Wahl von Papst Leo XIV.
Von Chicago bis Chiclayo – und nun Rom!

Papst Leo XIV. trifft die Presse in der Halle Paul VI. am 12. Mai 2025.
© picture alliance / Sipa USA | SOPA ImagesDie römisch-katholische Kirche, die 1,4 Milliarden Mitglieder weltweit zählt, hat ein neues Oberhaupt: Die Wahl von Papst Leo XIV. – Robert Prevost, in den USA geboren, aber in Peru geprägt – weckt große Hoffnungen in Lateinamerika und der Welt. Ein Papst mit peruanischer Seele ist im Vatikan angekommen. Von Chiclayo bis Rom wird er von vielen Gläubigen als Brückenbauer und für sein Engagement wahrgenommen – dank seines seelsorgerischen Werdegangs, seines Einsatzes für die Menschenrechte und seiner Nähe zu den Schwächsten. Ein Papst, der nord- und südamerikanische Welten vereint – und für eine geistliche Leitung steht, die nahbar und zutiefst menschlich ist.
Prevost kam 1985 als junger Missionar nach Peru und war an verschiedenen Orten des Landes aber insbesondere im Norden seelsorgerisch tätig. Das neue Oberhaupt der katholischen Kirche war nicht nur Zeuge der harten Jahre des Terrors durch den „Leuchtenden Pfad“ in Peru, sondern auch ein deutlicher Kritiker politischer Machtmissbräuche – etwa unter dem Regime von Alberto Fujimori.
Nach vielen Jahren im Wechsel zwischen seiner Heimatstadt Chicago und Peru sowie internationalen Einsätzen als Prior des Augustinerordens ernannte ihn Papst Franziskus im Jahr 2015 zum Bischof der Diözese Chiclayo – einer Provinzstadt im nordperuanischen Department Lambayeque. Dort wirkte er als geistlicher Anker in einer Region, die von sozialer Ungleichheit, politischer Unsicherheit und den Nachwirkungen innerer Konflikte geprägt war. In dieser Zeit erwarb er nicht nur die peruanische Staatsbürgerschaft, sondern vor allem das Vertrauen der Menschen – durch seine Nähe zu den Bedürftigsten, seine seelsorgerische Präsenz und seinen konsequenten Einsatz für die Menschenrechte. In seiner ersten Ansprache als Papst berührten besonders die Worte an die Gläubigen von Chiclayo – „wo ein gläubiges Volk seinen Bischof begleitet hat, seinen Glauben geteilt und so viel gegeben hat“ – die Herzen vieler Peruanerinnen und Peruaner und machten seine tiefe Verbundenheit mit der Region spürbar. Er ist der erste Peruaner, der das Papstamt bekleidet.
Besonders hervorzuheben ist seine Rolle in der Aufarbeitung des großen Missbrauchsskandals um das Sodalitium – eine konservative katholische Laiengemeinschaft in Peru, deren Mitglieder über Jahre hinweg junge Menschen missbraucht haben und von Papst Franziskus aufgelöst wurde. Als Bischof distanzierte sich Prevost klar, setzte Verantwortliche ab, traf sich mit Betroffenen und versprach Gerechtigkeit. Dieses entschlossene Handeln hat ihm Respekt unter Opfern und Menschenrechtsorganisationen eingebracht. Einige Kritiker werfen ihm vor, im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal zu spät gehandelt zu haben. Doch alles deutet darauf hin, dass diese Vorwürfe politisch motiviert sind. Die Mehrheit sieht in ihm einen glaubwürdigen Reformer – besonnen, aber entschlossen.
Zugleich wird der Papst Leo XIV. in Lateinamerika als ein Brückenbauer gesehen – zwischen Nord und Süd, zwischen Tradition und Reform, zwischen der katholischen Kirche und Welt. Seine kritische Haltung gegenüber restriktiven Migrationspolitiken, wie sie etwa unter US-Präsident Donald Trump und seinem Vizepräsidenten J.D. Vance verfolgt werden, zeigt seine weltpolitische Sensibilität. Seine Botschaft ist eindeutig: Menschenwürde kennt keine Grenzen.
Mit dem Papst Leo XIV. zieht eine lateinamerikanische Stimme in den Vatikan ein, die nicht aus den Eliten stammt, sondern aus der Basis. Eine Stimme, die für viele katholische Gläubige in Lateinamerika – und weit darüber hinaus – zu einem Symbol der Hoffnung geworden ist. Sein Pontifikat beginnt in einer Welt, die von Polarisierung, Misstrauen und Krisen geprägt ist. Umso wichtiger ist eine Führungspersönlichkeit, die zuhört, Brücken schlägt und entschlossen handelt. Die Wahl von Papst Leo XIV. war für viele überraschend – und wird als ein Signal wahrgenommen für Verantwortung, Kontinuität der Reformen von Papst Franziskus und für eine katholische Kirche, die die Freiheit und Würde des Einzelnen achtet.