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UE Lieferkette
EU-LIEFERKETTENGESETZ: EUROPAS AMBITIONEN, MAROKKOS REALITÄT

EU SUPPLY CHAIN

Die vorliegende Studie untersucht die Auswirkungen der EU-Lieferkettenrichtlinie zur Einhaltung von Nachhaltigkeitsstandards von Unternehmen (Corporate Sustainability Due Diligence Directive, nachfolgend abgekürzt als CSDDD) auf marokkanische Unternehmen. Diese jüngst erlassene EU-Richtlinie verpflichtet Unternehmen, Umwelt- und Menschenrechtsrisiken in ihren Lieferketten zu erkennen, zu verhindern und zu bekämpfen. Sie zielt darauf ab, nachhaltige und verantwortungsbewusste Geschäftspraktiken weltweit zu fördern, und betrifft sowohl in der EU ansässige Unternehmen als auch in den EU-Märkten tätige Unternehmen aus Drittstaaten. Mit mehr Regulierung und Bürokratie geht indes auch die Gefahr einer Einschränkung des freien Waren- und Dienstleistungsverkehrs sowie des Zugangs zu gewissen Märkten einher. Vor dem Hintergrund der wichtigen Rolle der marokkanischen Exportwirtschaft für die Lieferketten der Europäischen Union bietet die vorliegende Studie erste Einblicke in die wirtschaftlichen und strategischen Auswirkungen der CSDDD-Richtlinie auf marokkanische Unternehmen. Das Beispiel Marokkos steht ein Stück weit stellvertretend für andere aufstrebende Volkswirtschaften mit engen Verbindungen zum EU-Markt und leistet einen Beitrag zur Debatte über die Außenhandelspolitik der EU gegenüber ihren wichtigsten Partnern in der südlichen Nachbarschaft.

Mittels einer Kombination aus qualitativer und quantitativer Datenerhebung erforscht die vorliegende Studie das Verständnis und Wissen der marokkanischen Unternehmen über die CSDDD-Richtline, die erwarteten Auswirkungen auf ihre wirtschaftlichen Aktivitäten, sowie die eventuelle Verabschiedung erster Strategien zur Umsetzung. Ferner wird untersucht, wie marokkanische Unternehmen die mit der CSDDD verbundenen Risiken und Chancen einschätzen, und welche potenziellen Auswirkungen diese auf den marokkanischen Wirtschaftsstandort haben könnten. Das vorliegende Policy Paper bietet einen umfassenden Überblick darüber, wie marokkanische Unternehmen die Herausforderungen der Anpassung an die CSDDD meistern und sich gleichzeitig für ein nachhaltiges Wachstum auf den EU-Märkten positionieren.

Die Mehrzahl der befragten marokkanischen Unternehmen verfügen aktuell über ein Grundverständnis der CSDDD-Richtlinie. Diese Kenntnisse ergeben sich mehrheitlich aus bestehenden Kontakten zu EU-Kunden. Wenngleich sich im Knowhow um die konkreten technischen Auswirkungen der CSDDD-Richtlinie gewisse Wissenslücken zeigen, haben viele Unternehmen bereits konkrete Schritte zur Anpassung an die CSDDD eingeleitet. Zu den größten Herausforderungen zählen dabei die hohen erwarteten Kosten, die erforderliche Rückverfolgbarkeit der gesamten Lieferkette sowie notwendige Anpassungen der Produktionsabläufe. Trotz dieser Hürden nehmen die meisten Unternehmen die CSDDD auch als Chance wahr, ihre Wettbewerbsfähigkeit und ihren Ruf als nachhaltige Unternehmen zu verbessern.