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Horst Rehberger
Der Unverdrossene

Zum Tod von Horst Rehberger. Ein persönlicher Nachruf
Horst Rehberger

Horst Rehberger war ein unermüdlicher liberaler Gestalter, der mit Optimismus und Tatkraft Wirtschaft und Politik in Ost und West prägte.

© picture alliance/dpa | Peter Gercke

Dieser Mann war nicht kleinzukriegen. Er war ein liberaler Gestalter, der sich durch keinerlei Rückschläge entmutigen ließ: immer optimistisch, immer beim Aufbau, nie resignierend. Ein Vorbild an Gestaltungskraft.

Er hat dies an vielen Stationen seines Lebens bewiesen. Er, der Sohn eines Eisenbahners, startete seine politische Laufbahn als Bürgermeister in Karlsruhe, wurde dann in den achtziger Jahren nach einem grandiosen Wahlerfolg im Saarland Wirtschaftsminister und war nach der deutschen Vereinigung wiederum Wirtschaftsminister in einem deutschen Bundesland, und zwar in Sachsen-Anhalt: von 1990 bis 1993 und dann wieder von 2002 bis 2006. Er ist einer der wenigen Politiker in Deutschland, der in Ost und West als Wirtschaftsminister tätig war - neben ihm war dies wohl nur sein liberaler Kollege Walter Hirche in Niedersachsen und Brandenburg.

Charakteristisch ist dabei, dass es zwei außerordentlich strukturschwache Länder waren, in denen er Verantwortung trug - beide mit stolzer industrieller Vergangenheit, beide aber auch mit ungewisser wirtschaftlicher Zukunft. Das störte ihn überhaupt nicht, im Gegenteil: Es motivierte ihn. In der Zeit von 2002 bis 2006 habe ich dies in über 200 Kabinettssitzungen als sein Kollege im Finanzressort immer wieder erlebt. Er lief buchstäblich jedem Investor hinterher, um den vom Niedergang der Chemie und des Schwermaschinenbaus besonders gepeinigten Standort Sachsen-Anhalt wiederzubeleben. Und es gelang ihm, der Aufbau Ost verdankt ihm viel. Das Land Sachsen-Anhalt gewann wieder Anschluss an den Wachstumszug Deutschlands.

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Er war dabei überaus pragmatisch. Als Liberaler setzte er auf die Kraft der Privatwirtschaft, vor allem des industriellen Mittelstands, aber im Standortwettbewerb scheute er sich nicht, mit Hartnäckigkeit den Staat um Unterstützung für Investitionen zu bemühen, was uns beide oft genug in Auseinandersetzungen verwickelte: den Wirtschaftsminister Rehberger, der das Geld zum Wohle des Standorts ausgeben wollte, und den Finanzminister Paqué, der es zum Wohle des Steuerzahlers zusammenhalten sollte. Wir haben uns damals aber immer wieder zusammengerauft - dank unserer gemeinsamen liberalen Grundhaltung, aber auch dank seiner hohen Professionalität.

Auch in der FDP-Parteipolitik war Horst Rehberger ein Pragmatiker. Er mied ideologische Grundsatzdebatten und orientierte sich mit klarem Blick für das Wesentliche auf die praktischen Ergebnisse - immer im Interesse des Aufbaus von Neuem und nie mit konservativem Blick zurück. Dies verschaffte ihm auch jenseits der Parteigrenzen großen Respekt, zumal seine nachdrücklich werbende Rhetorik überall gefürchtet war. Mich hat er übrigens - das hat er gerne erzählt - kraft seiner Rhetorik und Überzeugungskraft in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre endgültig motiviert, der FDP beizutreten. Zusammen mit Conny Pieper und anderen konnten wir dann 2002 gemeinsam die Rückkehr in den Landtag und in die Regierung des Landes feiern. Auch daran war er, der Unverdrossene, maßgeblich beteiligt.

Nach seinem Ausscheiden aus der aktiven Politik blieb er als Ehrenvorsitzender der FDP Sachsen-Anhalt und als Mitglied des Kuratoriums der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit der liberalen Sache verbunden. Er war in diesen Funktionen ein kluger und engagierter Ratgeber - stets optimistisch, auch in den schwierigsten Lagen, und davon haben wir Liberale genug erlebt, bis in die jüngste Vergangenheit und die Gegenwart. Wir werden ihn vermissen.