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Krieg in Europa
Moldau: Vermeintliche Bombenanschläge & Provokationen in Transnistrien

 Tiraspol

Eine Lenin-Statue steht vor dem Sitz des Parlaments in Tiraspol (Moldau)

© picture alliance / dpa | Monika Skolimowska

Mehrere Explosionen sorgten am Montag und am Dienstag in der separatistischen Kleinrepublik Transnistrien im Osten der Republik Moldau für neue grenzüberschreitende Spannungen in der Region. Während die separatistische Regierung den roten Terroralarm ausrief und die Ukraine für die Attentate verantwortlich macht, spricht die moldauische Regierung von absichtlichen Provokationen aus dem Inneren, auch zum Zweck der Destabilisierung. Die Ukraine hingegen bezichtigt direkt Moskau, worauf der Kreml seinerseits bei einem der Anschläge von einem Terrorangriff auf russische Medien sprach. Es gab dabei keine Tote oder Verletzte.

Am orthodoxen Ostermontag wurde das Gebäude des sogenannten Ministeriums für Staatssicherheit in der Hauptstadt Tiraspol mit Granatwerfern mehrmals beschossen. Da es sich um einen Feiertag handelte, stand das Gebäude leer. Entsprechend gab es keine Opfer. In einem zweiten Anschlag sollen von einer Drohne aus zwei Bomben auf den örtlichen Flughafen geworfen worden sein. Laut örtlicher Behörden wurde lediglich ein altes Fahrzeug beschädigt. Dienstagvormittag fielen dann zwei ebenfalls leer stehende russische Antennenmasten bei der Ortschaft Maiak, die als TV- und Radioverstärker für russische Sender dienten, einem weiteren Bombenattentat zum Opfer.

In Folge der Anschläge reduzierte die separatistische Regierung den Grenzverkehr zu Moldau und rief den „roten Terroralarm“ aus. Der politische Leader von Tiraspol Vadim Krasnoselski, behauptete, dass die ersten Spuren der Angriffe in der Region in die Ukraine führen, um die Region in einen Konflikt hineinzuziehen. Doch wolle man die Situation friedlich lösen, wobei er auf internationale Lösungsformate verwies. Auch forderte er die Ukraine auf, den Fall in ihren eigenen Reihen zu untersuchen. Schließlich leben 25.000 ukrainische Staatsbürger in Transnistrien, die der ukrainische Staat versorgt. Diesem Tenor folgend antwortete der stellvertretende russische Außenminister Andrei Rudenko. Gegenüber dem staatlichen russischen Nachrichtendienst Ria Novosti sagte er gestern: "Moskau hofft, dass Transnistrien nicht in den Konflikt zwischen Russland und der Ukraine hineingezogen wird, damit es sich nicht in die Lösung der Situation einmischen muss. Warten wir das Ende der Ermittlungen ab. Wir möchten ein solches Szenario vermeiden".

Die Ukraine hingegen weist alle Anschuldigungen zurück: „Russland will die Region Transnistrien destabilisieren und Moldau sollte "Gäste" erwarten. Die schlechte Nachricht: Wenn die Ukraine morgen fällt, werden russische Truppen vor den Toren Chișinăus stehen. Die gute Nachricht: Die Ukraine wird definitiv die strategische Sicherheit der Region gewährleisten. Aber wir müssen als Team arbeiten“, schreibt der Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Zelenskij, Michail Podoljak, in einem Tweet. Der Chefunterhändler der Ukraine in den Gesprächen mit Russland bezog sich mit den „Gästen“ wohl auf das russische Militär, das am 24. Februar in die Ukraine einmarschiert ist.

In der Moldau sieht man die jüngsten Entwicklungen mit äußerster Besorgnis. Präsidentin Maia Sandu rief schon am Dienstagmittag den Obersten Sicherheitsrat zusammen. Im anschließenden Pressebriefing berichtete sie, dass alle zuständigen Behörden in hohe Alarmbereitschaft versetzt worden sind. Allerdings halte man die Grenze zu Transnistrien offen, denn es handele sich hierbei um moldauischen Grund und moldauische Bürger, auch wenn in Transnistrien die politische Kontrolle nicht in moldauischer Hand ist. Zur jüngsten Situation berichtete sie: „Nach den uns vorliegenden Informationen gehen diese Eskalationsabsichten von Kräften in der Region Transnistrien aus, die den Krieg befürworten und an einer Destabilisierung der Lage in der Region interessiert sind. (…) Seit mehreren Wochen gibt es falsche Bombendrohungen, gefolgt von den gestrigen Explosionen. Wir beobachten die Geschehnisse aufmerksam und unsere Analyse zeigt, dass es in der Region Transnistrien derzeit unterschiedliche Spannungskräfte Kräften gibt, die auch die Republik Moldau verwundbar machen", so der moldauische Staatschef.

Sandu setzt nun ihre Hoffnung zur Entspannung der Lage auf die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). Am Wochenende wird nämlich eine internationale OSZE-Delegation in Transnistrien erwartet.