Liberalismus

Die Theodor-Heuss-Akademie

Für fast 58 Jahre war die Theodor-Heuss-Akademie in Gummersbach die zentrale Bildungsstätte der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit.

Die Theodor-Heuss-Akademie (THA) in Gummersbach-Niederseßmar wurde nach der Grundsteinlegung am 8. Juli 1965 und knapp zweijähriger Bauzeit am 26. Mai 1967 in Anwesenheit von Bundespräsident Heinrich Lübke und Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Heinz Kühn eingeweiht. Seit 1962 – bereits vier Jahre nach Gründung der Stiftung – war die Errichtung einer stiftungseigenen Bildungsstätte geplant worden. Die Standortwahl fiel auf Gummersbach, wo der Stiftung günstige Bedingungen geboten wurden. Die Errichtung der Akademie wurde hauptsächlich über Spenden finanziert. Namensgeber des Hauses war Theodor Heuss, erster Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland. Der bevorstehende achtzigste Geburtstag von Heuss Ende Januar 1964, den dieser infolge seines Todes im Dezember 1963 nicht mehr erlebte, wurde zum Anlass genommen, die Akademie nach ihm zu benennen. Die Pläne des Architekten Hans Brandt für den Neubau im bergisch abgewandelten Bauhausstil hatte Heuss noch sehen können und sich auch mit der Benennung einverstanden erklärt.

Ausgestattet mit modernen Seminarräumen, einem Wohnturm mit Einzel- und Doppel-zimmern zur Unterbringung der Gäste auf acht Etagen sowie einem Akademie-Restaurant und nicht zuletzt auch einer – bald als Wacholderstube bekannt gewordenen - kleinen Bar im Untergeschoss, bot die THA optimale Rahmenbedingungen für Tagungen, Konferenzen, Seminare und Workshops aller Art, aber auch für kulturelle Veranstaltungen wie Ausstellungen, Konzerte und Lesungen.

In den fast sechs Jahrzehnten ihres Bestehens war die Theodor-Heuss-Akademie ein weithin anerkannter Leuchtturm der politischen Bildungsarbeit und wurde schnell auch zu einem emotional-menschlichen „Heimatort“ für die Liberalen aus Deutschland und der ganzen Welt. Zu unzähligen Veranstaltungen haben im Laufe der Jahre abertausende Gäste die THA besucht und dort, auf dem „Zauberberg“ wie die Akademie von ihren Freunden und Stammgästen gerne genannt wurde, gelernt, trainiert, diskutiert, an Konzepten und Thesenpapieren gearbeitet und sich miteinander vernetzt.

Die Theodor-Heuss-Akademie war dabei Lernort für unterschiedlichste Gruppen und alle Altersklassen, von Schülern bis Senioren. Einen besonderen Stellenwert hatten dabei stets Veranstaltungen für junge Zielgruppen, z.B. die Jugendpolitischen Foren / Politisch- Programmatischen-Wochenenden für junge politisch engagierte Menschen, bei welchen so manche später erfolgreiche politische Laufbahn, eine frühe Prägung erhielt. Ebenso war die THA über viele Jahre der Hauptschauplatz der (ideellen) Förderung der Friedrich-Naumann- Stiftung für die Freiheit, fanden hier doch von der Auswahltagung, über die Grundlagen- Arbeitskreis-Seminare bis zu den Stipendiaten-Konventen die allermeisten Veranstaltungen von und für die Stipendiatinnen und Stipendiaten der Friedrichs-Naumann-Stiftung für die Freiheit statt.

Durch die Ansiedlung der Internationalen Akademie für Führungskräfte (IAF) der Stiftung in den 1990er Jahren erhielt der „Zauberberg“ in Gummersbach zudem noch eine sehr internationale Prägung. In enger Zusammenarbeit mit den Projektbüros der Stiftung im Ausland wurden inhaltlich anspruchsvolle und methodisch innovative Seminarprogramme umgesetzt und in Gummersbach Experten aus verschiedenen Themenfeldern, Meinungsführer, engagierte junge Aktivisten und angehende Führungskräfte zusammen-gebracht, um internationale Themen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft in einer multikulturellen Gemeinschaft gemeinsam zu diskutieren. Gummersbach wurde dadurch gewissermaßen weltberühmt, denn die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus allen Kontinenten trugen den Namen der Stadt und der THA in die ganze Welt. Es entstand im Laufe der Jahre ein weltweites Netzwerk aus IAF-Alumni, in dessen Reihen sich auch einige prominente Politiker, Aktivisten und Journalisten wiederfanden. 

Im Jahr 2025 musste die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit unter herausfordernden Rahmenbedingungen und im Rahmen einer die Gesamtstiftung umfassenden Strukturreform schließlich die schwere Entscheidung treffen, die Theodor-Heuss-Akademie als Bildungsstätte zum 31.12.2025 zu schließen und auch die Arbeit der Internationalen Akademie für Führungskräfte (IAF) am Standort Gummersbach zu diesem Datum einzustellen.

Künftig wird die politische Bildungsarbeit in Deutschland und die Ausbildung internationaler Führungskräfte und Multiplikatoren noch stärker auf innovative Formate ausgerichtet und flexibler organisiert. Ein liberales Bildungsnetzwerk NRW wird in Düsseldorf etabliert, nahe an Landespolitik, Verbänden und zivilgesellschaftlichen Netzwerken. Die Bildungsarbeit bundesweit und insbesondere die Politiktrainings werden weiter professionalisiert. Dazu bietet die Stiftung ein modernes, praxisnahes und flexibles Trainingsangebot vor Ort und bringt die Politiktrainings über ihre Länderbüros zu den Menschen.

Das Archiv des Liberalismus (AdL) der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit verbleibt am Standort Gummersbach und steht Forschenden und anderen interessierten Besuchern nach vorheriger Anmeldung weiterhin zur Verfügung.