Iran
Salman Rushdie und der Kampf um Kunstfreiheit
Letzte Woche Freitag, am 12. August, wurde der indio-britische Schriftsteller Salman Rushdie während einer Veranstaltung im Bundesstaat New York attackiert. Bei dem Messerangriff wurde er schwer verletzt.
Berühmt wurde Rushdie 1988 durch sein Buch „Die satanischen Verse". Damit wurde er zum Feind vieler islamischer Staaten wie auch des Irans, der sogar ein Kopfgeld auf Rushdie setzte. Er wurde für vogelfrei erklärt, musste fliehen und stand daraufhin jahrelange unter strengem Polizeischutz. Sein Leben stand konsequent in Gefahr und doch ließ er sich nicht zum Verstummen bringen und nicht von einer Zensur beherrschen. Er wollte seine Freiheit zurück und ist wieder in die Öffentlichkeit getreten. Bis zu der Attacke, die eine grausame Verletzung der Meinungsfreiheit und Religionsfreiheit war.
Was für eine Welt, in der Autoren um ihre persönliche Sicherheit oder gar ihr Leben fürchten müssen, wenn sie ein Buch publizieren, sei es nun gut oder schlecht! Und dies mitten in der angeblich so liberalen westlichen Zivilisation! Tatsächlich gehört es zur ständigen Übung von Aktivisten der „Cancel Culture“, dass sie im Netz private Adressen und Telefonnummern von angefeindeten Persönlichkeiten bekannt machen, um diese einem möglichst umfassenden Shitstorm der Öffentlichkeit auszusetzen. Solche Praktiken erinnern dann doch ein wenig an jenen fürchterlichen Präzedenzfall, den 1988 der Iran in Person von Ayatollah Khomeini schuf, indem er Salman Rushdie, den Autor des islamkritischen Buches „Die satanischen Verse“, mit einem Todesurteil belegte und die Muslime weltweit zur Vollstreckung des Urteils aufforderte. Klar ist natürlich: Zwischen der grausamen Unterdrückung des freien Wortes durch einen totalitären Staat und dem privat initiierten Shitstorm ist noch ein großer Unterschied, aber bei hinreichend aufgeheizter Stimmung kann ein liberales Klima schnell umschlagen in einen brutalen Pranger, der professionelle Existenzen vernichtet.