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Jugend
Wir sind auch noch da!

Junge Menschen fühlen sich in der Corona-Krise von der Politik vergessen
Abitur
© picture alliance / Pressebildagentur ULMER | ULMER  

Abiball? Gestrichen. Abschlussfahrt? Kaum daran zu denken. Mein Abitur in diesem Jahr war anders, als es früher für Angehörige anderer Jahrgänge war – wegen Corona. Über einen gestrichenen Ball kann man hinwegkommen und eine Abschlussfahrt nachholen. Die langfristigen Folgen der Corona-Krise hingegen sind für unseren Abschlussjahrgang 2020 sehr beunruhigend. Viele junge Menschen haben Zukunftsängste. Es ist die junge Generation, die die Folgen der Krise noch in Jahrzehnten ausbaden und die neuen Schulden aus dem Konjunkturpaket der Großen Koalition abbezahlen muss.

Gerade für Schulabgänger ist die Suche nach einem Job oder Ausbildungsplatz jetzt die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Die Bundesregierung beschließt währenddessen wieder einmal eine Rentenerhöhung. Studierende bekamen erst nach vier Monaten der Corona-Krise Überbrückungshilfen, und das auch nur in Höhe von maximal 400 Euro, sofern der Kontostand nicht mehr als 100 Euro aufwies. Unbürokratische Hilfen für die Wirtschaft wurden sofort auf die Beine gestellt.

Angesichts solcher Prioritäten fühlt man sich als junger Mensch vergessen. Mich besorgt es, dass das Weniger an Freiheit, mit dem wir gerade klarkommen müssen, von dem offenbar mehrheitlichen Wunsch der Bevölkerung nach mehr Staat begleitet ist. Liberale haben schon vor Corona versucht, den Staat in seine Grenzen zu weisen. Doch jetzt wird der Ruf nach mehr Staat immer lauter. Schlimme Langzeitfolgen sind da nicht ausgeschlossen.

Die Zukunft hält aber dank Corona auch Möglichkeiten für uns bereit. Es hat offenbar das Virus gebraucht, damit wir lernen: Digitalisierung geht. Auch in Zukunft wird die Möglichkeit bestehen, einem Bürojob tatsächlich im Homeof- fice nachzugehen. Nicht nur der Arbeitsmarkt wird digitaler, sondern in langsamen Schritten auch das Bildungssystem. Vielleicht mag an einigen Schulen der Online-Unterricht eher semi-optimal verlaufen sein, aber die Digitalisierung kann den Unterricht flexibler machen.

Die junge Generation hat es gerade schwer. Aber wir bleiben positiv. Meine Generation ist stark und pragmatisch. Eine andere Generation hat einst die Folgen des Zweiten Weltkriegs bewältigen müssen und es geschafft. Das war viel schwerer. Wir schaffen das jetzt also schon. Aber wir würden uns dabei schon eine Bundesregierung wünschen, die in der Krise auch die jungen Menschen nicht vergisst. Wir sind auch noch da!

 

Noreen Thiel (17). ist seit 2019 FDP- Mitglied und macht seit der Landtagswahl in Brandenburg Social Media Campaigning für die Jungen Liberalen.

 

 

Dieser Artikel ist ein Auszug aus der Liberal, die am 1. September erscheint.