die internationale Arbeit der Stiftung hat er sich intensiv eingesetzt, ihr Impulse verliehen und wegweisende Akzente gesetzt. Die Naumann-Stiftung und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind sehr traurig über seinen Tod. Wir werden ihm und seinen politischen Anliegen ein ehrendes Andenken bewahren und unsere Arbeit in seinem Sinne fortsetzen. Das sind wir ihm schuldig.

Bei Medienanfragen kontaktieren Sie bitte:

Florian von Hennet
Florian von Hennet
Leiter Kommunikation, Pressesprecher
Telefon: + 4915202360119